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Der Marshall-Plan, das größte Projekt internationaler wirtschaftlicher Hilfe nach dem Zweiten Weltkrieg, war für die Entwicklung Westdeutschlands von entscheidender Bedeutung. Dieses Buch informiert über Ziele, Planung und Durchführung des Aufbauprogramms, das schließlich zum "Wirtschaftswunder" führte.

Produktbeschreibung
Der Marshall-Plan, das größte Projekt internationaler wirtschaftlicher Hilfe nach dem Zweiten Weltkrieg, war für die Entwicklung Westdeutschlands von entscheidender Bedeutung. Dieses Buch informiert über Ziele, Planung und Durchführung des Aufbauprogramms, das schließlich zum "Wirtschaftswunder" führte.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.03.1995

Nicht Erhard allein
Der Marshallplan und Deutschlands Wiederaufbau

Gerd Hardach: Der Marshallplan. Auslandshilfe und Wiederaufbau in Westdeutschland 1948-1952. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1994. 351 Seiten, 29,90 Mark.

1948 kam den Strategen des Marshallplans eine merkwürdige Idee: Sie kauften für die Bizone türkischen Tabak im Wert von drei Millionen Dollar, wohl in der Hoffnung, der Qualm der Zigaretten werde die Deutschen warm über den Winter bringen. Völlig abwegig war der Einfall nicht. Brennmaterial brauchten die Ausgebombten, wenn auch nicht zum Paffen und Schmauchen. Freilich blieb es nicht bei solch eher harmlosen Mißverständnissen, wie Gerd Hardach es in seinem soliden, aber trockenen Buch über den Marshallplan schildert. Deutsche wie Amerikaner gerieten oft aneinander und hielten sich gegenseitig für tumbe Toren. Der Leiter der "Economic Cooperation Administration" (EAC) in Frankfurt, Norman Collisson, sah in der deutschen Wirtschaftsverwaltung ein "unfähiges und tolpatschiges Gremium von Nichtskönnern". Ludwig Erhard hingegen empörten die Drohungen der Amerikaner, die Auslandshilfe einzustellen, falls die Deutschen den Anweisungen der EAC nicht folgten. Für ihn war die amerikanische Unterstützung ohnehin überflüssig. Folgt man dem Bundeswirtschaftsminister, beruhten sämtliche Aufbauerfolge ausschließlich auf seiner am Markt orientierten Politik.

Solche Behauptungen gehören nicht nur ins Reich der Prahlerei, wie Hardach nachweist. Der Aufschwung begann schon Monate vor den ersten Zahlungen der Amerikaner, nämlich im Frühjahr 1947, und erreichte durch die Währungs- und Wirtschaftsreform ein Jahr später seinen vorläufigen Höhepunkt. Bis dahin erhielten die Deutschen außer Kohlen und Kartoffeln nur wenig Hilfe, obwohl der Marshallplan bereits angelaufen war. Hochmut sei dennoch nicht angebracht, so der Wirtschaftshistoriker. Die Kunde vom nahenden Dollarregen genügte, um den Deutschen den Glauben an bessere Zeiten wiederzugeben.

Als reines Nerventonikum aber will der Autor das ERP-Programm nicht verstanden wissen. Immerhin betrug die Aufbauhilfe der Amerikaner allein für die Bundesrepublik 1,6 Milliarden Dollar. Für Hardach besteht kein Zweifel: der Marshallplan stabilisierte Wirtschaft wie Gesellschaft. Er ermöglichte den Deutschen, als gleichberechtigte Partner am Weltmarkt teilzuhaben. Und nicht nur dort. Schon George Marshall und seine Mitarbeiter waren überzeugt, den Wiederaufbau des alten Kontinents nicht ohne die Westzonen verwirklichen zu können. Amerikanische Politik zielte daher von Anfang an auf die Integration der bundesdeutschen Wirtschaft in Europa - ein Vorhaben, das angesichts massiver französischer Widerstände nur mit Hilfe Washingtons verwirklicht werden konnte. Ludwig Erhard allein hätte hier wenig ausrichten können, und er wußte es. JACQUES SCHUSTER

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