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Schöne neue Welt türkische Identität in Deutschland. War es ein Unfall, ein Selbstmordversuch oder wurde Seyfullah Gülen von Skinheads in die Spree geschmissen? Fest steht, dass Ömers Vater seit jener Nacht in einem Berliner Krankenhaus mit dem Tod ringt. Während die Vorurteile toben, die Presse ihn mal als Naziopfer, mal als windigen Ausländer darzustellen versucht, und die Polizei lustlos die üblichen Verdächtigen vernimmt, beginnt für Ömer eine schmerzhafte Auseinandersetzung mit der Vergangenheit seines Vaters. Was dabei ans Tageslicht kommt, ist eine menschliche Tragödie. In den sechziger…mehr

Produktbeschreibung
Schöne neue Welt türkische Identität in Deutschland. War es ein Unfall, ein Selbstmordversuch oder wurde Seyfullah Gülen von Skinheads in die Spree geschmissen? Fest steht, dass Ömers Vater seit jener Nacht in einem Berliner Krankenhaus mit dem Tod ringt. Während die Vorurteile toben, die Presse ihn mal als Naziopfer, mal als windigen Ausländer darzustellen versucht, und die Polizei lustlos die üblichen Verdächtigen vernimmt, beginnt für Ömer eine schmerzhafte Auseinandersetzung mit der Vergangenheit seines Vaters. Was dabei ans Tageslicht kommt, ist eine menschliche Tragödie. In den sechziger Jahren nach Deutschland gekommen, verliebt sich Ömers Vater in eine junge deutsche Frau. Die beiden heiraten, kurz darauf wird ihre Tochter geboren. Dann erreicht ihn die Nachricht aus der Heimat. Die Mutter liegt im Sterben. Ömers Vater kehrt zurück und verspricht der Mutter auf dem Sterbebett, ein Mädchen aus dem Nachbardorf zu heiraten. Noch nie hat er sich dem Willen der Familie widersetzt. Jahrzehntelang führt er fortan ein Doppelleben. Der Vater stirbt, ohne das Bewusstsein wiedererlangt zu haben. Fragen bleiben offen, Ömer will auch gar nicht mehr alles wissen: Leider gibt es im Leben kein richtig und falsch, so praktisch das auch wäre.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.10.1998

Ömer und die Detektive
Zwischen Döner und Doppelleben: Spannendes aus Berlin

Eltern sind auch Menschen. Und Kinder müssen erst lernen, daß sich hinter dem alltäglichen Dasein ihrer Mütter und Väter noch andere, geheimnisvolle Leben verbergen. Der neunzehn Jahre alte Ömer, Sohn türkischer Einwanderer, kommt der verborgenen Existenz seines Vaters Seyfullah eher zufällig auf die Schliche. Als der Vater schwerverletzt aus dem Fluß gezogen wird, beginnt ein kriminologisches Puzzlespiel.

Ostdeutsche Skinheads, türkische Fundamentalisten und die Tolpatschigkeit des Vaters nähren immer neue Verdachtsmomente. Polizei, Medien und Ömer samt Freunden versuchen Stück für Stück den Lebenslauf des Vaters und die Umstände des sonderbaren Unfalls zusammenzusetzen. Zwischen Döner und Doppelleben wird die Biographie des Gastarbeiters Seyfullah Gülen aufgedröselt; ein Leben zwischen Tradition und Moderne. Kein Leben im Hier und Jetzt, sondern immer ein quälendes halb hier, halb dort.

Den Lesern wird dabei eine mitreißende Geschichte über die Freundschaft, Väter und ihre Söhne und die erste Liebe erzählt. Ein Großstadtroman aus der Mitte Berlins im Schnittpunkt deutsch-türkischer Befindlichkeiten nach der Wiedervereinigung. Die Ausländer werden im Ringen zwischen Anpassung, Abkehr und Verstellung treffend präsentiert. Die Journalistin Dilek Zaptcioglu, die selbst in Istanbul und Hamburg aufgewachsen ist, zeichnet ein aufregendes, realistisches Bild von einer Stadt und einer Jugend im Werden.

Doch wenn Autoren Jugendliche zu ihren Helden wählen, mischt sich nicht selten eine grotesk wirkende Altersweisheit in deren Redeweise. Auch Ömer und seine Freunde scheinen zuweilen mit befremdlicher Lebenserfahrenheit gesegnet, so daß man immer wieder die Autorin durch die Seiten lugen sieht. Obendrein rutscht ihre Sprache oft ins Pathetische, dessen aufgeladene Blumigkeit den genauen Beobachtungen die Luft zum Atmen nimmt.

Zum Ausgleich gelingen Sequenzen von naiv-poetischer Schönheit. Wie der Schnee schmeckt, kann man da lernen. Oder über die Vorzüge des Halben gegenüber dem Vollen lesen: "Halb zu sein ist besser als ganz zu sein. Schau mal, das ist genau wie beim Mond. Er ißt Sterne, bis er halb ist, dann sieht er am schönsten aus, denn er läßt noch viele andere am Himmel friedlich weiter scheinen." Und so ist auch diese Geschichte, wenngleich nur halbwegs gelungen, voller Spannung. SHIRIN SOJITRAWALLA

Dilek Zaptcioglu: "Der Mond ißt die Sterne auf". Thienemann Verlag Stuttgart 1998. 224 S., geb., 24,- DM. Ab 13 J.

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