Der Mensch sehnt sich nach Heil und nach Erlösung. Gerade angesichts einer kriegerischen und gewaltsamen Welt stellen wir uns die Frage: War es das schon? Ist das Ziel der Welt Tod und Grausamkeit und Ungerechtigkeit? Judentum und Christentum können auf diese Frage mit ihrer Hoffnung auf den Messias
antworten – der in beiden Religion freilich unterschiedlich gedeutet wird. Bei Herder ist nun ein…mehrDer Mensch sehnt sich nach Heil und nach Erlösung. Gerade angesichts einer kriegerischen und gewaltsamen Welt stellen wir uns die Frage: War es das schon? Ist das Ziel der Welt Tod und Grausamkeit und Ungerechtigkeit? Judentum und Christentum können auf diese Frage mit ihrer Hoffnung auf den Messias antworten – der in beiden Religion freilich unterschiedlich gedeutet wird. Bei Herder ist nun ein Sammelband der jüdischen Theologie erschienen, der einen auf den ersten Blick ernüchternden Titel erhalten hat: „Der Messias kommt nicht. Abschied vom jüdischen Erlöser“. Die Hoffnung auf einen Messias, so schreibt Walter Homolka in seinem Vorwort, „stieg in Zeiten des nationalen Unglücks, etwa nach der Zerstörung des Tempels in Jerusalem durch die Römer im Jahr 70 u.Z.“.
Das Buch besteht im Wesentlichen aus drei großen Kapiteln: Juni Hoppe schreibt über die Messiasvorstellungen im antiken Judentum, Daniel Krochmalnik über den Messias im rabbinischen Judentum, Walter Homolka schließlich über die Neuzeit bis hin zur Gegenwart. Den Band durchzieht dabei ein tiefes Verständnis dafür, dass sich Messiasvorstellungen einerseits gewandelt haben, andererseits immer schon vielfältig waren: Der Messias konnte etwa in der Antike als eher priesterlicher, aber auch als kriegerische Gestalt verstanden werden. Gleichfalls konnte vom Messias erwartet werden, er würde frühere (politische) Zustände wiederherstellen oder aber einen bisher noch nicht gekannten utopischen Zustand bringen. Der Titel – „Der Messias kommt nicht“ – kann daher in doppelter Weise verstanden werden: Einerseits gab es immer wieder Menschen, die als Messias auftraten oder das baldige Kommen des Messias ankündigten – zu Unrecht. Andererseits entwickelt sich im Judentum allerdings eine Vorstellung, dass unter dem Messias vielleicht keine bestimmte Person, sondern eher ein (eschatologischer) Zustand zu verstehen sei.
Der katholische Theologe Magnus Striet hat ein Nachwort verfasst, was den Band auch zu einem Beitrag des jüdisch-christlichen Dialogs macht. Dabei stellt Striet heraus, dass das Bekenntnis zu Jesus Christus als dem Messias ein trennendes Element zwischen Judentum und Christentum darstellt, wenngleich dies den Blick auf das Verbindende nicht verstellen darf. Ob Jesus seinen Tod wirklich nicht wollte – das wird man mit einem kleinen Fragezeichen versehen dürfen, stellt aber eher ein Problem christlicher Theologie dar.
Alles in Allem ist dieser Band sehr gelungen, weil die drei großen Kapitel einen sehr guten, knappen, aber mehr als fundierten Überblick über die Entwicklung jüdischer Messiastheologie geben.