Vielleicht in keiner anderen europäischen Epoche hat der literarische Dialog eine solche »Renaissance« erlebt wie eben gerade in der Renaissance: antike Modelle – von Platon über Xenophon, Cicero bis zu Augustinus und Boethius – wurden in der frühen Neuzeit in ihrer synchronen Verfügbarkeit refunktionalisiert. Der Dialog wurde zu dem Genus des theoretischen Diskurses: von Leon Battista Albertis Buch über die Familie, den Kurtisanengesprächen Pietro Aretinos bis zu den astronomischen Überlegungen Galileo Galileis, sie alle wurden in Dialogform niedergeschrieben. Das vorliegende Buch versucht – anhand von vier paradigmatischen Dialogen des primo Cinquecento – das nicht nur thematisch, sondern auch strukturell vielfältige Spektrum dieses literarischen Phänomens in der italienischen Renaissance näher zu beleuchten und dabei ansatzweise eine Theorie des literarischen Dialogs zu entwickeln.