Die Geschichte von den Bienchen und den Blümchen ;-)
"Mögt Ihr dieses denkwürdige Bild nicht mit einer kleinen Geschichte ausschmücken? Es mit ein bisschen Drama, Krieg und weiten Reisen würzen? Gut gegen Böse, das alte Spiel, und Ihr seid natürlich der Gute. Mischt auch ruhig ein paar seltsame
Zufälle hinzu. Liebe sollte natürlich auch dabei sein, und dann lasst Ihr alles mit einem…mehrDie Geschichte von den Bienchen und den Blümchen ;-)
"Mögt Ihr dieses denkwürdige Bild nicht mit einer kleinen Geschichte ausschmücken? Es mit ein bisschen Drama, Krieg und weiten Reisen würzen? Gut gegen Böse, das alte Spiel, und Ihr seid natürlich der Gute. Mischt auch ruhig ein paar seltsame Zufälle hinzu. Liebe sollte natürlich auch dabei sein, und dann lasst Ihr alles mit einem dramatischen Finale enden..."
Ja, genau diesen Rat von Hieronymus Carl Friedrich von Münchhausen hat der Autor erfolgreich mit seinem Roman in die Tat umgesetzt. Besser geht es nicht. Einfach grandios!
"Egal ob es eine Lüge oder die Wahrheit ist, durch eine Geschichte wird es erst erzählenswert, oder etwa nicht?"
Ja, dem stimme ich vollumfänglich zu und in diesem speziellen Fall ist es dazu noch äußerst lesenswert :-) .
Auch das Nachwort, der Pflanzenanhang und die Danksagung sind faszinierend und sehr informativ.
"Eine entzückende Mischung aus Humor und Ironie, aus Subtilität und Liebenswürdigkeit, erkennt Knut Hagberg in den von Linnaeus verteilten (Pflanzen)Namen..." und der Autor spiegelt diese Mischung, die Carl von Linné ausmacht, vortrefflich durch seine Geschichte wider.
Dieser Roman ist Lesegenuß auf höchstem Niveau.
Carl von Linnés Gebete werden im Verlauf der Geschichte auf wundersame Art und Weise erhört. Er hat einen ganz besonderen Draht zu Gott, aber nicht den direkten Draht, den sich sein Vater für und von ihm wünscht.
Eine schicksalhafte Begegnung mit Johann Rothmann, einem Provinzialarzt, der ihn eins seiner Bücher nach Wahl ausleihen läßt, legt den Grundstein für sein Lebenswerk. Er wählt nämlich den dicksten Band "Institutiones Rei Herbariae" - die Methoden der Kräuterkunde von Joseph Pitton de Tournefort. Der Arzt überläßt ihm den Band mit den Worten: "Die tournefortsche Systematik ist ein interessanter Ansatz, aber nicht ganz ausgereift. Die Methode zur Unterteilung der Pflanzen müsste irgendwann einmal neu überdacht werden, am besten von jemandem, der einen frischen Blick aufs Große und Ganze hat." und bringt damit den Stein ins Rollen. Ab diesem Zeitpunkt wird Carl von Linné zum Mann, der die Welt ordnete und sein Liebesleben der Wissenschaft unterordnete.
Die Erzählung der Geschichte ist für mich ein locker, flockiger Genre-Mix, der sich in zwei Erzählstränge auf unterschiedlichen Zeitebenen aufteilt:
Die Erzählebene in Schweden ist ein idyllisches Cosy-Crime mit sadistischen Einschlägen und Blümchensex, das von Idealismus geprägt ist und uns mit Mythologie, Märchen und Fantastereien unterhält:
Carls Hunger auf naturwissenschaftliches Wissen ist unstillbar. Die Liebe leitet ihn und weist ihm den Weg.
Die Erzählebene in Rußland ist ein Thriller mit feinsinnigem, schwarzem Humor, der Qualen, Geldgier, Prestigesucht, Machtbessenheit und die Suche nach Liebe thematisiert:
Dem gegenüber steht die Mißgunst/ der Hass von Johann Georg Siegesbeck, dessen Leben von dem Sprichwort "Wer andern eine Grube gräbt, fällt selbst hinein." geprägt wird.
Diese Polarisierung ist wunderbar ausgearbeitet und äußerst unterhaltsam.
Das Spiel mit den Gegensätzen beherrscht der Autor in Perfektion.
Dieser Roman entfaltet sich zu einer Liebeserklärung an die Naturwissenschaft in all ihren Facetten und vermittelt Allgemeinwissen auf äußerst unterhaltsame Art und Weise.
Der Autor hat ein ganz besonderes Talent, uns Leser gedanklich in der Zeit zurückzuversetzen und uns an den Emotionen, Gedanken, Motiven und Persönlichkeitsmerkmalen der Personen teilhaben zu lassen.
Genießt diese im wahrsten Sinne des Wortes wundervolle Zeitreise!