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Der weltbekannte Primatenforscher Frans de Waal nimmt uns mit auf eine erfrischende, philosophische Reise, bei der die lange Tradition des Humanismus ebenso zu Wort kommt wie das Sozialverhalten im Tierreich. Er untersucht, welche Konsequenzen seine Forschungen für unser Verständnis von moderner Religion haben. Ganz gleich, welchen Einfluss die Religion auf den Moralkodex des Menschen genommen hat, sie ist nicht die Urheberin unserer Moralität. Der Autor fordert die Leser auf, sich konstruktiv mit Fragen wie diesen auseinanderzusetzen: Welche Rolle spielt die Religion heutzutage in einer gut…mehr

Produktbeschreibung
Der weltbekannte Primatenforscher Frans de Waal nimmt uns mit auf eine erfrischende, philosophische Reise, bei der die lange Tradition des Humanismus ebenso zu Wort kommt wie das Sozialverhalten im Tierreich. Er untersucht, welche Konsequenzen seine Forschungen für unser Verständnis von moderner Religion haben. Ganz gleich, welchen Einfluss die Religion auf den Moralkodex des Menschen genommen hat, sie ist nicht die Urheberin unserer Moralität. Der Autor fordert die Leser auf, sich konstruktiv mit Fragen wie diesen auseinanderzusetzen: Welche Rolle spielt die Religion heutzutage in einer gut funktionierenden Gesellschaft? Wo können Gläubige und Nichtgläubige Inspiration für eine gute Lebensführung finden? Woher kommt die Moral? Wie hilft sie uns dabei, richtig zu handeln? De Waal beantwortet Fragen rund um Moral und Humanismus mit Blick auf Primaten und andere Tiere, die uns erstaunlich nahestehen: Im gottlosen Universum beobachtet er, wie Menschenaffen gerecht, kooperativ und empathisch handeln.

Der weltbekannte Primatenforscher Frans de Waal nimmt uns mit auf eine erfrischende, philosophische Reise, bei der die lange Tradition des Humanismus ebenso zu Wort kommt wie das Sozialverhalten im Tierreich. Er untersucht, welche Konsequenzen seine Forschungen für unser Verständnis von moderner Religion haben. Ganz gleich, welchen Einfluss die Religion auf den Moralkodex des Menschen genommen hat, sie ist nicht die Urheberin unserer Moralität. Der Autor fordert die Leser auf, sich konstruktiv mit Fragen wie diesen auseinanderzusetzen: Welche Rolle spielt die Religion heutzutage in einer gut funktionierenden Gesellschaft? Wo können Gläubige und Nichtgläubige Inspiration für eine gute Lebensführung finden?
Autorenporträt
Frans de Waal, geboren 1948, Biologe und Primatenforscher, Professor für Psychobiologie an der Emory University und Direktor des Yerkes National Primate Research Center in Atlanta. De Waal ist durch zahlreiche populärwissenschaftliche Buchveröffentlichungen bekannt geworden und wurde vom »Time Magazine« in die Liste der 100 einflussreichsten Persönlichkeiten aufgenommen.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 05.09.2015

Versteht man doch, das Kapuzineräffchen!
Futter gegen Sex: Frans de Waal sucht den Ursprung der Moral bei den Primaten

Kennen Sie den Toilettenfrosch? Der Toilettenfrosch klebt am Inneren einer Kloschüssel und lässt sich auch von menschlichen Ausscheidungen, die an ihm vorbeirauschen, nicht stören. In den vergangenen Jahrzehnten, notiert Frans de Waal, habe er sich häufig als Toilettenfrosch gefühlt, insbesondere, wenn wieder einmal das Bild des im Kern bösen Menschen verbreitet werde, dessen aggressives Wesen nur durch eine dünne Schicht der Zivilisation übertüncht wird. Für de Waal hingegen sind Menschen im Wesentlichen prosozial: sie helfen anderen, empfinden Mitleid und verhalten sich im Allgemeinen kooperativ, auch nicht verwandten Mitmenschen gegenüber.

"Der Mensch, der Bonobo und die zehn Gebote" (im Original: "The Bonobo and the Atheist") ist das neueste Werk des niederländischen Verhaltensforschers, der seit Jahren in den Vereinigten Staaten lebt und forscht. Hieronymus Boschs Triptychon "Der Garten der Lüste" dient als Folie für seine Auseinandersetzung mit den Grundlagen der Empathie, den Ursprüngen von Moral und Religion und den Konsequenzen für unsere Vorstellungen des Zusammenlebens. de Waal zufolge ist moralisches Verhalten schon bei unseren nächsten Verwandten zu finden; demnach muss Moral älter sein als Religion.

Kooperation und prosoziales Verhalten bei Tieren stehen seit einigen Jahren hoch im Kurs. Weibliche Paviane etwa, die feste und verlässliche Bindungen zu anderen Gruppenmitgliedern pflegen, leben länger und hinterlassen auch eine größere Anzahl von Nachkommen. Damit zahlen sich Eigenschaften wie Fairness und Altruismus in der evolutionären Abrechnung aus. Religionen bieten De Waal zufolge im Wesentlichen den institutionellen Überbau für moralisches Verhalten. Ein kurzer, aber zentraler Abschnitt widmet sich der Auseinandersetzung mit den zum Teil radikalen Atheisten um Richard Dawkins. De Waal kreidet dieser Gruppe an, dass sie das universelle menschliche Bedürfnis nach Spiritualität und Religion ignorierten und sich genauso dogmatisch und aggressiv verhielten wie manche religiöse Fundamentalisten.

Mit seinen Überlegungen reiht sich de Waal in eine Riege von Anthropologen und Evolutionsbiologen ein, die sich gegenwärtig mit den Ursprüngen von Moral und Religion befassen. Ara Norenzayan und Edward Slingerland von der Universität in British Columbia untersuchen zum Beispiel die These, dass komplexe Gesellschaften "große Götter" brauchen, die nicht nur wissen, was die einzelnen Menschen tun, sondern auch, was sie denken. Solch "große Götter" aktivierten die Selbstkontrolle der Menschen, während Gottesdienste und aufwendige Rituale der Vergewisserung der Gefolgschaft dienten. So einleuchtend solche Überlegungen zur Entstehung und Funktion von Religion auch anmuten mögen, so schwer sind sie zu überprüfen.

Auf weiten Strecken kann man dieser Tour durch Kunstgeschichte, Affenverhalten und Religionspsychologie einfach folgen, manchmal freilich möchte man innehalten und fragen, ob es nicht auch etwas genauer ginge. Ist prosoziales Verhalten wirklich dasselbe wie Moral? Kann es Moral ohne Moralkodex geben? Und wie erklären wir die beträchtlichen Differenzen in verschiedenen Kulturen oder auch Veränderungen innerhalb einer Kultur?

De Waal kann in seinen Ausführungen auf einen reichen Anekdotenschatz zurückgreifen, was das Buch für interessierte Laien zu einer schönen Fundgrube macht. Für Leser, die sich schon ausführlicher mit der Thematik befasst haben, stellt sich dagegen die Frage, wie aussagekräftig einzelne Episoden sind und ob sich nicht auch andere Lesarten anbieten. So beschreibt de Waal eine Schimpansin, die einem im Sterben liegenden Gruppenmitglied noch etwas Stroh hinter den Rücken stopft, damit er bequemer sitzen kann. Er erzählt von Kapuzineräffchen, die ein als Belohnung angebotenes Gurkenstückchen in die Ecke pfeffern, wenn der Käfignachbar für die gleiche Aufgabe eine Weintraube erhält. Das sei ein Ausdruck von Gerechtigkeitsempfinden. Man würde hier gerne nachfragen, wie häufig sich Schimpansen auf diese Weise helfen und ob der Kapuzineraffe nicht einfach nur neidisch ist.

Insgesamt sind die vielen Geschichten unterhaltsam und vermitteln einen guten Eindruck von den Dramen, Freundschaften und Liebesgeschichten nichtmenschlicher Primaten. Ganz besonders am Herzen liegen de Waal die Bonobos, die sich in vielerlei Hinsicht von ihren Vettern, den Schimpansen, unterscheiden. Während bei Schimpansen die männlichen Tiere dominieren, sind bei den Bonobos die weiblichen Tiere tonangebend. Konflikte werden durch ausgeprägtes sexuelles Verhalten abgebogen und Futter gegen Sex getauscht. Wenn es nach de Waal ginge, dann wäre der letzte gemeinsame Vorfahre von Mensch und Affe sicherlich ein Bonobo.

Die Übersetzung dieses munter erzählten Werkes ist weitgehend gelungen. Die Ausführung, eine Mutter kümmere sich um ihren Nachwuchs zum Zwecke der "Arterhaltung" ist allerdings ein schwerer Lapsus (im Original heißt es "Vermehrung"). Offensichtlich ist das Konzept der "Arterhaltung" immer noch fest in den deutschen Köpfen verankert, obgleich es nicht haltbar ist, denn der Evolutionstheorie zufolge kann es immer nur um die Vermehrung der eigenen Gene gehen, nicht aber um die Erhaltung der Art.

Frans de Waal bezeichnet sich selbst als glücklichen Menschen - und diesen Eindruck hat man auch, wenn man das Buch liest: Hier schreibt jemand, der vor allem Augen für das Gute und Schöne hat. De Waal scheint in einer beneidenswert intakten Welt zu leben. Aber wie würde er Betrug, Verrat und Rachsucht erklären, wie Folterkeller und Kriegsgreuel? Vielleicht zeichnen sich Menschen dadurch aus, dass sie weder eigentlich gut noch eigentlich schlecht sind, sondern immer zu allem fähig - und dass die Religionen als Institutionen nicht nur dazu dienen, moralisches Verhalten zu sichern, sondern auch Machtansprüche durchzusetzen. JULIA FISCHER

Frans de Waal: "Der Mensch, der Bonobo und die zehn Gebote". Moral ist älter als Religion.

Aus dem Amerikanischen von Cathrine Hornung. Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2015. 365 S., geb., 24,95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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"Was dieses Buch auszeichnet: Frans de Waal schlägt sich nicht auf eine Seite. Weder will er der Wissenschaft und damit seiner Forschung zugestehen, dass sie die Wahrheit gepachtet haben, noch verdammt er jegliche Form von Glauben. Wogegen er sich jedoch explizit ausspricht, ist Dogmatismus jedweder Art. Schlussendlich plädiert der Primatenforscher Frans de Waal dafür, dass wir die Moral von der Religion trennen, sie nicht als etwas betrachten sollten, was über uns kommt. Moralität sollten wir als etwas erkennen, das aus uns selber kommt."
Bettina Baltschev, MDR Figaro, 6.01.2016

"Man brauche also keine Götter, um moralisch zu handeln. Dennoch akzeptiert de Waal den Wert der Religion für das menschliche Miteinander - solange Gottesglauben nicht in Glaubenskriege entartet. Den Anspruch vieler Ideologien, endgültige Antworten geben zu können, erhebt er dabei nicht. Stattdessen gibt er viel zu denken."
Jürgen Nakott, Bild der Wissenschaft, Mai 2016

"De Waal liefert aus unerwarteter Richtung eine interessante Perspektive auf das Weltgeschehen."
Elke Hartmann-Wolff, Focus, Dezember 2015

"Eine kurzweilige Lektüre für Menschenfreunde und Tierliebhaber."
Johanna Seifert, Philosophie Magazin, Oktober/November 2015

"De Waals Buch ist spannend zu lesen, informativ, intelligent und undogmatisch. Wer es nicht schon vorher getan hat, wird spätestens nach der Lektüre die Tiere mit anderen Augen sehen. All jenen, die in der Nähe des Menschen zu den Tieren eine Abwertung unserer Spezies sehen, sei gesagt, dass sie in Wahrheit eine Aufwertung der Tiere bedeutet, die angesichts dessen, was wir diesen täglich antun, dringend erforderlich ist."
Eckart Löhr, Spektrum der Wissenschaft, Oktober 2015

"Was de Waal in dieser Doppelfunktion, als Beobachter und als Freund seiner Schützlinge, zu sagen weiß, ist anschaulich, anregend und trägt das Siegel des Wahren."
Burkhard Müller, Süddeutsche Zeitung, 1.9.2015

"Das Buch ist eine Schatzkiste mit wunderbaren Beobachtungen zu den Ursprüngen unseres Moralempfindens und klugen Gedanken zu Gott, den Menschen und der Welt. Homo sapiens hat religiöse Gebote, philosophische Theorien und juristische Paragrafen ins Universum der Moral eingebracht."
Hanne Tuegel, oya, März/April 2017
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