Produktdetails
- Verlag: Societäts-Verlag
- Seitenzahl: 285
- Deutsch
- Abmessung: 210mm
- Gewicht: 425g
- ISBN-13: 9783797308375
- ISBN-10: 379730837X
- Artikelnr.: 11281765
- Herstellerkennzeichnung Die Herstellerinformationen sind derzeit nicht verfügbar.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 05.09.2003Denn der Teufel kommt zu euch hinab
Jens Schumacher und Jens Lossau über ihren Kriminalroman "Der Luzifer-Plan" / Lesung in Mainz
Das mächtige ochsenblutrote Ledersofa, auf dem es sich Jens Schumacher und Jens Lossau bequem gemacht haben, ist eines von der Sorte, wie es auch in der Bibliothek von Sherlock-Holmes-Erfinder Sir Arthur Conan Doyle gestanden haben könnte. Aber es steht in Mainz-Gonsenheim, senfgelber Neubau, Junggesellenappartement. Sehen die beiden vom Sofa auf, treffen sich ihre Blicke nicht in prasselndem Kaminfeuer, sondern in den schwarzen Augenhöhlen von Nosferatu, der gegenüber vom Plakat glotzt. Im Grunde ist damit schon einiges gesagt über das junge Schriftsteller-Duo.
Kriminalistischer Spürsinn, Mysterien, groteske Charaktere und regionale Schauplätze verbinden sich auch in ihrem zweiten gemeinsam verfaßten Kriminalroman zu einer Mixtur, die in kein Genre paßt. Wieder sind es die aus dem Gutenberg-Krimi "Der Schädeltypograph" bekannten Kommissare Passfeller und Grosch von der SK 66, die in "Der Luzifer-Plan", soeben im Societäts-Verlag erschienen, ermitteln. Doch der Gegenspieler der BKA-Spezialisten für Okkultismus und Satanismus ist diesmal kein Geringerer als der Teufel, Leszek Bukow mit Namen. Mit grellen Blitzen bringt er die weltberühmten Chagall-Fenster der Mainzer Stephanskirche zum Bersten, und weil das schlichtweg wahnsinnig ist, landet er in der Rheinhessen-Fachklinik in Alzey. Als dann auch noch ein mysteriöses Videoband auftaucht, das seine nächtliche Metamorphose zum Satan belegt - Hörner inklusive -, ist es höchste Zeit für die skurrilen Kriminalen, sich den Fall genauer anzusehen.
Und die gebürtigen Alzeyer Lossau und Schumacher kehren genüßlich an jene Schauplätze zurück, die schon seit ihrer Jugend das Prädikat "unheimlich" tragen. Der Wartbergturm etwa oder die "Kapelle zum Heiligen Blut". Auch die Buchhändlerschule in Frankfurt-Seckbach, na ja. "Sobald die Leser unsere Figuren an vertrauten Orten herumlaufen sehen, kann man zu spinnen anfangen und trotzdem glaubhaft sein", glaubt der gelernte Buchhändler Lossau. Schumacher nickt, denn das Faible für Horror- und Gruselgeschichten eint sie schon seit der Grundschulzeit. Neben dem gemeinsamen Geburtsjahr - 1974 -, dem schulterlangen Haar, dem Bart und einem speziellen Sinn für Humor, der mittlerweile längst auf Code-Ebene funktioniert. Wie im übrigen auch die Schriftstellerei.
Seit acht Jahren schreiben die beiden gemeinsam. Erst zwei Bände mit unheimlichen Kurzgeschichten, dann die Krimis. Wobei whiskeygeschwängerte Nachtsitzungen angeblich unnötig sind. Ist die Grundidee erst mal ausgearbeitet, folgt ein ausführliches Exposé, und dann müssen nur noch die Kapitel aufgeteilt werden. Die Feinabstimmung erfolgt per Fax. "Das war zwar harte Arbeit, aber die Stile haben sich inzwischen so angeglichen, daß man keinen Unterschied merkt", meint Schumacher, der seit dem Abschluß seines Studiums der vergleichenden Literaturwissenschaft, Amerikanistik und Buchwissenschaft Kurse für kreatives Schreiben gibt. Auch die Verteilung der Charaktere - Lossau übernahm zunächst die Passagen des gemütlichen, verschrobenen Grosch, Schumacher die des drahtigen, naßforschen Passfeller - wurde für den zweiten Band aufgegeben. "Jeder kennt inzwischen bestens die Vorlieben des anderen", sagt Schumacher, der im Alleineschreiben so manche Tücken lauern sieht: "Es würde einfach länger dauern, so hat man eine Kontrollinstanz, die einen vor einem 800-Seiten-Schmöker bewahrt, und es wären bestimmt weniger Ideen drin."
Von letzteren quillt der "Luzifer-Plan" in der Tat über. Grotesken, die die Autoren dem Alltag abgeguckt haben wollen. Etwa auch Groschs Vorhaben, für eine RTL-Show einen ganzen Stadtpark aufessen zu wollen? "Die Kombination zwischen historischen Fakten und absurden Menschen halte ich für die der Realität am nächsten kommende", sagt Schumacher. Die Bezeichnung "regional behafteter Thriller, der sich einiger Strukturelemente der fantastischen Literatur, speziell der unheimlichen Kurzgeschichte, bedient", findet er deshalb für das gemeinsame Werk ganz treffend. Mit Ann Radcliffe, der großen alten Dame des englischen Schauerromans, als Patin. Gegen den Fantasy-Verdacht aber verwahren sie sich heftig, und man spürt, daß das Duo seine unvergleichliche satirisch-gruselige Nische in Deutschland heftiger verteidigen muß als anderswo. "Stünde Horrorroman auf dem Buch, würde es kein Literat mit der Kneifzange anfassen", glaubt Schumacher. "Dabei ist die Grusel- und Horrorgeschichte eine der filigransten Erzählformen, weil es darum geht, den Leser etwas glauben zu machen, was völlig unglaubwürdig ist." Diesmal also die Sache mit dem Teufel. Im nächsten Grosch-Passfeller-Band, Titel "Die Menschenscheuche", wird es dann nach Tirol gehen. Und früher oder später, verspricht Lossau, landen sie bestimmt beim ersten Fall. In den Siebzigern. Womöglich in Alzey.
KRISTINA MICHAELIS.
Das Duo liest heute um 20.30 Uhr bei Buch Habel, Am Brand, in Mainz aus dem "Luzifer-Plan".
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Jens Schumacher und Jens Lossau über ihren Kriminalroman "Der Luzifer-Plan" / Lesung in Mainz
Das mächtige ochsenblutrote Ledersofa, auf dem es sich Jens Schumacher und Jens Lossau bequem gemacht haben, ist eines von der Sorte, wie es auch in der Bibliothek von Sherlock-Holmes-Erfinder Sir Arthur Conan Doyle gestanden haben könnte. Aber es steht in Mainz-Gonsenheim, senfgelber Neubau, Junggesellenappartement. Sehen die beiden vom Sofa auf, treffen sich ihre Blicke nicht in prasselndem Kaminfeuer, sondern in den schwarzen Augenhöhlen von Nosferatu, der gegenüber vom Plakat glotzt. Im Grunde ist damit schon einiges gesagt über das junge Schriftsteller-Duo.
Kriminalistischer Spürsinn, Mysterien, groteske Charaktere und regionale Schauplätze verbinden sich auch in ihrem zweiten gemeinsam verfaßten Kriminalroman zu einer Mixtur, die in kein Genre paßt. Wieder sind es die aus dem Gutenberg-Krimi "Der Schädeltypograph" bekannten Kommissare Passfeller und Grosch von der SK 66, die in "Der Luzifer-Plan", soeben im Societäts-Verlag erschienen, ermitteln. Doch der Gegenspieler der BKA-Spezialisten für Okkultismus und Satanismus ist diesmal kein Geringerer als der Teufel, Leszek Bukow mit Namen. Mit grellen Blitzen bringt er die weltberühmten Chagall-Fenster der Mainzer Stephanskirche zum Bersten, und weil das schlichtweg wahnsinnig ist, landet er in der Rheinhessen-Fachklinik in Alzey. Als dann auch noch ein mysteriöses Videoband auftaucht, das seine nächtliche Metamorphose zum Satan belegt - Hörner inklusive -, ist es höchste Zeit für die skurrilen Kriminalen, sich den Fall genauer anzusehen.
Und die gebürtigen Alzeyer Lossau und Schumacher kehren genüßlich an jene Schauplätze zurück, die schon seit ihrer Jugend das Prädikat "unheimlich" tragen. Der Wartbergturm etwa oder die "Kapelle zum Heiligen Blut". Auch die Buchhändlerschule in Frankfurt-Seckbach, na ja. "Sobald die Leser unsere Figuren an vertrauten Orten herumlaufen sehen, kann man zu spinnen anfangen und trotzdem glaubhaft sein", glaubt der gelernte Buchhändler Lossau. Schumacher nickt, denn das Faible für Horror- und Gruselgeschichten eint sie schon seit der Grundschulzeit. Neben dem gemeinsamen Geburtsjahr - 1974 -, dem schulterlangen Haar, dem Bart und einem speziellen Sinn für Humor, der mittlerweile längst auf Code-Ebene funktioniert. Wie im übrigen auch die Schriftstellerei.
Seit acht Jahren schreiben die beiden gemeinsam. Erst zwei Bände mit unheimlichen Kurzgeschichten, dann die Krimis. Wobei whiskeygeschwängerte Nachtsitzungen angeblich unnötig sind. Ist die Grundidee erst mal ausgearbeitet, folgt ein ausführliches Exposé, und dann müssen nur noch die Kapitel aufgeteilt werden. Die Feinabstimmung erfolgt per Fax. "Das war zwar harte Arbeit, aber die Stile haben sich inzwischen so angeglichen, daß man keinen Unterschied merkt", meint Schumacher, der seit dem Abschluß seines Studiums der vergleichenden Literaturwissenschaft, Amerikanistik und Buchwissenschaft Kurse für kreatives Schreiben gibt. Auch die Verteilung der Charaktere - Lossau übernahm zunächst die Passagen des gemütlichen, verschrobenen Grosch, Schumacher die des drahtigen, naßforschen Passfeller - wurde für den zweiten Band aufgegeben. "Jeder kennt inzwischen bestens die Vorlieben des anderen", sagt Schumacher, der im Alleineschreiben so manche Tücken lauern sieht: "Es würde einfach länger dauern, so hat man eine Kontrollinstanz, die einen vor einem 800-Seiten-Schmöker bewahrt, und es wären bestimmt weniger Ideen drin."
Von letzteren quillt der "Luzifer-Plan" in der Tat über. Grotesken, die die Autoren dem Alltag abgeguckt haben wollen. Etwa auch Groschs Vorhaben, für eine RTL-Show einen ganzen Stadtpark aufessen zu wollen? "Die Kombination zwischen historischen Fakten und absurden Menschen halte ich für die der Realität am nächsten kommende", sagt Schumacher. Die Bezeichnung "regional behafteter Thriller, der sich einiger Strukturelemente der fantastischen Literatur, speziell der unheimlichen Kurzgeschichte, bedient", findet er deshalb für das gemeinsame Werk ganz treffend. Mit Ann Radcliffe, der großen alten Dame des englischen Schauerromans, als Patin. Gegen den Fantasy-Verdacht aber verwahren sie sich heftig, und man spürt, daß das Duo seine unvergleichliche satirisch-gruselige Nische in Deutschland heftiger verteidigen muß als anderswo. "Stünde Horrorroman auf dem Buch, würde es kein Literat mit der Kneifzange anfassen", glaubt Schumacher. "Dabei ist die Grusel- und Horrorgeschichte eine der filigransten Erzählformen, weil es darum geht, den Leser etwas glauben zu machen, was völlig unglaubwürdig ist." Diesmal also die Sache mit dem Teufel. Im nächsten Grosch-Passfeller-Band, Titel "Die Menschenscheuche", wird es dann nach Tirol gehen. Und früher oder später, verspricht Lossau, landen sie bestimmt beim ersten Fall. In den Siebzigern. Womöglich in Alzey.
KRISTINA MICHAELIS.
Das Duo liest heute um 20.30 Uhr bei Buch Habel, Am Brand, in Mainz aus dem "Luzifer-Plan".
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main