Wie in den drei Kapiteln über Sprichwörter, Redensarten und Sagwörter gezeigt wird, nimmt Bertolt Brecht mit seinem "Widerspruchsgeist" eine ambivalente Einstellung gegenüber der sprichwörtlichen Fertigware ein. Obwohl er hin und wieder unbewußt zu diesen Sprachautomatismen greift, steht er der formelhaften Volkssprache doch eher kritisch gegenüber. Er wendet sich gegen die mechanische Wiederholung vorgeprägter Sprachklischees und entlarvt Denkmuster und traditionelle Wertvorstellungen, indem er sprichwörtliches Sprachgut verfremdend in Frage stellt. Seine ausgesprochene "Freude an der…mehr
Wie in den drei Kapiteln über Sprichwörter, Redensarten und Sagwörter gezeigt wird, nimmt Bertolt Brecht mit seinem "Widerspruchsgeist" eine ambivalente Einstellung gegenüber der sprichwörtlichen Fertigware ein. Obwohl er hin und wieder unbewußt zu diesen Sprachautomatismen greift, steht er der formelhaften Volkssprache doch eher kritisch gegenüber. Er wendet sich gegen die mechanische Wiederholung vorgeprägter Sprachklischees und entlarvt Denkmuster und traditionelle Wertvorstellungen, indem er sprichwörtliches Sprachgut verfremdend in Frage stellt. Seine ausgesprochene "Freude an der Dialektik" führt ihn immer wieder dazu, Sprichwörter und Redensarten auf den Kopf zu stellen, das heißt sie durch eine Art Umkehrtechnik in einem völlig neuen Licht auftreten zu lassen. So hat Brechts sprichwörtliche Sprache wenig zu tun mit Volkstümlichkeit. Indem er traditionsgebundene Sprichwörter und Redensarten verfremdet oder sie unverändert in neue Sachverhalte stellt, führt er zum Mitdenkenund zu Bewußtwerdungsprozessen. So übernimmt die sprichwörtliche Sprache in Brechts dialektischer Sprach- und Denkweise eine ungemein wichtige Schlüsselfunktion.
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Autorenporträt
Der Autor: Wolfgang Mieder (1944) ist Professor für Germanistik und Volkskunde an der University of Vermont (USA) und hat sich vor allem um die Sprichwörterforschung verdient gemacht. Zu seinen zahlreichen Buchveröffentlichungen gehören u.a. International Proverb Scholarship, 3 Bde. (1982/93), Sprichwort-Wahrwort¿? Studien zur Geschichte, Bedeutung und Funktion deutscher Sprichwörter (1992), Sprichwörtliches und Geflügeltes: Sprachstudien von Martin Luther bis Karl Marx (1995), Deutsche Redensarten, Sprichwörter und Zitate: Studien zu ihrer Herkunft, Überlieferung und Verwendung (1995), The Politics of Proverbs: From Traditional Wisdom to Proverbial Stereotypes (1997), «Morgenstunde hat Gold im Munde»: Studien und Belege zum populärsten deutschsprachigen Sprichwort (1997) und Verdrehte Sprichwörter: Antisprichwörter aus Literatur und Medien (1998). Er ist auch Herausgeber des internationalen Jahrbuchs Proverbium (1984ff.).
Rezensionen
"...'Sprichwörtliche Verfremdungen' offers the hitherto most comprehensive guide to an important aspect of Brecht's creativity." (Siegfried Mews, Journal of English and Germanic Philology) "...der vorliegende Band [ist] aufs lebhafteste zu begrüßen, weil er nämlich zum erstenmal, mit der Wolfgang Mieder eigenen Gründlichkeit und gediegenen Sachkenntnis, eine zusammenfassende und zugleich systematische Bestandsaufnahme des so reichen wie vielfältigen Materials bietet." (Reinhold Grimm, The Brecht Yearbook)
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