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Jannis Georgiadis, Sohn eines Bauern aus Griechenland, verlässt seine Heimat Mitte der sechziger Jahre, um seiner Jugendliebe nach Schweden zu folgen. Vorübergehend findet er dort das Paradies: Er träumt von einem Studium der Hydrologie und verliebt sich in das schwedische Kindermädchen. Doch als sich viel zu früh ein Kind einstellt, scheitert nicht nur eine der Zukunftsvisionen des griechischen Gastarbeiters. Aris Fioretos' Geschichte über Familie, Migration, Erinnerungen und Lebenslügen ist ein virtuoser Roman über das 20. Jahrhundert in Europa.

Produktbeschreibung
Jannis Georgiadis, Sohn eines Bauern aus Griechenland, verlässt seine Heimat Mitte der sechziger Jahre, um seiner Jugendliebe nach Schweden zu folgen. Vorübergehend findet er dort das Paradies: Er träumt von einem Studium der Hydrologie und verliebt sich in das schwedische Kindermädchen. Doch als sich viel zu früh ein Kind einstellt, scheitert nicht nur eine der Zukunftsvisionen des griechischen Gastarbeiters. Aris Fioretos' Geschichte über Familie, Migration, Erinnerungen und Lebenslügen ist ein virtuoser Roman über das 20. Jahrhundert in Europa.
Autorenporträt
Aris Fioretos, geb. 1960 als Sohn griechisch-österreichischer Eltern im schwedischen Göteborg. Nach Studien- und Forschungsjahren im Ausland Arbeit nun als Schriftsteller in Stockholm und Berlin. Veröffentlichung mehrerer Prosa- und Essaybände sowie Romanen; Übersetzungen von u. a. Paul Auster, Friedrich Hölderlin und Vladimir Nabokov ins Schwedische.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 25.03.2011

Der Held als Krocketspieler
Aris Fioretos liest im Frankfurter Literaturhaus

Aris Fioretos heißt der Autor des Romans "Der letzte Grieche". Und Aris Fioretos heißt auch der fiktive Herausgeber, dem der Holzkasten mit den Karteikarten in die Hände fällt, auf denen das Supplement zur "Enzyklopädie der Auslandsgriechen" fein säuberlich notiert ist. Das besagte Supplement ist mit dem Roman identisch, bis hin zur Gliederung: eine Karteikarte, ein Abschnitt. Aber der Herausgeber Fioretos ist natürlich nicht der Romanautor Fioretos, der im Literaturhaus Frankfurt sitzt und für den der Haustechniker immer neue Stuhlreihen im Lesekabinett aufstellen muss.

So verworren, wie es klingt, ist es nicht. "Ich glaube, dass 3,5 Prozent des Buches wahr sind", sagt der Autor Fioretos, und die seien überall verstreut wie Gewürze. Der Herausgeber Fioretos dagegen ist sich sehr viel unsicherer über die Trennung von Wahrheit und Fiktion, Geschichtsschreibung und Literatur. Halten wir uns also an die Rahmendaten: Es ist die Geschichte von Jannis Georgiadis, geboren im Dorf Áno Potamiá als Sohn eines Bauern und als Enkel der Despina Bakirikas aus Smyrna, dem heutigen Izmir. Aus der Stadt an der kleinasiatischen Mittelmeerküste werden die Griechen im Jahr 1922 vertrieben, wenn sie nicht getötet werden. Im Jahr darauf fliehen alle Griechen aus der Türkei, und alle Muslime verlassen Griechenland. Später gehen sie dann freiwillig ins Ausland, als Gastarbeiter, Jannis nach Schweden, er verliebt sich dort in eine Einheimische, und was gewaltsam und unter Blutvergießen getrennt wurde, vermischt sich wieder.

Nationale Identität, sagte Fioretos einmal, sei in seiner Familie immer als etwas wahrgenommen worden, das nur für andere galt. Als Sohn eines Griechen und einer Österreicherin kam er in Schweden zur Welt, lernte zunächst Deutsch als Muttersprache, dann Griechisch als Vatersprache. Selbst wählte er sich im Alter von vier Jahren das Schwedische und etablierte es als Familiensprache. Dadurch wurde er für seine Eltern früh zur Autorität in Sprachangelegenheiten. Heute lebt er in Berlin und spricht vor allem Deutsch. Das Schwedische aber ist es, das für ihn am meisten durch Erfahrungen und Erinnerungen belastet ist - eine gute Voraussetzung, um in dieser Sprache zu schreiben.

Smyrna also, die Vertreibung, die Katastrophe. "Griechenland ist in den letzten 150 Jahren durch und durch von Katastrophen geprägt", sagt Fioretos. Ein guter Anlass für die Griechen, in der ein oder anderen Form zu Helden zu werden. Schon auf dem Umschlag des Buches sieht man ihn, den Griechen, auf den Krocketschläger gestützt wie Herakles auf die Keule. Und es heißt Herakles, nicht Herkules! Darauf legt Fioretos Wert: "Wir waren da schließlich die Ersten." Nur, dass Herakles zwölf Heldentaten vorweisen kann und der Krocketspieler gerade einmal zwölf Bogen durchschlagen hat, was eine vergleichsweise bescheidene Leistung darstellt. Trotzdem sind Katastrophen kein Grund zu verzweifeln. Das weiß man spätestens nach der Lektüre von "Der letzte Grieche". "Ich habe selten über ein traumatisches Geschehen so viel gelacht", sagte denn auch die Moderatorin des Abends, Sandra Kegel, Redakteurin im Feuilleton dieser Zeitung.

ANDREA DIENER

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Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension

Als "ungemein vokabelreichen und klugen Autor" empfiehlt uns Rezensent Christoph Schröder den Schriftsteller Aris Fioretos, dessen neuer Roman genau das einlöst, was Schröder sich von einem in Schweden aufgewachsenen und in Berlin lebenden Griechen verspricht: Welthaltigkeit. Und zwar nicht nur eine erlebte, sondern auch eine intellektuell durchdrungene. "Der letzte Grieche" erzählt eine recht vertrackte, vielleicht sogar ausufernde Familiengeschichte über mehrere Generationen von Auslandsgriechen, erklärt Schröder und warnt vorsichtig, dass Fioretos einerseits lineare Erzählstrukturen ablehnt, andererseits sich die Freiheit zu Pathos und Stilblüten nimmt, was dem Rezensenten tatsächlich die Lektüre nicht immer ganz leicht machte. Die "Lektionen in Sachen Glück, Verlust und Schmerz", die ihm Fioretos dabei erteilte, machen die Mühen allerdings mehr als wett, versichert der eingenommene Schröder.

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