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Man muss sich den Spießer als einen glücklichen Menschen vorstellen. Endlich wurde ihm nun ein Kompendium in Buchform gewidmet! Mit einem lachenden und einem zwinkernden Auge blättert sich der geneigte Leser durch diese Sammlung geistreicher Bonmots und handverlesener Alltagsbeobachtungen. Welch erbaulicher Genuss, welch Sprachgewalt, welch Wortwitz! Wie eine gute Flasche, die mit jedem Jahr ein wenig besser wird, entfaltet dieses Buch mit jeder Seite seinen komplexen Charakter ein wenig mehr - bis man aus dem Schmunzeln schließlich gar nicht mehr herauskommt. Geschmackvolle Grafiken und…mehr

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Produktbeschreibung
Man muss sich den Spießer als einen glücklichen Menschen vorstellen. Endlich wurde ihm nun ein Kompendium in Buchform gewidmet! Mit einem lachenden und einem zwinkernden Auge blättert sich der geneigte Leser durch diese Sammlung geistreicher Bonmots und handverlesener Alltagsbeobachtungen. Welch erbaulicher Genuss, welch Sprachgewalt, welch Wortwitz! Wie eine gute Flasche, die mit jedem Jahr ein wenig besser wird, entfaltet dieses Buch mit jeder Seite seinen komplexen Charakter ein wenig mehr - bis man aus dem Schmunzeln schließlich gar nicht mehr herauskommt. Geschmackvolle Grafiken und lehrreiche Schaubilder runden dieses Kleinod deutscher Verlegerkunst kongenial ab und sorgen für nachhaltiges Lesevergnügen. Guten Geschmack kann man sich nicht kaufen - dieses Buch schon. Distinktionsgewinn und beeindruckte Nachbarn garantiert!
Autorenporträt
Charlotte Förster und Justus Loring arbeiten als freie Journalisten und leben im Epizentrum des modernen Spießertums - Berlin Prenzlauer Berg. Sie verabscheuen Raufasertapete, Discounterlebensmittel und Krieg.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 08.03.2014

So bestimmt man Spießer
Ein nicht ganz ernsthafter Ratgeber für Feldforscher

Gleich mit seinem ersten Roman hat Ödön von Horváth einen Klassiker gelandet. "Der ewige Spießer" von 1930 analysiert diesen diffusen Charaktertyp am Beispiel einer Reihe von Personen. Es scheint, als hätten die allermeisten Menschen etwas Spießiges an sich, wobei die Definition so viele Variablen hat, dass sie windelweich bleiben muss. Gleichzeitig hat Horváth damit dem Buchmarkt ein ewiges Thema geliefert. Bücher über den Spießer sind aus den Verlagsprogrammen nicht wegzudenken. Spießer gehen immer, deswegen kommen sie alle paar Jahre wieder. Aber schon Hebbel wusste: "Der Philister hat oft in der Sache recht, aber niemals in den Gründen."

Das hat das Autorenduo Charlotte Förster und Justus Loring nicht angefochten, schließlich hat jede Generation das Recht auf Selbstvergewisserung. Und auf Anonymität: Autorenfotos sind spießig, stattdessen werden Bilder von zwei Figuren angeboten, die aus Knetmasse geformt sind. Die beiden bezeichnen sich selbst als "Neo-Spießer", die "im Epizentrum des modernen Spießertums" leben, in Berlin-Prenzlauer Berg. Sie behaupten: Der neue Spießer suche seinesgleichen nicht mehr zwischen Gartenzwergen, sondern im Bioladen und beim Yogakurs. Eine ihrer Ausgangsfragen lautet: "Ist ein Hackbraten wirklich spießiger als ein minutiös gekochtes Thunfischcarpaccio aus einem Jamie-Oliver-Kochbuch?"

Die Analyse kommt aus dem Zettelkasten mitgehörter und mitgelesener Sätze, wie wir sie tagtäglich hören. Im ersten von fünf Kapiteln geht es um sprachlichen Standardsituationen, um Phrasen, die auch Karl Kraus zur Weißglut getrieben hätten, der von sich sagte: "Spießer zur Strecke bringen, war, wenn ich im Blätterwald streifte, immer meine höchste Weidmannslust!" Der Mann war Jäger, seine Nachfahren sind Sammler. Sie finden Sätze wie diese: "Das Hinterland Mallorcas hat wirklich schöne Ecken" oder "Im Discounter würde ich niemals einkaufen - wobei der Aldi-Champagner wirklich gut ist".

Förster und Loring steuern neben Buch- und Plattenlisten mit Schwerpunkt auf Deutschland auch die unvermeidlichen Listen von den nichtspießigsten und den spießigsten Menschen der Welt bei. In der ersten Kategorie tauchen Martin Walser, Nina Hagen, Mae West, Christoph Schlingensief und Steve Jobs auf; in der zweiten Wolfgang Thierse, Bastian Sick, Katja Riemann und wieder Steve Jobs. Soziale Distinktion erzielt der Neo-Spießer über Hundeund Kindernamen, die er aus Adelslisten entlehnt. Und wenn er sich trennen will, geht man am besten zu Ikea.

Wer dagegen auf Brautschau ist, bevorzugt Manufactum. Und wen trifft man dort? "Männer, denen nach einem Tag im Hobbykeller der Waldviertler Kartoffelhandbalsam ausgegangen ist", Frauen, die Bimsstein suchen, Paare, die als Mitbringsel eine "mittelalterliche Käsereibe aus dem Elsass" suchen. So geht das hin über Stammgast-Unwesen, Modefirmen, die nie aus der Mode kommen, bis hin zu feinsinnigen Ratschlägen, wie man Besuch vertreibt, und den gestanzten Plattitüden von Sozialen-Netzwerk-Langweilern.

Bleibt die Frage nach der Käufer-Zielgruppe. Als Gastgeschenk eignet sich das Buch nur, wenn die Besuchten ironiefähig sind. Aber Spießer, die sich beim Blättern ertappt fühlen, können sich mit einem Ausspruch von Ödön von Horváth revanchieren: "Ich bin eigentlich ganz anders, aber ich komme nur so selten dazu."

HANNES HINTERMEIER.

Charlotte Förster und Justus Loring: "Der moderne Spießer". Mit Illustrationen von Henry Büttner.

Tropen Verlag, Stuttgart 2014. 176 S., geb., 14,95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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