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Literatur wie eine Nacht im FreienEs ist ein Ort, an dem die Arbeit für gewöhnlich hart, Geld knapp und die Natur prächtig ist, durchgezogen vom Band des Yellowstone River, mit den Rockies am Horizont. Für die Männer in Callan Winks Stories ist es der letzte beste Ort und ihr Zuhause. Doch jeder von ihnen läuft Gefahr, in der Weite des heutigen American West verloren zu gehen: Einer bezahlt einen Faustschlag mit zwei Jahren Gefängnis. Ein anderer schmeißt alles hin, um auf einer Farm zu schuften. Und noch ein anderer befreit aus Mitleid einen Hund, kurze Zeit später flieht er vor zwei…mehr

Produktbeschreibung
Literatur wie eine Nacht im FreienEs ist ein Ort, an dem die Arbeit für gewöhnlich hart, Geld knapp und die Natur prächtig ist, durchgezogen vom Band des Yellowstone River, mit den Rockies am Horizont. Für die Männer in Callan Winks Stories ist es der letzte beste Ort und ihr Zuhause. Doch jeder von ihnen läuft Gefahr, in der Weite des heutigen American West verloren zu gehen: Einer bezahlt einen Faustschlag mit zwei Jahren Gefängnis. Ein anderer schmeißt alles hin, um auf einer Farm zu schuften. Und noch ein anderer befreit aus Mitleid einen Hund, kurze Zeit später flieht er vor zwei bewaffneten Verrückten quer über die Felsen durch die Nacht, barfuß und nackt ...Callan Wink hat ein Buch über Sehnsucht, Schuld und das Kräftemessen mit der Natur geschrieben. »Der letzte beste Ort« ist der fulminante Auftakt eines Erzählers, der Richard Ford und Philipp Meyer nachfolgt. Durchwirkt von der Ehrfurcht gegenüber der Schönheit seiner Heimat, in einer Sprache von kristalliner Vehemenz.
Autorenporträt
Callan Wink, geboren 1984, arbeitetseit seinem neunzehnten Lebensjahr als Fly Fishing Guide auf dem Yellowstone River in Montana. Seine unverlangt eingesandte Erzählung Hund Lauf Mond wurde im New Yorker abgedruckt und machte ihn schlagartig bekannt. Der letzte beste Ort, sein Erzählungsband und internationales Debüt, erschien 2016.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 29.11.2016

Hier kannst du
nicht bleiben
Callan Wink erzählt vom ländlichen Amerika
Es gibt Szenen in diesem Buch, die sich einprägen: ein nackter Mann, der, einen Hund an seiner Seite, mit zerschundenen Füßen vor zwei Verfolgern über die Sandsteinfelsen ins Gebirge flieht. Eine Frau, die weinend auf der Flanke einer ihrer Ochsen sitzt, den jemand erschossen und vor ihre Tür geschleift hat. Oder ein Mann, der in historischer Uniform im Schlamm liegt und den Tod von General Custer in der Schlacht am Little Bighorn nachspielt.
  Es sind archaische, wuchtige Bilder, die der 1984 geborene Callan Wink in seinem Debütband entwirft. Und doch ist keine der insgesamt neun Short Storys auf den Knalleffekt hingeschrieben. Wie selbstverständlich geschieht hier das Absonderliche, das Erschreckende und auch das Brutale; es gleitet in den Alltag der Figuren hinein und setzt sich dort unauslöschlich fest. Die Gewalt, die sämtliche Texte grundiert, hat keinen apokalyptischen Überbau wie beispielsweise bei Cormac McCarthy. Sie gehört zum Leben wie das Fischen, das Essen oder das Lieben. Die beiläufige Inszenierung des Spektakulären ist technisch geschickt arrangiert und sprachlich fesselnd gestaltet.
  Callan Wink arbeitet als Fishing Guide auf dem Yellowstone River in Montana, und eben dort, in der Schönheit des karg besiedelten Landes, hat er auch seine Erzählungen angesiedelt, die immer wieder auf die vermeintliche Erfahrung von Freiheit, Abenteuer und Selbsterprobung anspielen, ohne dem Klischee in die Falle zu gehen. Winks Figuren sind nicht die klassischen sozial unterprivilegierten Außenseiter, die noch einmal alles auf eine Karte setzen und nichts zu verlieren haben. Sie haben im Gegenteil Berufe, familiäre Zusammenhänge, Bindungen. Aber etwas fehlt, etwas ist aus dem Lot geraten, und die Grundstimmung ist eher Apathie als die Aggressivität, von der derzeit im Blick auf die amerikanische Provinz so oft die Rede ist.
  Zum Beispiel Rand, ein Mann mittleren Alters, der im Auftrag einer Baufirma für die Umsetzung von Luxusprojekten verantwortlich ist. Eine Freundin hatte Rand seit Jahrzehnten nicht mehr; manchmal geht er in einen koreanischen Massagesalon, wo die Frauen ihn beinahe mütterlich umsorgen. Wenn er am Abend nach Hause kommt, schaltet er den Fernseher an; „er fand nicht, dass seinem Leben etwas fehlte, auf jeden Fall gab es keine Löcher, die ein Hund nicht füllen könnte.“ Eine rein mechanische Existenz, getrimmt auf regelmäßige Abläufe: „Er konnte sich nicht beschweren – er hatte ein eigenes Haus, ein Angelboot, und sein Pick-up war abbezahlt – bloß wusste er mittlerweile am Tagesende nicht unbedingt immer, was genau er gemacht hatte.“ Die Gleichförmigkeit wird durchbrochen, als Rand eine Gruppe mexikanischer Arbeiter nötigt, an einem Feiertag bei schneidender Kälte eine Sonderschicht einzulegen. Das Heizgerät, das er ihnen in den Rohbau stellt, ist defekt. Vier Männer sterben an einer Kohlenmonoxidvergiftung. Und plötzlich sieht Rand sich gezwungen, nicht nur für sein eigenes, sondern auch für die Leben der gestorbenen Arbeiter eine Geschichte zu formulieren.
  Um Ausbrüche geht es immer wieder: Ein Lehrer nimmt in den Sommerferien einen Job auf einer bizarren Farm an, auf der man für horrendes Geld exotische Tiere jagen kann. Als er den Besitzer der Farm nach Ablauf der befristeten Arbeitszeit nach einer dauerhaften Anstellung fragt, bekommt er die für solche Fälle zurechtgelegte Standardantwort zu hören: „Du musst zwar nicht nach Hause gehen, aber hier kannst du auch nicht bleiben.“ Ambivalenzen dieser Art bestimmen das Grundgefühl, in dem die Menschen sich eingerichtet haben. Ein trügerischer Zustand. Perry, jener Mann, der alljährlich beim sogenannten Reenactment die Schlacht am Little Bighorn wieder aufleben lässt, hat mit ebenso großer Selbstverständlichkeit gewohnheitsmäßigen Sex mit einer der einheimischen Laiendarstellerinnen, wie er unmittelbar nach dem Liebesakt mit seiner Frau telefoniert, die soeben die Diagnose Brustkrebs erhalten hat.
  Wink urteilt nicht moralisch. Seine Erzählstimme ist lakonisch, geradezu ungerührt. Und eben aus dieser emotionalen Distanz heraus gelingen Wink die stärksten Szenen, in denen das Detail, das nebenbei Erzählte unversehens Gewicht bekommt. „Der letzte beste Ort“ ist ein überzeugendes, kraftvolles Debüt. Es gibt darin keinen Text, der qualitativ abfällt. In den bestechenden Momenten verschmelzen die Charaktere und die Landschaft zu einer Einheit. Dass Wink nicht den Versuch unternimmt, in die Undurchdringlichkeit dieses Wildwuchses mit simplen psychologischen Erklärungen Schneisen zu schlagen, ist ihm hoch anzurechnen. Wenn es so etwas gibt wie wuchtige Dezenz, dann ist sie hier zu erleben.
CHRISTOPH SCHRÖDER
Mit diesen Short Storys ist
Callan Wink ein kraftvolles,
Debüt gelungen
              
  
  
Callan Wink:
Der letzte beste Ort.
Stories. Aus dem Englischen von Hannes Meyer.
Suhrkamp Verlag, Berlin 2016. 281 Seiten, 22 Euro. E-Book 18,99 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Gibt es "wuchtige Dezenz"?, fragt sich Christoph Schröder am Ende dieser Erzählungen, mit denen der amerikanische Erzähler Callan Wink laut Schröder ein kraftvolles, aber eben auch zurückhaltendes Debüt gegeben habe. Winks Geschichten erzählen von Menschen, deren Leben aus dem Lot geraten sei, erklärt der Rezensent, doch auch wenn sie alle im amerikanischen Hinterland angesiedelt seien, herrsche in ihnen weniger die viel zitierte Aggressivität als vielmehr Apathie. Besonders auffällig findet der Rezensent, wie beiläufig Wink das Spektakuläre inszeniert. Das Gewaltvolle und Erschreckende ereigne sich hier wie selbstverständlich. Und besonders ein Satz bleibt ihm haften, den ein Saisonarbeiter am Ende des Sommers zu hören bekommt: "Du musst nicht nach Hause gehen, aber hier kannst Du nicht bleiben."

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»Wie selbstverständlich geschieht hier das Absonderliche, das Erschreckende und auch das Brutale ... Die beiläufige Inszenierung des Spektakulären ist technisch geschickt arrangiert und sprachlich fesselnd gestaltet. ... Der letzte beste Ort ist ein überzeugendes, kraftvolles Debüt.« Christoph Schröder Süddeutsche Zeitung 20161129