Endlich ist es da. John Vermeulens Wälzer über den Maler Leonardo da Vinci zählt zwar 577 Seiten, aber die sind mühelos in zwei halben Nächten zu schaffen. Das spricht für den verstorbenen Autor aus Antwerpen, aber auch für den vielseitigen Maler.
Der Autor hat alle historisch belegbaren Fakten
und ein wenig schriftstellerische Freiheit zu einem atemberaubenden Lebensbild zusammengefügt.…mehrEndlich ist es da. John Vermeulens Wälzer über den Maler Leonardo da Vinci zählt zwar 577 Seiten, aber die sind mühelos in zwei halben Nächten zu schaffen. Das spricht für den verstorbenen Autor aus Antwerpen, aber auch für den vielseitigen Maler.
Der Autor hat alle historisch belegbaren Fakten und ein wenig schriftstellerische Freiheit zu einem atemberaubenden Lebensbild zusammengefügt. Besonders gut gelungen ist dies in meinen Augen, weil Vermeulen eben nicht nur all die Dinge aufzählt die sowieso gleich jedem beim nennen des Namens einfallen, sondern weil er sich die Mühe gemacht hat und den Menschen Leonardo da Vinci besonders gut herausgearbeitet hat.
Der Junge Leonardo hat beispielsweise nie ein Elternhaus erlebt. Er ist das uneheliche Kind einer Frau die ihn im Kindesalter weiterreicht an den eigentlichen Vater, den Notar Ser Piero da Vinci. So lebt der Junge für ein paar Jahre bei seinem Vater, der fast nie für ihn Zeit hatte, und der Frau des Vaters.
Sehr schön beschreibt Vermeulen wie Leonardo schon sehr früh einen Blick für technische Dinge hatte. Wurden im Herbst die Oliven geerntet und in die Ölmühle gebracht, setzte sich Leonardo in eine stille Ecke und malte fasziniert detaillierte Zeichnungen über die Technik der Ölmühle.
Mit der Schule hatte der Knabe nicht viel im Sinn. Latein lehnte er grundweg ab und in Mathematik hatte er schnell seinen Lehrer überflügelt und stellte ihm oftmals Fragen die dieser nicht mehr beantworten konnte.
Als sehr glücklich sollte sich für die künstlerische Laufbahn Leonardos dann der Umzug des Vaters nach Florenz herausstellen. Der Knabe, damals 14 Jahre alt, der bis dahin immer nur herumgereicht wurde, der nie wirklich gewollt war, kam in Florenz in die Werkstatt eines Meisters der es gut mit ihm meinte und der ihm Jahre später empfahl eine eigene Werkstatt zu eröffnen.
Auch wer meint, er wisse schon so einiges über Leonardo da Vinci, der wird hier in diesem Buch noch viel mehr über den Linkshänder erfahren. Da sind seine Konflikte mit seinem wichtigen Auftraggeber der römisch - katholischen Kiche, da ist sogar der Lira spielende und komponierende Leonardo und auch der erste Flugapparate bauende Künstler im Blick von Vermeulen. Dem Autor ist ein sehr lebendiges und farbiges Lebenswerk gelungen, beim Lesen sieht man beinah einzelne Szenen.
Leonardo da Vinci hat viele gewaltige Altäre geschaffen, aber mit dem Papst war er oftmals nicht einer Meinung, heute würde man ihn wohl als Gesellschaftskritiker bezeichnen oder als Erfinder?
John Vermeulen idealisiert jedoch da Vinci auch nicht. Er zeigt Widersprüche auf und schafft damit einen grandiosen historischen Roman über ein Genie.
Christian Döring, www.buecherveraendernleben.npage.eu