Die biblische Gottebenbildlichkeit des Menschen wird in ethischen Diskussionen gern ins Spiel gebracht, wenn es um die Würde menschlichen Lebens geht oder wenn in der Seelsorge ein Konzept eigenen Handelns - etwa in der Behindertenarbeit oder in der Trauerbegleitung gefragt ist. Dabei wird - scheinbar selbstverständlich - vorausgesetzt, dass der Schutz des schwachen und gefährdeten menschlichen Lebens einen wesentlichen Inhalt der Gottebenbildlichkeit bildet. In der Auslegung des locus classicus (Genesis 1,26-28) hat sich aber ein 'funktionales' Verständnis durchgesetzt: Der Mensch ähnelt Gott dadurch, dass er über die Tiere herrschen darf. Die vorliegende Untersuchung stellt diese These auf dem Hintergrund des gesamten Alten und Neuen Testaments in Frage. Die Gottebenbildlichkeit sagt nicht nur etwas über die Beziehung zu den anderen Kreaturen aus, sondern schließt auch ein besonderes Verhältnis des Menschen zu Gott ein. Das Bild des bildlosen Gottes steht unter seinem Schutz. Im pastoraltheologischen Teil der Dissertation wird daraus ein Konzept für das seelsorgliche Handeln entwickelt.