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Ein massives Problem kommt auf uns zu, sagt Physiknobelpreisträger Robert B. Laughlin. In 200 Jahren sind alle fossilen Energievorräte unwiderruflich erschöpft - und das ist durch physikalische Gesetze vorgegeben. Die Menschen werden um die verbleibenden Ressourcen kämpfen. Deren Kinder werden ihre Wohnungen mit anderen Energiequellen beheizen und beleuchten müssen. Doch eines ist sicher: Zu den uns bekannten Energiequellen gibt es keine Alternative. In Zeiten vom Super-GAU in Fukushima und dem deutschen Atomausstieg hat Robert B. Laughlin ein so erhellendes wie provozierendes Buch geschrieben…mehr

Produktbeschreibung
Ein massives Problem kommt auf uns zu, sagt Physiknobelpreisträger Robert B. Laughlin. In 200 Jahren sind alle fossilen Energievorräte unwiderruflich erschöpft - und das ist durch physikalische Gesetze vorgegeben. Die Menschen werden um die verbleibenden Ressourcen kämpfen. Deren Kinder werden ihre Wohnungen mit anderen Energiequellen beheizen und beleuchten müssen. Doch eines ist sicher: Zu den uns bekannten Energiequellen gibt es keine Alternative. In Zeiten vom Super-GAU in Fukushima und dem deutschen Atomausstieg hat Robert B. Laughlin ein so erhellendes wie provozierendes Buch geschrieben über die neue Energiekrise und die nahezu verrückten Innovationen, auf die die Menschheit hoffen kann. Denn gerade in Deutschland verfügen wir über einzigartige technische Kompetenzen. Davon profitiert die ganze Welt - weil wir in dieser Krise alle in einem Boot sitzen.
Autorenporträt
Robert B. Laughlin, geboren 1950, ist Physik-Professor an der Stanford University, wo er nach Stationen am Massachusetts Institute of Technology und in Berkeley seit 1985 lehrt. 1998 bekam er für seine Arbeiten über den fraktionellen Quanten-Hall-Effekt den Nobelpreis für Physik. Er ist u.a. Fellow der American Academy of Arts and Sciences und lebt in Palo Alto, Kalifornien.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 16.04.2012

Die Energiekrise wird kommen und gnadenlos sein

Wie werden wir leben, wenn die fossilen Energiequellen aufgebraucht sind? Der Physiker und Nobelpreisträger Robert Laughlin glaubt die Antwort zu kennen und wartet mit unbequemen Wahrheiten auf.

Wir schreiben das Jahr 2212: Die weltweiten Öl-, Gas- und Kohlereserven sind restlos aufgebraucht, und so ist Treibstoff fast unerschwinglich teuer geworden. Nur noch wenige Menschen können es sich leisten zu verreisen. Man mietet sich üblicherweise Roboter vor Ort, die Bilder vom Sehnsuchtsort nach Hause übertragen. Die Menschen beheizen und beleuchten aber nach wie vor ihre Wohnungen und fahren Autos. Denn man hat gelernt, mit dem Mangel an fossilen Energieträgern zu leben und andere Energiequellen aufzutun. Treibstoffe werden beispielsweise aus Algen, Getreide oder Müll, Methangas wird aus Schweine- und Hühnerkot gewonnen. Der Strom kommt aus den Wüstenregionen, wo riesige Solarparks fast jede freie Flächen bedecken, und aus den Tiefen der Meere, wo in gewaltigen Tanks die auf der Erde gewonnene Energie gespeichert wird. Da elektrische Energie möglichst billig zu haben sein soll, wird die Kernenergie noch stärker genutzt als früher. Beim Kampf um preiswerte Energiequellen sind Natur und Umwelt die Verlierer.

Es ist ein recht ernüchternder Blick, den Robert Laughlin auf die Welt in zweihundert Jahren wirft. Seine Überzeugung, dass bis spätestens 2212 die heute primär von uns genutzten fossilen Energiequellen erschöpft sein werden, stützt der an der Stanford University in Pasadena forschende Physiker und Nobelpreisträger von 1998 auf Daten des Konzerns BP zum aktuellen Ölverbrauch in der Welt: Danach würden in spätestens sechzig bis achtzig Jahren die weltweiten Ölreserven aufgebraucht sein. Bei Gas dürfte es noch ein paar Jahrzehnte länger dauern, und Kohle wird wahrscheinlich in zweihundert Jahren endgültig zur Neige gehen. Die kommenden Jahrzehnte werden, so glaubt Laughlin, vom Kampf um die stets schwindenden Vorräte und von der Suche nach Ersatz für die fossilen Energieträger geprägt sein. Die meisten Menschen werden sich seiner Meinung nach in Zukunft eher für niedrige Energiekosten als für eine saubere Umwelt entscheiden. "Es werden auch künftig die Regeln der Ökonomie gelten und sogar noch in verschärftem Maße, je knapper das Öl wird."

Es sind solche provokanten Aussagen, mit denen der Autor bei vielen Lesern auf Widerspruch stoßen wird. Aber Laughlin der dafür bekannt ist, auf aktuelle Fragen aus der Wissenschaft und der Politik mit unpopulären Thesen zu antworten, nimmt das in Kauf. Denn er glaubt fest, dass beim bevorstehenden Ende der fossilen Energieträger die wirtschaftlichen Kräfte und Zwänge so stark werden, dass alle heute ergriffenen Maßnahmen für eine nachhaltige Energieversorgung wahrscheinlich über Bord gehen. Laughlin erklärt zwar, bei der Energiefrage keine unumstößlichen Meinung zu haben. Doch stellt er gleich zu Anfang klar, dass für ihn Energie und Klima verschiedene Themen sind. Das Energieproblem sei das einfacher zu lösende, aber auch das weitaus bedrohlichere Problem. Lange bevor wir in eine existenzbedrohende Klimakrise geraten, wird es eine Energiekrise geben. Alle neuen Funde von fossilen Ölvorkommen, einschließlich der riesigen Teersandvorkommen in Nordamerika, genügten nicht, die fallenden Fördermengen der Vereinigten Staaten auszugleichen, so eines seiner Argumente. Und so sucht man in dem Buch vergebens nach den hierzulande vieldiskutierten Wegen, wie die Erderwärmung noch zu stoppen ist.

Laughlin diskutiert dafür jene Energiequellen, die seiner Meinung nach den Energiehunger der Menschen in zweihundert Jahren am ehesten stillen werden können. Da er glaubt, dass sich auch in ferner Zukunft keine neuen Energiequellen auftun, sind seine Favoriten alte Bekannte: Biomasse, Wind- und Sonnenenergie, Geothermie sowie Kernenergie. Letztere wird nach Laughlin trotz aller bekannten Gefahren eine wichtige Säule der Stromversorgung bilden. Wenn die Kohle zu Ende geht, wird die Kernenergie "spottbillig" sein, günstiger als die Energie, die man durch Kernfusion wird erzeugen können, so seine These. Schnelle Brüter - Reaktoren also, die darauf ausgelegt sind, neuen Kernbrennstoff zu "erbrüten" - werden laut Laughlin eine wundersame Renaissance erleben, da man mit ihnen den Brennstoff Uran über die endlichen Reserven hinaus zur Verfügung hat.

Die Sonne wird neben der Wind- und Kernkraft eine weitere wichtige Säule der weltweiten Stromversorung sein. Man wird sie aber nach wie vor nur in Regionen nutzen können, die über überdurchschnittliche viel Sonneneinstrahlung und über viel Wüstengebiete verfügen, was dort Natur und Landschaften dauerhaft zerstören wird. Laughlin nimmt sich das Projekt "Desertec" zum Vorbild, bei dem man in der Sahara gewonnenen Solarstrom nach Europa transportieren will.

Aber wohin mit der überschüssigen Solar- und Windenergie, die an Sonnen- und Windtagen produziert wird? Geschmolzenes Salz - eine Mischung aus Natriumnitrat und Kaliumnitrat - ist laut Laughlin ein guter Kandidat für Wärmespeicher. Das Solarkraftwerk Andasol-1 in Südspanien nutzt die Speichertechnologie bereits erfolgreich. Das schöne an solchen Wärmespeichern ist für den Autor die Tatsache, dass sie im Prinzip keinen Kapazitätsbeschränkungen unterliegen. Man benötigt einfach nur größere Tanks und mehr Salz - ein Konzept, das viele Energieexperten allerdings nicht als langfristige Lösung ansehen und eher synthetisch hergestellte Kohlenwasserstoffe wegen ihrer großen Energiedichte favorisieren.

Kraftstoffe könnten für Laughlin künftig statt aus Öl aus Müll und Algen gewonnen werden, da sie große Mengen an Kohlenstoff enthalten und keine Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion darstellen. Als Ersatz für das fossile Erdgas könnte der Mist aus der Massentierhaltung in Frage kommen. Schon heute ließe sich durch die entsprechende Verwertung des weltweit anfallenden Dungs aus der Landwirtschaft ein Fünftel des globalen Erdgasverbrauchs decken. Durch das Verbrennen der Rückstände könnte man zusätzlich die Hälfte des gegenwärtigen Stromverbrauchs der Welt decken. Laughlin wünscht sich eine neue Agrarindustrie, die den Kohlenstoff nachhaltig liefert, doch die Hürden dafür sind hoch. Aber was derzeit noch unrentabel ist, könnte laut Laughlin in ein paar Jahrzehnten, wenn die Förderung der fossilen Energieträger immer aufwendiger wird, durchaus eine rentable Energiequelle werden.

Eine große Ressource ist für Laughlin der Meeresboden. Er entwickelt Ideen für künftige Energiespeicher etwa in Form von untermeerischen Pumpspeicherkraftwerken. Man könne beispielsweise gesättigtes schwereres Salzwasser vom Meeresgrund nach oben pumpen. Benötigt man Energie, lässt man es einfach wieder zurückzufließen. Man könnte auch komprimierte Luft als Speichermedium verwenden, die man in Tanks auf dem Meeresboden bliese. Die Luft würde sich an der Oberfläche der Tanks sammeln und das Wasser nach unten verdrängen. Mit der Pressluft könnte man Turbinen antreiben und so die Energie zurückgewinnen, die man zum Hinunterpumpen benötigt hat. Laughlin spricht von einer Ära der Tiefsee, die er um die nächste Jahrhundertwende anbrechen sieht. Seine Vision: Roboter, die Meeresböden besiedeln und dort Fabriken, Energiespeicherkraftwerke und Kraftwerke bauen, um Wärme aus dem Erdinneren zu gewinnen. Woher die Maschinen allerdings ihre Energie beziehen sollen, verrät Laughlin nicht.

"Die Energiekrise wird kommen. Und sie wird schrecklich sein", liest man noch zu Anfang. Am Ende der Lektüre hat man den Eindruck, dass alles doch recht glimpflich verlaufen könnte, wenn nur bei Klima und Naturschutz entsprechende Abstriche gemacht werden. Auch wenn Laughlin in seinem Buch unbequeme Wahrheiten ausspricht, die sich hierzulande nur wenige öffentlich zu äußern trauen: Man vermisst Visionen und Möglichkeiten, wie die Energiefrage sich mit nachhaltigen Verfahren lösen lassen könnte. So werden die chemische Forschung und ihr Beitrag - etwa durch neue Materialien zur Effizienzsteigerung und Energiespeicherung - von ihm fast völlig ignoriert. Aber wenn Laughlin auch einseitige und lückenhafte Antworten auf das Energieproblem gibt: Er stellt viele Fragen , über die nachzudenken sich lohnt.

MANFRED LINDINGER

Robert Laughlin: "Der Letzte macht das Licht aus". Die Zukunft der Energie.

Aus dem Englischen von Helmut Reuter. Piper Verlag, München 2012. 400 S., geb., 22,99 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Munition für die Skeptiker der Erneuerbaren Energien stellt Peter Becker mit diesem Buch des amerikanischen Physikers Rober B. Laughlin vor. Einfach, klar, typischer amerikanischer Wissenschaftsjargon, nämlich fast ganz ohne wissenschaftliches Gehabe - so beschreibt Becker seine Lektüreeindrücke. Wer's braucht, meint er, nehme sich den 160 Seiten starken Apparat vor. Alle anderen lesen aus Sci-Fi-Perspektive, wie die Welt in 200 Jahren Energie tankt. Leider kommt der Autor nicht auf den Punkt, sondern verliert sich in Jahrmillionen der Erdgeschichte. Interessanter Stoff, findet auch Becker, nur kann er den Bezug zur Energiekrise nicht erkennen. Für Mitteleuropäer von Belang sei nur ein Kapitel, das sich mit Photovoltaik in den USA befasst. Doch von Visionen in diesem Buch: keine Spur.

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