1999 sitzt Marion am Krankenbett von Patrick, dem Freund ihres Ehemannes, sie hat ihn entgegen des Willens ihres Mannes ins Haus geholt und pflegt ihn. Nach zwei Schlaganfällen kann er nicht mehr sprechen, aber sie möchte mit ihm kommunizieren, vor allem über ihre gemeinsame Vergangenheit mit Tom.
Deshalb schreibt sie sie auf. Tom ist der große Bruder von Marions Schulfreundin. Sie hat sich schon…mehr1999 sitzt Marion am Krankenbett von Patrick, dem Freund ihres Ehemannes, sie hat ihn entgegen des Willens ihres Mannes ins Haus geholt und pflegt ihn. Nach zwei Schlaganfällen kann er nicht mehr sprechen, aber sie möchte mit ihm kommunizieren, vor allem über ihre gemeinsame Vergangenheit mit Tom. Deshalb schreibt sie sie auf. Tom ist der große Bruder von Marions Schulfreundin. Sie hat sich schon bei der ersten Begegnung als Teenager sofort in ihn verliebt und auf Sylvies warnende Worte "Er ist anders." gab Marion nicht viel. Jahre später bringt Tom, er ist inzwischen Polizist, der Lehrerin Marion das Schwimmen bei und sie kommen sich vorsichtig näher. Als er ihr dann den Heiratsantrag machte, sah Marion sich am Ziel ihrer Träume. Für Tom sollte diese Ehe aber in erster Linie ein Schutzschild sein, denn seine Gefühle galten in erster Linie Patrick, dem gut gestellten Museumskurator. Beide Männer verband eine langjährige Affäre, die von Marion lange Zeit lediglich als Männerfreundschaft wahrgenommen wurde. Und so fragt man sich als Leser, kann diese Dreiecksbeziehung auf Dauer gut gehen?
Bethan Roberts erzählt die Geschichte dieser Dreierbeziehung abwechselnd aus Marions und aus Patricks Sicht. Marion schreibt auf wie sie die gut 50 Jahre erlebte. Patricks Gedanken erfährt der Leser aus dem von ihm geschriebenen Tagebuch. So nimmt diese Geschichte ganz ruhig in wechselnden Sequenzen zwischen Gegenwart und Vergangenheit, zwischen Marion und Patrick seinen Lauf. Die Personen wurden so gut charakterisiert, dass beim Lesen das Gefühlt aufkam, man würde von guten Bekannten lesen. Die in den 1950er und 1960er Jahren angesiedelten Rückblicke vermitteln ein sehr genaues Gesellschafts- und Zeitbild. Homosexualität war im damaligen England eine Straftat und wurde dementsprechend geahndet. Im Roman gibt es aber keinen erhobenen Zeigefinger es wird nicht moralisiert. Bethan Roberts hat eine Liebesgeschrieben, die einen bittersüßen Beigeschmack hat. Sie erzählt mit viel Empathie von der Verletzlichkeit großer Gefühle.
Eigentlich lese ich nur sehr selten Liebesgeschichten. Dieser Roman, der frei von Kitsch und Liebesgezwitscher ist, der so gefühlvoll geschrieben wurde und voller Zärtlichkeit ist, hat mich jedoch sehr berührt. Er ist es wert, auch ein zweites Mal gelesen zu werden.