Zu Beginn des 20. Jahrhunderts entdecken und erfinden Physiker, Mathematiker, Philosophen, Architekten und Künstler unsere heutige Vorstellung von Raum. In einer Melange aus den Relativitätstheorien, den neuen Baumaterialien und Konstruktionsmethoden, psychologischen Wahrnehmungsmodellen und analytischer Philosophie reifen Begriffe wie Raumzeit, fließender Raum oder vierdimensionaler Raum, die den Blick des entwerfenden Architekten nachhaltig färben. Fortan werden Protagonisten der neuen Baukunst wie Erich Mendelsohn, Walter Gropius und Ludwig Mies van der Rohe ihre Konsequenzen aus diesem neuen Weltmodell ziehen und Ikonen wie den Einsteinturm in Potsdam, das Bauhausgebäude in Dessau und das Haus Tugendhat in Brno errichten. An ihren Innenräumen lässt sich der Bruch der Moderne nachvollziehen. Marian Wild untersucht die Gebäude der klassischen Moderne anhand systematischer Fotoanalysen. Es sind architektonische Innenräume zu sehen, die bisher nie vollständig fotografisch erfasst und abgebildet wurden, und an denen die spezifische Raumauffassung in einer neuen Dimension erkennbar wird.