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Die Maxime "Der liebe Gott steckt im Detail", unter die Aby Warburg 1925 sein Seminar über die italienische Kunst der Frührenaissance stellte, hat im Teufel ihren verschwiegenen Widerpart. Dies verweist auf eine doppelte Geschichte des Details: auf eine Erhebung zur Methode, die im noch so Unscheinbaren das Bedeutsamste wahrnimmt, wie auf eine Inkriminierung, die darin nur eine Bedrohung oder Störung des Überblicks sieht. Das kleine sprachliche Detail, das dieses vom Teil unterscheidet, macht einen Unterschied ums Ganze - und setzt in diesem Buch eine interdisziplinäre Recherche über eine…mehr

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Produktbeschreibung
Die Maxime "Der liebe Gott steckt im Detail", unter die Aby Warburg 1925 sein Seminar über die italienische Kunst der Frührenaissance stellte, hat im Teufel ihren verschwiegenen Widerpart. Dies verweist auf eine doppelte Geschichte des Details: auf eine Erhebung zur Methode, die im noch so Unscheinbaren das Bedeutsamste wahrnimmt, wie auf eine Inkriminierung, die darin nur eine Bedrohung oder Störung des Überblicks sieht. Das kleine sprachliche Detail, das dieses vom Teil unterscheidet, macht einen Unterschied ums Ganze - und setzt in diesem Buch eine interdisziplinäre Recherche über eine spezifische Erkenntnistheorie und Optik in Gang. Sie interessiert sich für das Kleinste, für das scheinbar Marginale oder Unbedeutende, sie fokussiert Mikrostrukturen und dringt in die kleinsten Partikel der Dinge ein, die dabei zum Signum des Wissens werden.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Autorenporträt
Sigrid Weigel ist Professorin am Institut für Literaturwissenschaft der Technischen Universität Berlin und Direktorin des Zentrums für Literatur- und Kulturforschung in Berlin.

Thomas Macho ist Professor für Kulturgeschichte in Berlin.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 02.07.2004

Der liebe Gott der Malerei versteckt seine Menschwerdung im Detail
Das Wort vom lieben Gott, der in den Details steckt, ist sicher das berühmteste der geflügelten Worte, die mit dem Namen Aby Warburgs verbunden sind. Ein kürzlich im Fink Verlag erschienener Sammelband, herausgegeben von Wolfgang Schäffner, Sigrid Weigel und Thomas Macho („Der liebe Gott steckt im Detail”. Mikrostrukturen des Wissens, 296 Seiten, 24,90 Euro), hat sich davon sein mikrologisches Programm vorgeben lassen: 15 Kulturwissenschaftler gehen auf die Suche nach Macht, Magie und Medien des Details.
Zu den herausragenden Beiträgen des anregenden Bandes gehört ein kurzer Text des unlängst verstorbenen französischen Kunsthistorikers Daniel Arasse über einige italienische Verkündigungsszenen der Renaissance. Arasse setzt ein mit Domenico Venezianos Tafel von 1440 und geht über Frau Angelico (1445-1450 und Piero della Francesca (1470, unser Bild) bis zu Perino del Vaga, dessen Verkündigung um 1525 entsteht. Was ihn an den in der Regel geometrisch exakt konstruierten Bildern interessiert, ist die Abweichung, die winzige Regelwidrigkeit, der bewusst eingesetzte Fehler in der Konstruktion. Er findet sich, wie Arasse zeigt, häufig in Verbindung mit dem zentralen Motiv der Pforte. Diese symbolisiert sowohl die Jungfrau und ihre Reinheit, welche Gott offen steht, den Menschen aber verschlossen ist, als auch Christus selbst, der sich selbst als Pforte zum Himmel bezeichnet.
Dass die Regelwidrigkeit ausgerechnet in diesem Detail und an diesem Punkt der Darstellung stattfindet, ist kein Zufall. Nach Arasse handelt es sich um einen gezielten Kunstgriff: „Durch die Abweichung, die das Detail . . . in die Ordnung der Darstellung einführt, verdeutlicht es die Grenzen dieser nämlichen Darstellung: Deren eigenes Gesetz verhindert es, die Ankunft Gottes in der menschlichen Welt sichtbar zu machen.”
Auch Piero, der, wie Arasse mit Hilfe einer zeichnerischen Rekonstruktion seiner Perspektive nachweist, die auf geometrische Weise konstruierte Tiefe auf geometrische Weise wieder verbirgt, folgt dieser Logik und zeigt, „was sich unmöglich darstellen lässt: die Inkarnation im Mittelpunkt der Verkündigung”.
ff
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Der Rezensent mit dem Kürzel "ff" ist sehr angetan von dieser kulturwissenschaftlichen Untersuchung. Es geht um das Detail, um seine "Macht, Magie und Medien". Nach Meinung des Rezensenten wird das Thema sehr anregend aufbereitet. Leider erfährt man nur über einen Beitrag des Buches mehr, die Zielsetzung der anderen 14 Beiträge bleibt unerwähnt. Doch diesen einen Beitrag des kürzlich verstorbenen französischen Kunsthistorikers Daniel Arasse findet der Rezensent "herausragend". Es geht darin um Verkündigungsszenen der italienischen Renaissance, in denen mit bewusst eingesetzten Regelwidrigkeiten gearbeitet wird.

© Perlentaucher Medien GmbH