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Was sich in den Klassenzimmern eines Internats am Genfersee abspielt, ist äußerst lehrreich. Aber nicht immer lehrplangemäß. Der letzte Schliff: eine moderne Schulgeschichte, ein amouröser Clinch zweier Jungautoren, eine Mordgeschichte. Ein obsessiverReigen, in dem nicht nur wichtig ist, wer mit wem schlief, sondern wer wem wie an den Kragen will.

Produktbeschreibung
Was sich in den Klassenzimmern eines Internats am Genfersee abspielt, ist äußerst lehrreich. Aber nicht immer lehrplangemäß. Der letzte Schliff: eine moderne Schulgeschichte, ein amouröser Clinch zweier Jungautoren, eine Mordgeschichte. Ein obsessiverReigen, in dem nicht nur wichtig ist, wer mit wem schlief, sondern wer wem wie an den Kragen will.
Autorenporträt
Muriel Spark, geboren 1918 in Edinburgh, ist Autorin von Romanen, Theaterstücken, Kinderbüchern und Gedichten. Sie war Herausgeberin der "Poetry Review" und Mitarbeiterin des "New Yorker". 1992 wurde sie für ihr Werk mit dem T.S.-Eliot-Preis für kreatives Schreiben ausgezeichnet, 1997 erhielt sie den David Cohen British Literature Prize, 1999 den Ehrendoktortitel für Literatur der Oxford University.
Muriel Spark starb im April 2006 in der Toskana, wo sie drei Jahrzehnte lang lebte.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 25.07.2005

Luxusgeschöpfe am Genfer See
Warme Unterwäsche in Ascot: Muriel Spark gibt Lebensratschläge

Mit "Memento mori" machte Muriel Spark sich vor fünfundvierzig Jahren einen Namen. Keiner ihrer gut zwei Dutzend folgenden Romane kam im Rang diesem Meisterwerk gleich, das in seiner Mischung aus schwarzem Humor und unerbittlich realistischer Beschreibung von Alter und Todesfurcht bis heute beeindruckt. Doch alle ihre Bücher sind in diesem leichthändigen Stil geschrieben, alle brillieren mit Dialogen, denen man die Bühnenerfahrung ihrer Verfasserin anmerkt, und meistens enthalten sie auch noch ein Feuerwerk an intellektuellem Witz und Ironie. Erst den späten Veröffentlichungen fehlt es mitunter an diesem Glanz.

"Der letzte Schliff", Muriel Sparks jüngster Roman, ist alles andere als schwergewichtig. Die Einfälle sind durchsichtig, die Handlung ziemlich dünn und konstruiert. Routine ersetzt Überraschungen - und dennoch entsteht eine Spannung bis zur letzten Seite. Der angekündigte Mord allerdings wird vermieden. Zurück bleibt ein Lächeln: Muriel Spark, die vielgerühmte "Dame of the British Empire", die jetzt in Roms katholischer Welt lebt, hat uns erneut gut unterhalten.

"Als erstes müssen Sie den Schauplatz festlegen", rät der Lehrer seinen Schülern in einem Kurs für kreatives Schreiben. Das Ambiente ist exklusiv, wie es Muriel Spark liebt, eine Pension am Genfer See. Neun Töchtern und Söhnen von wohlhabenden Eltern soll nach ihrem Schulabschluß noch ein wenig Benimm und Bildung beigebracht werden, bevor sie heiraten oder ein Studium beziehungsweise eine Berufsausbildung beginnen.

Der Star dieser kleinen Gruppe von Jugendlichen unterschiedlicher Herkunft ist der hochbegabte Chris. Er schreibt an einem historischen Roman und wird damit zum Rivalen seines Lehrers Rowland, der mit seinem eigenen literarischen Werk gerade in eine Sackgasse geraten ist. Krankhaft eifersüchtig und zugleich homoerotisch fasziniert beobachtet Rowland jeden Schritt seines Ausnahmeschülers. Seine nüchterne Frau Nina, die den kleinen Pensionsbetrieb organisiert, ist dem frechen Charme von Chris allerdings ebenfalls verfallen.

Diskussionen über den Sinn des Schreibens, über das Eigenleben von erfundenen Figuren, über Schreibhemmungen oder die Hoffnungen auf literarischen Erfolg wechseln ab mit dem amüsanten erotischen Geplänkel Jugendlicher, deren Zukunft mehrheitlich durch elterlichen Wohlstand gesichert scheint. Ob Rowland und Nina ihren Schützlingen wirklich etwas beibringen können, läßt Muriel Spark offen. Oder sollten Elefantenwitze und der Rat, bei einem Besuch in Ascot vor allem warme Unterwäsche nicht zu vergessen, in manchen Lebenslagen wirklich nützlich sein? Ganz ohne Frage: Snobismus macht auch Spaß.

Muriel Spark, inzwischen sechsundachtzig Jahre alt, kennt möglicherweise keine anderen jungen Menschen als solche unbeschwerten Luxusgeschöpfe wie jene im College Sunrise am Genfer See. Auf den Schlußseiten ihres kleinen Romans zählt sie auf, was aus den einzelnen geworden ist: wider Erwarten ziemlich normale Existenzen. "Der letzte Schliff" war eben nur eine unverbindliche Zwischenstation.

MARIA FRISÉ

Muriel Spark: "Der letzte Schliff". Roman. Aus dem Englischen übersetzt von Hans-Christian Oeser. Diogenes Verlag, Zürich 2005. 190 S., geb., 18,90 [Euro].

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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Als Auftakt für seine eigene Lobpreisung der 87-jährigen Muriel Spark zitiert Rezensent Thomas David einen blutjungen englischen Autor als Zeuge ihrer Modernität. Aus Sicht des Rezensenten ist Muriel Spark nämlich eine verkannte Autorin, sofern sie als realistische Mainstreamschriftstellerin wahrgenommen werde. "Der letzte Schliff" zeige dagegen erneut eine Haltung, die jeder herkömmlichen psychologischen Motivierung die kalte Schulter zeige und in einer dem Nouveau Roman verbundenen Weise "das Imaginäre" zum Inhalt wie auch zur Form werden lasse. In einer Privatschule am Genfersee zeige Spark einen Lehrer bei seiner Arbeit, wie er junge Menschen aus besserem Hause ins kreative Schreiben einführe und gleichzeitig vom Erfolg seines eigenen Buches träume. Zunächst noch realistisch plausibel beschreibe die Autorin eine Konkurrenzsituation zu einem begabten Schüler, die zuletzt in einer völlig unrealistischen Verlobung der Rivalen ende. Der Rezensent fühlt sich bei solcher Art der Regieführung an Comics und absurdes Theater erinnert und konstatiert, ist es auch "Irrwitz", so hat es doch Methode. Muriel Spark stehe eben nicht in der Tradition realistischen Erzählens, wie man ihr fälschlicherweise nachsage, betont der Rezensent ein ums andere Mal, und auch dieser schon im Titel als letztes Werk betitelte Roman zeige Sparks Mut zur "Kunst" und zum "Wagemut" in der Literatur. Immer noch sei die Autorin konsequent "eigenwillig" und "rätselhaft", und ihr vorerst letzter Roman ein "kleines Juwel" auf einem "langen Faden" von nun zweiundzwanzig Büchern.

© Perlentaucher Medien GmbH
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