Der Grazer Schriftsteller Harald W. Vetter gehört tatsächlich zu den sprichwörtlich literarischen Unbekannten im Land. Obwohl er seinerzeit in der offiziellen Landeschronik Steiermark als Autor Erwähnung fand und in seiner Studienzeit Mitbegründer und Namensgeber der Literaturzeitschriften Nebelhorn und Lichtungen war, überdies besondere Zustimmung und Förderung durch den bekannten österreichischen Schriftsteller György Sebestyén erhielt, blieb er Jahrzehnte lang im Literaturbetrieb ein geradezu klassischer Außenseiter. Einige Lesungen, ORF-Sendungen, Veröffentlichungen in Zeitschriften und Anthologien bildeten lediglich die spärlichen Ausnahmen. Dass Vetter nun wieder als Erzähler so überzeugend auftaucht, mag vielleicht auch mit seinen früheren Tätigkeiten als Essayist und Literaturkritiker zu tun haben. Eher aber ist es so, dass die Lust an der Prosa mit dem Autobiographischen zusammenhängt, das der Autor in bemerkenswert eindringlicher Weise erzählt, wobei Ironie, Groteske und die existentielle Unheimlichkeit besonders betont werden und solcherart die Katarakte des Schicksals unbarmherzig daher zu kommen scheinen. Angelehnt sind diese Kurzgeschichten etwa an Kleist, Hebel, Bierce, Doderer und Carver. Der Sprachduktus ist dabei stets seiner typischen Lyrik geschuldet und die Imagination gewinnt dadurch eine intensive Bildhaftigkeit, der man sich kaum entziehen kann. Harald W. Vetters erster Erzählband, der 58 von ihm illustrierte Kurzgeschichten versammelt, ist das virtuose Dokument eines Künstlers, der nun seine Parallelexistenz offen zur Sprache bringt. Doch wird Der metaphysische Taschenspieler noch längst nicht die „Lebenssumme“ des Schriftstellers sein, man wird von ihm sicherlich noch einiges zu erwarten haben.