Der angesehene Schriftsteller Ernst Hoffmann ist tot und besonders hart trifft dies seine Enkelin Lilly, die ihn abgöttisch geliebt hat. Deshalb kann sie es nicht verstehen, warum ihre Mutter Iris immer wieder schlecht von ihrem Vater spricht und scheinbar keine Gefühle für ihn hatte. Als Lilly in
das ihr hinterlassene alte Gutshaus ihres Großvaters zurückkehrt, findet sie das Tagebuch ihrer…mehrDer angesehene Schriftsteller Ernst Hoffmann ist tot und besonders hart trifft dies seine Enkelin Lilly, die ihn abgöttisch geliebt hat. Deshalb kann sie es nicht verstehen, warum ihre Mutter Iris immer wieder schlecht von ihrem Vater spricht und scheinbar keine Gefühle für ihn hatte. Als Lilly in das ihr hinterlassene alte Gutshaus ihres Großvaters zurückkehrt, findet sie das Tagebuch ihrer Großmutter Isabelle, die sie leider nie kennen gelernt hatte. Die tragische Geschichte ihrer Großmutter und die Liebe zu ihrem Blumengarten, lässt plötzlich ihren Großvater in einem anderen Licht erscheinen. Lilly entdeckt auch den Garten, von dem ihre Großmutter geschrieben hatte. Doch jetzt ist dieser verwildert und für Lilly stellt sich nun eine neue Herausforderung. Sie will diesen Garten wieder zum Blühen bringen. Je mehr sie in die Vergangenheit eintaucht, umso mehr wird sie auch mit ihren eigenen Problemen konfrontiert und so wie Isabelle um Glück und Liebe kämpfen musste, muss sich auch Lilly entscheiden, wohin sie ihr Lebensweg führen soll.
,, Der Liliengarten“ von Jana Seidel lässt den Leser in einer ,,blumigen“ Sprache an drei Frauenschicksalen teilhaben, die über Generationen hinweg mit Freud und Leid zu kämpfen haben. Dabei hat die Autorin besonders die Schicksale von Isabelle und Lilly in den Vordergrund gestellt. Sie wechselt dabei nicht nur zwischen den Zeiten, sondern auch in der Ich- und auktorialer Erzählsituation. Als Leser reist man zu Isabelle ins Jahr 1959 und erlebt mit, wie sie als Frau nicht nur unter dem Druck steht, endlich schwanger zu werden, sondern auch wie die damaligen Zeiten, den Mann als Oberhaupt der Familie sieht, der entscheidet, was gut für seine Frau ist. Man leidet mit ihr, wenn sie versucht aus den gesellschaftlichen Fesseln auszubrechen, man spürt ihre Leidenschaft, die sie in ihren Blumengarten legt und man erkennt, dass sie eine Gefangene ihrer Zeit ist, wo sie nicht auf ihr Herz, sondern auf ihren Verstand hören muss und sie trotzdem nicht das in ihrem Leben findet, wonach sie gesucht hat. Iris wird in dem Roman kaum erwähnt und ist im Grunde ein Bindeglied zwischen den Zeiten, wo 2020 ihre Tochter Lilly nicht nur in die Vergangenheit reist, sondern auch vieles über sich selbst erfährt. War Isabelle von Beginn weg sympathisch und einfühlsam, so ist Lilly genau das Gegenteil, wo man als Leser nicht gleich einen Zugang zu ihr finden konnte. Sie ist in ihrer Art ruppig, unfreundlich und lässt keine wirklichen Gefühle zu. Erst das Tagebuch ihrer Großmutter lässt sie weicher werden und auch eine andere Sichtweise auf ihr Leben erkennen. Besonders intensiv hat sich die Autorin mit der ,,Sprache“ der Blumen beschäftigt und man erfährt vieles über die nonverbale zwischenmenschliche Kommunikation. In den Roman wird man langsam hineingeführt in Schicksale, die über Generationen hinweg ihre Spuren hinterlassen. Wer also Eintauchen möchte in eine romantische Blumenwelt, wo Gefühle und Emotionen in einer ruhigen und einfühlsamen Art und Weise beschrieben werden der findet in dem Roman ,,Der Liliengarten“ sicherlich schöne Lesestunden.