Eine hochspannende Schatzsuche, eine atemberaubende Verschwörungsgeschichte
Alexander Salem ist als routinierter Auftrags-Dieb gut im Geschäft. Doch als er aus einem Hotel in Monaco einen kostbaren Briefumschlag entwenden soll, begeht er einen folgenschweren Fehler. Seine letzte Chance ist, an einer ominösen Schatzsuche teilzunehmen, die ihn weit in die eigene Vergangenheit und in die Abgründe des 20. Jahrhunderts führen wird.
Diebstahl ist eine Kunst voll diskreter Eleganz. Aber wer beherrscht sie heutzutage noch? Nach dem Erfolgsroman 'Grand Tour' hat Steffen Kopetzky ein Großpanorama des Stehlens entworfen: Ihres Lebenssinns verlustig gegangene Ex-Geheimdienstagenten, über Schreibblockaden irre gewordene Heftchenromanautoren und eine Handvoll verzweifelt anständig Gebliebener liefern sich einen erbitterten Wettlauf um ein Geheimnis, von dem niemand weiß, ob es nicht lediglich erfunden ist. Ein abenteuerlicher Roman über die verborgenen Dinge in einem selbst und in der Welt, eine Kulturgeschichte der Schließtechnik und eine hochspannende Schatzsuche, ein Epos von Schuld, Gier und der ewigen Verlockung des Verschlossenen.
"Ein großer Wurf." Focus über "Grand Tour" "Ein witziges, weises, gewagtes, abenteuerliches - kurz: ganz und gar hinreißendes Buch." stern über "Grand Tour"
Alexander Salem ist als routinierter Auftrags-Dieb gut im Geschäft. Doch als er aus einem Hotel in Monaco einen kostbaren Briefumschlag entwenden soll, begeht er einen folgenschweren Fehler. Seine letzte Chance ist, an einer ominösen Schatzsuche teilzunehmen, die ihn weit in die eigene Vergangenheit und in die Abgründe des 20. Jahrhunderts führen wird.
Diebstahl ist eine Kunst voll diskreter Eleganz. Aber wer beherrscht sie heutzutage noch? Nach dem Erfolgsroman 'Grand Tour' hat Steffen Kopetzky ein Großpanorama des Stehlens entworfen: Ihres Lebenssinns verlustig gegangene Ex-Geheimdienstagenten, über Schreibblockaden irre gewordene Heftchenromanautoren und eine Handvoll verzweifelt anständig Gebliebener liefern sich einen erbitterten Wettlauf um ein Geheimnis, von dem niemand weiß, ob es nicht lediglich erfunden ist. Ein abenteuerlicher Roman über die verborgenen Dinge in einem selbst und in der Welt, eine Kulturgeschichte der Schließtechnik und eine hochspannende Schatzsuche, ein Epos von Schuld, Gier und der ewigen Verlockung des Verschlossenen.
"Ein großer Wurf." Focus über "Grand Tour" "Ein witziges, weises, gewagtes, abenteuerliches - kurz: ganz und gar hinreißendes Buch." stern über "Grand Tour"
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 05.02.2009Über den Dächern von Neukölln
Kunsthandwerker in der Krise: Steffen Kopetzkys Schlüsselroman "Der letzte Dieb" öffnet Geheimtüren und entsperrt sämtliche Riegel. Versteckte Schätze und verborgene Räume aber tun sich partout nicht auf.
Vor ein paar Jahren noch war Steffen Kopetzky ein Berliner Literaturdandy, der mit poliertem Eierkopf und nonchalanter Großspurigkeit provozierte. In seinem Opus magnum "Grand Tour oder die Nacht der Großen Complication" schickte er einen Schlafwagenschaffner durch das alte Europa der Luxuszüge und ehrlichen Chronometer; die "Große Complication", ein Meisterstück Schweizer Uhrmacherkunst, stand auch für seine postmodern verschraubte Erzähltechnik.
Dann aber geriet Kopetzkys Zug aufs Abstellgleis; seine Unruh tickte nicht mehr richtig. Zu viel Nikotin, Alkohol, hektische Zerstreuung: die Leichtigkeit des Anfangs, die unverschämte Unschuld der Jugend waren wie weggeblasen. Von Überdruss und Selbstzweifeln blockiert, zog sich Kopetzky in seine Heimatstadt Pfaffenhofen zurück, um im Eigenheim mit Frau und Kind, an den Graswurzeln von Familie und Provinz, wieder festen Boden unter nicht mehr ganz so großem Fuße zu gewinnen. Heute sitzt er für die SPD im Gemeinderat von Pfaffenhofen, und wo er früher champagnerselig die Bonner Biennale organisierte, sticht der ehrenamtliche Kulturreferent für Kirchweih- und Volksfeste jetzt in der Lederhose das Bierfass bei der Dult an. Persönlich hat ihm diese Reduktion Berliner Komplexität offenbar gutgetan; seinem Werk nicht so ganz.
"Grand Tour" war monströs, anstrengend, überladen, aber auch pfiffig und originell. "Der letzte Dieb" ist ein nur 480 Seiten starkes Produkt der Krise. Was damals die Exkurse über Uhren- und Eisenbahnwesen waren, ist diesmal die "Vermittlung schließtechnischen Wissens" über Hebel- und Bügelschlösser. "Sicherheit ist eine Illusion": Professionelle Schlüsseldienstleister oder auch die "Sportsfreunde der Sicherheitstechnik" knacken alle Schlösser und Codes. Wie in einem Uhrwerk die Rädchen müssen in der höheren Schließtechnik Spanner und Fühler, Bohrmuldenzylinder, Riegel und Stifte perfekt ineinandergreifen. Kopetzky konstruiert seinen Roman als Schloss mit fünf Stiften; am Ende soll der hermeneutische Universaldietrich alle Türen entriegeln.
Bei dem Meisterdieb Alexander Salem genügte auch ein einfacher autobiographischer Schlüssel: Der Wiedergänger von Arsène Lupin ist ein Selbstporträt des an sich selbst zweifelnden Künstlers. Anfangs ist Salem ein mondäner Dandy im Vollgefühl seiner artistischen und technischen Fähigkeiten, der in den Luxushotels von Monte Carlo und Paris komplizierte Brüche auf Bestellung ausführt. Der stilsichere letzte Dieb fährt Porsche, trägt Louis-Vuitton-Koffer und Maßhemden und raucht die extravagante Zigarettenmarke, der er seinen Namen verdankt.
Für die Hässlichkeit und Banalität seiner Zeitgenossen hat er nur Hohn übrig: "Sie waren so schlecht angezogen, dass man sie glatt für Deutsche hätte halten können." Dann aber begeht Salem einen Anfängerfehler, der ihn an seiner Kunst und seinem savoir vivre irre werden lässt und zur überstürzten Flucht zwingt. Erst in Neukölln findet er seine Seelenruhe wieder: Vom Vater und von einem alten Jugendfreund aus höchster Not gerettet, beginnt er ein neues Leben als ehrbarer Schlüsselladenhüter, guter Sohn und Familienvater.
Auch die zweite Hauptfigur lässt sich über autobiographische Hintertürchen erschließen. Hawk Browning, ein exzentrischer Pulp-Fiction-Autor mit berufsbedingter Paranoia und akutem writer's block, sucht verzweifelt nach dem Schlussstein für seinen Romanzyklus um Luzifer Camden, einen Gralssucher in der Tradition von Indiana Jones. Eingeschlossen in seine verdunkelte New Yorker Wohnung, verwechselt er zunehmend Realität und Fiktion, postmoderne Zeichen und alltägliche Wunder, Thomas Pynchons Großverschwörungen mit Dan Browns konspirativen Schnitzeljagden. Erst als er das Plagiat als letzte authentische Kunstform entdeckt und hemmungslos klaut, kann er seine stockende Kreativität wieder flottmachen. Ähnlich ungeniert, plündert auch Kopetzkys Genremix aus Familien-, Groschen- und Berlin-Roman, Agenten- und Mystery-Thriller, Hitchcock-Filme und B-Movies, Zeitungsmeldungen und Goethes "Reineke-Code": Fröhlich verquickt er Atlantis-Mythen mit James-Bond-Gimmicks, verschollene Nazi-Schätze mit Himmlers germanischer Welteislehre.
Salem ist der Stift, der handwerkliche Kompetenz und die Sehnsucht nach dem "schönen Zustand" einbringt, Browning der verwirrte Kopf der "Operation Nordpol". Komplettiert wird der dreigliedrige Schließzylinder durch eine ehemalige DDR-Meisterschwimmerin, die von Joscha Lux (alias Mischa Wolf) in die Kunst der Spionage eingeführt wurde. Johanna ist im Besitz der Schatzkarte; allerdings hat sie, ganz im Sinne des bei dem Entfesselungskünstler Houdini entlehnten Mottos ("My brain is the key, that sets me free"), die Planskizze in einem "privaten De-Digitalisierungsprojekt" vernichtet und nur als Kopie in ihrem Kopf gespeichert. Weil ihr fotografisches Gedächtnis von den Rändern her verschwimmt, verläuft die Schatzsuche im märkischen Sand.
Ähnliches lässt sich auch von dem Roman des Meisterdiebs Kopetzky sagen. Die Rädchen greifen nicht ineinander, die dünnen, labyrinthisch verschachtelten Erzählstränge zerfransen und verheddern sich in Abschweifungen über Waschbären, die Familie Grimaldi, Briefmarken, Kartoffelkäfer und Spaghettisaucen. Das "Sammelsurium wild durcheinander agierender Plots" ist im Einzelnen nicht ohne Reiz, im Ganzen aber konfus und langatmig. Perspektivwechsel und Cliffhanger führen ins Leere, Figuren und Leitmotive tauchen auf und verschwinden wieder, ohne Kontur und Struktur zu gewinnen: Die Jagd nach dem McGuffin des Nazi-Goldes und das Erzählprinzip folgenloser Verzettelung zehren alle Ansätze gediegener Erzählkunst auf.
Dabei outet sich Kopetzky wieder einmal als Sportsfreund des soliden alten Kunsthandwerks, anachronistisch aus Überzeugung und Neigung. Seine Figuren ziehen das alte Bakelit-Telefon jedem Handy, den Paternoster dem Lift, den rostigen Bartschlüssel dem BKS-Sicherheitsschloss vor. Salem zumal schätzte alte Weine und seinen Oldtimer über alles; nichts wirkt bei Fälschern, Tricksern und Schränkern "überzeugender als ein von starken Gebrauchsspuren gezeichnetes relativ altes Gerät".
Es gibt sie noch, die guten alten, handgemachten Dinge, aber nicht in diesem schlampig lektorierten Gaunerroman. Die Sprache ist teils parfümiert-verschmockt, teils nachlässig-routiniert; die Metaphern sind abgenutzt, die Motive aus zweiter Hand geklaut. Am Ende wird der Kopetzky-Code unter Einsatz kryptologischer Entschlüsselungs- und "alternativer Öffnungstechniken" in einem Berliner Bunker geknackt. Alle Geheimtüren sind offen, alle Riegel entsperrt, aber von ungehobenen Schätzen oder verborgenen Räumen ist weit und breit keine Spur.
MARTIN HALTER
Steffen Kopetzky: "Der letzte Dieb". Roman. Luchterhand Verlag, München 2008. 478 S., geb., 19,95 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Kunsthandwerker in der Krise: Steffen Kopetzkys Schlüsselroman "Der letzte Dieb" öffnet Geheimtüren und entsperrt sämtliche Riegel. Versteckte Schätze und verborgene Räume aber tun sich partout nicht auf.
Vor ein paar Jahren noch war Steffen Kopetzky ein Berliner Literaturdandy, der mit poliertem Eierkopf und nonchalanter Großspurigkeit provozierte. In seinem Opus magnum "Grand Tour oder die Nacht der Großen Complication" schickte er einen Schlafwagenschaffner durch das alte Europa der Luxuszüge und ehrlichen Chronometer; die "Große Complication", ein Meisterstück Schweizer Uhrmacherkunst, stand auch für seine postmodern verschraubte Erzähltechnik.
Dann aber geriet Kopetzkys Zug aufs Abstellgleis; seine Unruh tickte nicht mehr richtig. Zu viel Nikotin, Alkohol, hektische Zerstreuung: die Leichtigkeit des Anfangs, die unverschämte Unschuld der Jugend waren wie weggeblasen. Von Überdruss und Selbstzweifeln blockiert, zog sich Kopetzky in seine Heimatstadt Pfaffenhofen zurück, um im Eigenheim mit Frau und Kind, an den Graswurzeln von Familie und Provinz, wieder festen Boden unter nicht mehr ganz so großem Fuße zu gewinnen. Heute sitzt er für die SPD im Gemeinderat von Pfaffenhofen, und wo er früher champagnerselig die Bonner Biennale organisierte, sticht der ehrenamtliche Kulturreferent für Kirchweih- und Volksfeste jetzt in der Lederhose das Bierfass bei der Dult an. Persönlich hat ihm diese Reduktion Berliner Komplexität offenbar gutgetan; seinem Werk nicht so ganz.
"Grand Tour" war monströs, anstrengend, überladen, aber auch pfiffig und originell. "Der letzte Dieb" ist ein nur 480 Seiten starkes Produkt der Krise. Was damals die Exkurse über Uhren- und Eisenbahnwesen waren, ist diesmal die "Vermittlung schließtechnischen Wissens" über Hebel- und Bügelschlösser. "Sicherheit ist eine Illusion": Professionelle Schlüsseldienstleister oder auch die "Sportsfreunde der Sicherheitstechnik" knacken alle Schlösser und Codes. Wie in einem Uhrwerk die Rädchen müssen in der höheren Schließtechnik Spanner und Fühler, Bohrmuldenzylinder, Riegel und Stifte perfekt ineinandergreifen. Kopetzky konstruiert seinen Roman als Schloss mit fünf Stiften; am Ende soll der hermeneutische Universaldietrich alle Türen entriegeln.
Bei dem Meisterdieb Alexander Salem genügte auch ein einfacher autobiographischer Schlüssel: Der Wiedergänger von Arsène Lupin ist ein Selbstporträt des an sich selbst zweifelnden Künstlers. Anfangs ist Salem ein mondäner Dandy im Vollgefühl seiner artistischen und technischen Fähigkeiten, der in den Luxushotels von Monte Carlo und Paris komplizierte Brüche auf Bestellung ausführt. Der stilsichere letzte Dieb fährt Porsche, trägt Louis-Vuitton-Koffer und Maßhemden und raucht die extravagante Zigarettenmarke, der er seinen Namen verdankt.
Für die Hässlichkeit und Banalität seiner Zeitgenossen hat er nur Hohn übrig: "Sie waren so schlecht angezogen, dass man sie glatt für Deutsche hätte halten können." Dann aber begeht Salem einen Anfängerfehler, der ihn an seiner Kunst und seinem savoir vivre irre werden lässt und zur überstürzten Flucht zwingt. Erst in Neukölln findet er seine Seelenruhe wieder: Vom Vater und von einem alten Jugendfreund aus höchster Not gerettet, beginnt er ein neues Leben als ehrbarer Schlüsselladenhüter, guter Sohn und Familienvater.
Auch die zweite Hauptfigur lässt sich über autobiographische Hintertürchen erschließen. Hawk Browning, ein exzentrischer Pulp-Fiction-Autor mit berufsbedingter Paranoia und akutem writer's block, sucht verzweifelt nach dem Schlussstein für seinen Romanzyklus um Luzifer Camden, einen Gralssucher in der Tradition von Indiana Jones. Eingeschlossen in seine verdunkelte New Yorker Wohnung, verwechselt er zunehmend Realität und Fiktion, postmoderne Zeichen und alltägliche Wunder, Thomas Pynchons Großverschwörungen mit Dan Browns konspirativen Schnitzeljagden. Erst als er das Plagiat als letzte authentische Kunstform entdeckt und hemmungslos klaut, kann er seine stockende Kreativität wieder flottmachen. Ähnlich ungeniert, plündert auch Kopetzkys Genremix aus Familien-, Groschen- und Berlin-Roman, Agenten- und Mystery-Thriller, Hitchcock-Filme und B-Movies, Zeitungsmeldungen und Goethes "Reineke-Code": Fröhlich verquickt er Atlantis-Mythen mit James-Bond-Gimmicks, verschollene Nazi-Schätze mit Himmlers germanischer Welteislehre.
Salem ist der Stift, der handwerkliche Kompetenz und die Sehnsucht nach dem "schönen Zustand" einbringt, Browning der verwirrte Kopf der "Operation Nordpol". Komplettiert wird der dreigliedrige Schließzylinder durch eine ehemalige DDR-Meisterschwimmerin, die von Joscha Lux (alias Mischa Wolf) in die Kunst der Spionage eingeführt wurde. Johanna ist im Besitz der Schatzkarte; allerdings hat sie, ganz im Sinne des bei dem Entfesselungskünstler Houdini entlehnten Mottos ("My brain is the key, that sets me free"), die Planskizze in einem "privaten De-Digitalisierungsprojekt" vernichtet und nur als Kopie in ihrem Kopf gespeichert. Weil ihr fotografisches Gedächtnis von den Rändern her verschwimmt, verläuft die Schatzsuche im märkischen Sand.
Ähnliches lässt sich auch von dem Roman des Meisterdiebs Kopetzky sagen. Die Rädchen greifen nicht ineinander, die dünnen, labyrinthisch verschachtelten Erzählstränge zerfransen und verheddern sich in Abschweifungen über Waschbären, die Familie Grimaldi, Briefmarken, Kartoffelkäfer und Spaghettisaucen. Das "Sammelsurium wild durcheinander agierender Plots" ist im Einzelnen nicht ohne Reiz, im Ganzen aber konfus und langatmig. Perspektivwechsel und Cliffhanger führen ins Leere, Figuren und Leitmotive tauchen auf und verschwinden wieder, ohne Kontur und Struktur zu gewinnen: Die Jagd nach dem McGuffin des Nazi-Goldes und das Erzählprinzip folgenloser Verzettelung zehren alle Ansätze gediegener Erzählkunst auf.
Dabei outet sich Kopetzky wieder einmal als Sportsfreund des soliden alten Kunsthandwerks, anachronistisch aus Überzeugung und Neigung. Seine Figuren ziehen das alte Bakelit-Telefon jedem Handy, den Paternoster dem Lift, den rostigen Bartschlüssel dem BKS-Sicherheitsschloss vor. Salem zumal schätzte alte Weine und seinen Oldtimer über alles; nichts wirkt bei Fälschern, Tricksern und Schränkern "überzeugender als ein von starken Gebrauchsspuren gezeichnetes relativ altes Gerät".
Es gibt sie noch, die guten alten, handgemachten Dinge, aber nicht in diesem schlampig lektorierten Gaunerroman. Die Sprache ist teils parfümiert-verschmockt, teils nachlässig-routiniert; die Metaphern sind abgenutzt, die Motive aus zweiter Hand geklaut. Am Ende wird der Kopetzky-Code unter Einsatz kryptologischer Entschlüsselungs- und "alternativer Öffnungstechniken" in einem Berliner Bunker geknackt. Alle Geheimtüren sind offen, alle Riegel entsperrt, aber von ungehobenen Schätzen oder verborgenen Räumen ist weit und breit keine Spur.
MARTIN HALTER
Steffen Kopetzky: "Der letzte Dieb". Roman. Luchterhand Verlag, München 2008. 478 S., geb., 19,95 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Großes Vergnügen hat Jutta Person die Lektüre von Steffen Kopetzkys neuem Roman "Der letzte Dieb" bereitet. Die verwickelte Handlung, in der ein Gentelmandieb, eine DDR-Agentin, ein Nazi-Schatz, ein durchgeknallter Schriftsteller, ein Waschbär und der Berliner Stadtteil Neukölln die Hauptrollen spielen, gleicht in ihren Augen einer fantastischen "480-Seiten Schnitzeljagd". Immer wieder fühlt sie sich bei der Lektüre an Thomas Pynchon und Indiana Jones erinnert. Sie beschreibt das Werk als einen Genre-Mix, bei dem die Versatzstücke zu ihrer Freude überaus smart zusammengefügt sind. Ähnlich wie bei seinem Roman "Grand Tour" sieht sie auch "Der letzte Dieb" auf dem "Prinizp der Akkumulation" basieren, das für den postmodernen Roman kennzeichnend ist. Sie hebt indes hervor, dass bei Kopetzky die Welt nicht aus den Fugen ist und die verwirrenden Verwicklungen ironisch-spielerisch aufgelöst werden.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH