Der "Triumphus humanae stultitiae vel Tylus Saxo" (1558) des Humanisten Ioannes Nemius ist die erste lateinische Fassung der Eulenspiegelschwänke und deren erste Version in gebundener Sprache in einem in sich geschlossenen Zusammenhang. Das Gedicht wird hier erstmalig in einer modernen Ausgabe mit Kommentar, Übersetzung und begleitenden Studien vorgelegt. Der "Triumphus" nimmt eine entscheidende Stellung in der Eulenspiegelrezeption und in der Entwicklung und Verbreitung frühmoderner Volksliteratur ein. Das Gedicht legt ein beredtes Zeugnis zum Nachleben der Antike im Humanismus ab, wobei dem Autor die "Ars Poetica" des Horaz als Richtschnur diente. Zur Charakteristik Eulenspiegels griff Nemius außerdem auf die griechische Mythologie, die nachklassische griechische Volksliteratur und die römische Komödie und Satire zurück. Weiterhin steht das Gedicht in besonderer Nähe zu Erasmus und dessen "Lob der Torheit". Es ist somit eine gelungene Synthese der hohen Renaissancekultur und der Tradition der populären Dichtung, wie sie über das Mittelalter bis in die Antike zurückreicht. Auch gebührt Nemius' Gedicht hohes Interesse für die Impulse, die es der nachfolgenden Eulenspiegelliteratur gab, z.B. Fischarts "Eulenspiegel Reimenweiss". Der Band, der auch eine Biographie des Autors, eine Darstellung seines Kreises und einen Überblick über die Druckgeschichte des "Triumphus" enthält, legt eine erste systematische Interpretation des Gedichts vor und erweitert den Blickwinkel der Eulenspiegelforschung auf Mittelalter und Antike.