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Die große Geschichte der menschlichen Zivilisation, erzählt von 64 Objekten. Mit zahlreichen vierfarbigen Abbildungen
Wer einen Menschen verstehen will, muss die Dinge verstehen, die ihm wichtig sind: Alltagsgegenstände, Kunstwerke und religiöse Objekte. In den Berliner Museen findet sich eine unüberschaubare Menge davon aus allen Zeiten und allen Gegenden der Erde. Stefan Laube hat 64 von ihnen ausgewählt, um die Geschichte der menschlichen Zivilisation zu erzählen. Die beginnt mit den vier Elementen - einem Faustkeil, einem Brunnen, einer Feuermaske, einer Windharfe - und führt hin bis…mehr

Produktbeschreibung
Die große Geschichte der menschlichen Zivilisation, erzählt von 64 Objekten. Mit zahlreichen vierfarbigen Abbildungen

Wer einen Menschen verstehen will, muss die Dinge verstehen, die ihm wichtig sind: Alltagsgegenstände, Kunstwerke und religiöse Objekte. In den Berliner Museen findet sich eine unüberschaubare Menge davon aus allen Zeiten und allen Gegenden der Erde. Stefan Laube hat 64 von ihnen ausgewählt, um die Geschichte der menschlichen Zivilisation zu erzählen. Die beginnt mit den vier Elementen - einem Faustkeil, einem Brunnen, einer Feuermaske, einer Windharfe - und führt hin bis zur Kunst des Speicherns, sei es auf Lehm oder Festplatten.br />
Zu jedem Thema stellt Laube vier Objekte einander gegenüber: ein Spiel, das dazu verführt, immer weiterzulesen und immer neue Entdeckungen zu machen.
Autorenporträt
Laube, StefanStefan Laube, Jahrgang 1964, studierte in München Geschichte, Kunstgeschichte und Philosophie. Er lehrt an der Humboldt-Universität zu Berlin und forscht an der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel. Stefan Laube lebt in Berlin. Veröffentlichungen: Objekte im Duell. Streifzüge durch Berliner Museen, Berlin 2019; Von der Reliquie zum Ding. Kirche, Wunderkammer, Museum, Berlin 2011; Das Lutherhaus - eine Museumsgeschichte, Leipzig 2003.
Rezensionen
Vom Faustkeil zum Döner
Stefan Laube hangelt sich an Objekten durch die Weltgeschichte

Es bedurfte zweier Briten, der Weltöffentlichkeit eine nachhaltige Lektion in Sachen materieller Kultur zu erteilen. Peter Greenaway kuratierte vor gut drei Jahrzehnten die Ausstellung "100 Objects to Represent the World". Inspiriert von der Voyager-Mission 1977, versammelte er zum 300. Geburtstag der Akademie der bildenden Künste Wien in deren Räumlichkeiten ein allerdings etwas wahllos erscheinendes Sammelsurium.

Besser machte es Neil MacGregor, der vor elf Jahren im Radioprogramm der BBC die von ihm ersonnene Sendereihe "A History of the World in 100 Objects" vortrug. Dazu wählte er Artefakte aus dem Bestand des von ihm geleiteten Britischen Museums aus. Durch deren eindringliche Analyse vermochte er wichtige Wegmarken globaler Menschheitsgeschichte plastisch werden zu lassen. Das Spektrum der präsentierten Objekte reichte von der Steinzeit bis ins 21. Jahrhundert. Er publizierte die Sendungstranskripte anschließend in Buchform und erzielte damit einen internationalen Bestseller.

MacGregor schloss sein Buch mit der Aufforderung, seiner Weltgeschichtsvariante weitere an die Seite zu stellen. Die Anregung aufgreifend, nutzte der Kulturwissenschaftler Stefan Laube die Bestände der Staatlichen Berliner Museen für ein eigenes Unterfangen dieser Art. Inspiriert von Greenaway und MacGregor, konzipierte er gleichsam als Fingerübung 2019 ein schmales Bändchen mit zwanzig "Objekten im Duell". Nun greift Laube das Thema erweiternd und vertiefend abermals auf. Im Unterschied zu MacGregor, der für sein Unternehmen eine illustre Reihe von Mitwirkenden gewinnen konnte, geht er die Sache als Einzelkämpfer an, setzt auch andere Akzente. Jeweils vier Objekte aus den unterschiedlichen Zeitaltern und Weltgegenden konfrontiert er miteinander, um so das Allgemeinmenschliche verschiedener Entwicklungen zu illustrieren. Das funktioniert bei einigen Objekten erstaunlich gut, bei anderen wirkt es etwas gewollt.

Legt man die Bücher von Laube und MacGregor nebeneinander, fallen mehrere Dinge auf. Als Erstes wird einmal mehr deutlich, dass das Britische Museum als Sammlungsinstitution in einer eigenen Liga spielt. Wer zu den Lesern MacGregors gehört, trifft außerdem bei Laube stellenweise alte Bekannte - vom steinzeitlichen Faustkeil bis zu hawaiianischem Federschmuck. Und wo MacGregor die Highlights aus seinem Haus wie die Rosetta-Stele selbstverständlich in seine Betrachtung einbezieht, hält Laube mit Prominenz aus den Berliner Sammlungen dagegen, die Nofretete fehlt ebenso wenig wie der bronzezeitliche Goldhut.

Laube kontrastiert den Kanon der von ihm analysierten Artefakte mit Meisterwerken der Malereigeschichte, hauptsächlich ihrer deutschen Vertreter von Dürer bis Franz Marc. Wie MacGregor rundet er schließlich sein Weltgeschichtskonzept durch Artefakte der Gegenwart ab, deren museale Aura erst gerade im Entstehen ist: bei MacGregor eine Scharia-konforme Kreditkarte und eine Solarleuchte, bei Laube ein Kleid Marke Coco Chanel und der Werbeaufsteller eines großen Döner-Unternehmens.

Der direkte Vergleich verdeutlicht, welch starken Eindruck MacGregors Buch bei Laube hinterließ. Das wird bis in einzelne Formulierungen hinein deutlich. Hie und da hätte man sich straffende und ordnende Eingriffe des Lektorats gewünscht. Doch davon unabhängig legt man das vom Verlag sehr ansprechend gestaltete Buch am Ende mit großem Gewinn an Erkenntnissen und Eindrücken aus der Hand.

Der Vergleich der Bücher von Laube und MacGregor verdeutlicht aber noch etwas anderes. Seit längerer Zeit wird - beispielsweise von dem niederländischen Raubkunst-Experten Jos van Beurden - darauf hingewiesen, dass MacGregor sowohl in seinem Buch als auch während seiner Amtszeit als Direktor des Britischen Museums die problematische Provenienz vieler Artefakte seines Hauses konsequent ausblendete. Laube geht hier einen Schritt weiter und benennt Objekte wie die Benin-Bronzen als koloniale Raubkunst, deren Restitution überfällig ist. Es überzeugt, dass er für die Berliner Bestände in dieser Frage klar Stellung bezieht.

ALEX KNAAK

Stefan Laube:

"Der Mensch und

seine Dinge".

Eine Geschichte der

Zivilisation, erzählt von 64 Objekten.

Carl Hanser Verlag, München 2020. 511 S., Abb., geb., 32,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Alex Knaak gefällt, dass Stefan Laube in seiner Dinggeschichte aus den Archiven der Staatlichen Berliner Museen auf die koloniale Provenienz mancher Artefakte hinweist. Darin unterscheidet sein Ansatz sich von dem Neil MacGregors, zu dem Knaak Laubes Darstellung auch in weiteren Punkten in Beziehung setzt. Die augenöffnende Konfrontation von Objekten aus verschiedenen Zeiten und von verschiedenen Orten (Faustkeil, Federschmuck, Goldhut vs. Dürer-Bild, Solarleuchte und Chanel-Kleid) zur Veranschaulichung des "Allgemeinmenschlichen" funktioniert laut Knaak jedenfalls überzeugend.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 26.02.2021

Vom Faustkeil zum Döner
Stefan Laube hangelt sich an Objekten durch die Weltgeschichte

Es bedurfte zweier Briten, der Weltöffentlichkeit eine nachhaltige Lektion in Sachen materieller Kultur zu erteilen. Peter Greenaway kuratierte vor gut drei Jahrzehnten die Ausstellung "100 Objects to Represent the World". Inspiriert von der Voyager-Mission 1977, versammelte er zum 300. Geburtstag der Akademie der bildenden Künste Wien in deren Räumlichkeiten ein allerdings etwas wahllos erscheinendes Sammelsurium.

Besser machte es Neil MacGregor, der vor elf Jahren im Radioprogramm der BBC die von ihm ersonnene Sendereihe "A History of the World in 100 Objects" vortrug. Dazu wählte er Artefakte aus dem Bestand des von ihm geleiteten Britischen Museums aus. Durch deren eindringliche Analyse vermochte er wichtige Wegmarken globaler Menschheitsgeschichte plastisch werden zu lassen. Das Spektrum der präsentierten Objekte reichte von der Steinzeit bis ins 21. Jahrhundert. Er publizierte die Sendungstranskripte anschließend in Buchform und erzielte damit einen internationalen Bestseller.

MacGregor schloss sein Buch mit der Aufforderung, seiner Weltgeschichtsvariante weitere an die Seite zu stellen. Die Anregung aufgreifend, nutzte der Kulturwissenschaftler Stefan Laube die Bestände der Staatlichen Berliner Museen für ein eigenes Unterfangen dieser Art. Inspiriert von Greenaway und MacGregor, konzipierte er gleichsam als Fingerübung 2019 ein schmales Bändchen mit zwanzig "Objekten im Duell". Nun greift Laube das Thema erweiternd und vertiefend abermals auf. Im Unterschied zu MacGregor, der für sein Unternehmen eine illustre Reihe von Mitwirkenden gewinnen konnte, geht er die Sache als Einzelkämpfer an, setzt auch andere Akzente. Jeweils vier Objekte aus den unterschiedlichen Zeitaltern und Weltgegenden konfrontiert er miteinander, um so das Allgemeinmenschliche verschiedener Entwicklungen zu illustrieren. Das funktioniert bei einigen Objekten erstaunlich gut, bei anderen wirkt es etwas gewollt.

Legt man die Bücher von Laube und MacGregor nebeneinander, fallen mehrere Dinge auf. Als Erstes wird einmal mehr deutlich, dass das Britische Museum als Sammlungsinstitution in einer eigenen Liga spielt. Wer zu den Lesern MacGregors gehört, trifft außerdem bei Laube stellenweise alte Bekannte - vom steinzeitlichen Faustkeil bis zu hawaiianischem Federschmuck. Und wo MacGregor die Highlights aus seinem Haus wie die Rosetta-Stele selbstverständlich in seine Betrachtung einbezieht, hält Laube mit Prominenz aus den Berliner Sammlungen dagegen, die Nofretete fehlt ebenso wenig wie der bronzezeitliche Goldhut.

Laube kontrastiert den Kanon der von ihm analysierten Artefakte mit Meisterwerken der Malereigeschichte, hauptsächlich ihrer deutschen Vertreter von Dürer bis Franz Marc. Wie MacGregor rundet er schließlich sein Weltgeschichtskonzept durch Artefakte der Gegenwart ab, deren museale Aura erst gerade im Entstehen ist: bei MacGregor eine Scharia-konforme Kreditkarte und eine Solarleuchte, bei Laube ein Kleid Marke Coco Chanel und der Werbeaufsteller eines großen Döner-Unternehmens.

Der direkte Vergleich verdeutlicht, welch starken Eindruck MacGregors Buch bei Laube hinterließ. Das wird bis in einzelne Formulierungen hinein deutlich. Hie und da hätte man sich straffende und ordnende Eingriffe des Lektorats gewünscht. Doch davon unabhängig legt man das vom Verlag sehr ansprechend gestaltete Buch am Ende mit großem Gewinn an Erkenntnissen und Eindrücken aus der Hand.

Der Vergleich der Bücher von Laube und MacGregor verdeutlicht aber noch etwas anderes. Seit längerer Zeit wird - beispielsweise von dem niederländischen Raubkunst-Experten Jos van Beurden - darauf hingewiesen, dass MacGregor sowohl in seinem Buch als auch während seiner Amtszeit als Direktor des Britischen Museums die problematische Provenienz vieler Artefakte seines Hauses konsequent ausblendete. Laube geht hier einen Schritt weiter und benennt Objekte wie die Benin-Bronzen als koloniale Raubkunst, deren Restitution überfällig ist. Es überzeugt, dass er für die Berliner Bestände in dieser Frage klar Stellung bezieht.

ALEX KNAAK

Stefan Laube:

"Der Mensch und

seine Dinge".

Eine Geschichte der

Zivilisation, erzählt von 64 Objekten.

Carl Hanser Verlag, München 2020. 511 S., Abb., geb., 32,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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"Selten bekommt man den Reichtum der Berliner Museumslandschaft so plastisch vorgeführt." Rüdiger Schaper, Tagesspiegel, 11.10.20

"Man legt das Buch am Ende mit großem Gewinn an Erkenntnissen und Eindrücken aus der Hand." Alex Knaak, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 26.02.21

"So gut lesbar, dass man fast vergisst, welche riesige Wissensfülle hier zum Ausdruck kommt." Thomas Böhm, rbb radioeins, 19.11.20

"Das hochwertig ausgestattete Buch bietet einen verständlichen, lehrreichen und sehr schönen Weg, um sich in die Geschichte der Zivilisation zu vertiefen und virtuell mit den Kostbarkeiten Berliner Museen in Kontakt zu kommen." Gunther Willinger, Spektrum der Wissenschaft, 21.01.21

"Laube kombiniert klug gewählte Objekte aus dem riesigen Fundus von Berliner Museen mit wissensreichen Texten ... lesenswert" P.M. Magazin, Dezember 2020

"Laubes Buch ist eine ganz neue Geschichte der Globalisierung - und zwar eine der globalen kulturellen Gemeinsamkeiten, die sich einer Bewertung in höher oder weniger entwickelt entschieden verweigert." Niels Boeing, Zeit Wissen, 01/01.2021