Die Renaissance war eine Revolution, die erst Europa und dann die ganze Welt für immer veränderte. In seinem grandios erzählten Buch entfaltet Bernd Roeck ein beeindruckendes Panorama dieser dramatischen Epoche. Zugleich erklärt er im Horizont der Globalgeschichte, wieso es in Europa zu dieser einzigartigen Verdichtung von weltbewegenden Ideen, spektakulären Entdeckungen und historischen Umwälzungen kommen konnte. Um die Wurzeln der Renaissance freizulegen, blickt Bernd Roeck weit ins Mittelalter und die Antike zurück - und weit über die Grenzen Europas hinaus. Mit analytischer Schärfe und darstellerischem Glanz lässt er die Epoche vor den Augen des Lesers auferstehen: die große Kunst, die unter Italiens Himmel entstand, und die Ideen der Humanisten ebenso wie die Religionskriege und die Anfänge der Unterwerfung fremder Erdteile. Er erzählt von Kaufleuten und Dichtern, Kaisern und Päpsten, klugen Frauen und monströsen Männern, von den Großen der Zeit und den Kleinen, die fern derPaläste mit Krankheit und Hunger kämpften. Schließlich zeigt dieses Opus magnum, dass die Renaissance mit ihren Innovationen nicht nur Sehnsuchtsorte der Schönheit und des Geistes schuf, sondern auch die Fundamente für unsere moderne Welt.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 07.10.2017Die Schraube nicht vergessen!
Weite Pässe in historische Tiefen und geographische Räume, viele funkelnde Details, doch von der Fülle des ausgebreiteten Materials fast erdrückt: Bernd Roeck legt ein großes Panorama der Renaissance vor und möchte keinen Zweifel daran lassen, dass sie immer noch bestimmt, wer wir sind.
Von Valentin Groebner
Als der portugiesische Kapuzinerpater Antonio da Magdalena 1586 als erster Europäer Angkor Wat sah, war er sicher, ein Stück Antike vor Augen zu haben: Ein so gewaltiges Bauwerk könne nur von den Römern errichtet worden sein, wenn nicht von Alexander dem Großen persönlich. Der französische Naturforscher Henri Mouhot sah das noch 1860 genauso. Die Tempelstadt, notierte er, stamme aus dem Altertum - wie der Tempel Salomos sähe sie aus, von einem asiatischen Michelangelo errichtet.
"Renaissance" ist eben nicht irgendeine historische Epoche wie andere auch. Sondern ein kultureller Superlativ, der Inbegriff dessen, womit der Westen seit langer Zeit sich selbst beschreibt. Die Antike und ihre Wiedergeburt am Beginn der Neuzeit, das sind wir, und die Kulturleistungen vor zweitausend und vor vierhundert, fünfhundert, sechshundert Jahren, alle die wunderbaren Texte, Bilder und Bauwerke, sind der Grund, warum der Westen - West- und Mitteleuropa und die Vereinigten Staaten - so zivilisiert sind, so wohlhabend, demokratisch und erfolgreich.
So sieht das auch Bernd Roeck in seinem neuen Buch. Die wissenschaftlichen und technischen Umbrüche des Spätmittelalters, davon ist er überzeugt, sind notwendige Bedingungen für die industrielle Revolution. Deswegen beginnt er mit Heron von Alexandria und hört mit James Watts Dampfmaschine auf. Seine Renaissance ist außerdem definiert als "Eindämmung der Religion": Die "Welt" im Titel will ganz explizit irdisch verstanden sein, als Gegensatz zum Himmel.
Also setzt er mit der Entwicklung der Buchstabenschrift an, den Griechen als den "großartigsten Fragern der Weltgeschichte", dem Aufstieg des römischen Imperiums und dem Handels- und Kommunikationsraum Mittelmeer. Als Erzähler hebt er (ein bisschen wie Polydorius Vergilius im sechzehnten Jahrhundert) die Anfänge hervor: Der älteste gedruckte Text ist ein chinesischer Zauberspruch aus der Mitte des achten Jahrhunderts. Und er verteilte gerne Zensuren. Es gibt bei ihm deshalb eine karolingische Renaissance und eine abbasidische am Hof der Bagdader Kalifen, aber, ganz kategorisch, keine ottonische. Weil es um die Geschichte des gesamten Planeten geht, unternimmt er umfangreiche Exkursionen nach Ostasien und ins Reich der Mitte, zur Philosophie der Inder und Chinesen. Die müssen aber leider regelmäßig mit mittelmäßigen Noten zurück in die zweite Reihe. Frechheit, Freiheit, Ironie - alles europäische Eigenschaften, da ist er sich sicher. "Einen Spötter vom Schlag des Plautus wird man in der byzantinischen oder islamischen Kultur vergebens suchen."
Vor allem möchte Roeck nichts auslassen. Das Buch schildert die Kirchenreform des elften Jahrhunderts und das Lehnswesen; die Ereignisse am Konstanzer Konzil, der Hundertjährige Krieg und die Theologie des Nicolaus von Cues werden im Detail nacherzählt. Zwischendurch schlägt er weite Pässe in die historische Tiefe des Raumes. Der Humanist Lorenza Valla: "Wegbereiter der Aufklärung". François Villon: "ein Brecht vor der Zeit". Großes Panorama also, mit schönen kleinen Vignetten darin, zur Geschichte des Wortes Zucker (aus dem Sanskrit) oder zur ersten Buchhandlung, die in der Literatur der Welt überhaupt erwähnt wird. (Sie stand im elften Jahrhundert in Bagdad.)
Ein bisschen ist es so, als ob dieses Buch von zwei Autoren geschrieben worden wäre. Der eine hat Vergnügen an der Widersprüchlichkeit der historischen Ereignisse: Der Humanist Francesco Filelfo will sich an Cosimo de' Medici rächen, der ihn umbringen lassen wollte, und engagiert selbst einen Killer (erfolglos); sein Kollege Marsilio Ficino spricht mit den Toten und erklärt es ohne weiteres für möglich, Statuen lebendig zu machen. Der andere Autor aber will seine Botschaft in Antiqua im Großdruck verkünden: Seit den Griechen sind wir die Besten.
Der erste Autor mag deswegen Möglichkeiten, der zweite Superlative - Latein ist für ihn globale "Supersprache", der Buchdruck "Supermedium". Der erste Autor hat ein waches Auge für die eigennützigen Erfindungen der Gelehrten und die Fallen einer nachträglichen Verklärung der Vergangenheit. Der zweite ist bekennender Gläubiger, und die Renaissance, die er doch eigentlich darstellen und analysieren möchte, wird ihm zur absolut gesetzten Qualitätskategorie: Die schönen Bronze- und Terrakotta-Köpfe der westafrikanischen Ife-Kultur des fünfzehnten Jahrhunderts "könnten der Werkstatt eines Florentiner Renaissancebildhauers entstammen"; während die spanische Inquisition natürlich "der äusserste Gegenpol" zur diskussionsfreudigen, weltoffenen Renaissance ist.
Roeck fasst seinen Begriff von Renaissance so, dass alles hineinpasst, was er gut findet - von Lukian über den chinesischen Flottenkapitän Yongle bis zu den Skeptikern des späten sechzehnten Jahrhunderts, denen aufging, dass die Autoritäten der Antike von den neu entdeckten Wundern der Welt im Süden und Westen keine Ahnung gehabt hatten. Renaissance ist für ihn auch Omer Talon, der im siebzehnten Jahrhundert gelassen erklärte, er nehme sich aus den Schriften der Alten einfach das, was er brauchen könne: Was in den Läden der Philosophen nutzlos sei, kaufe er nicht.
Umgekehrt lässt er weg, was in dieses Konzept nicht hineinpasst. Griechische Künstler der Antike, schreibt Roeck, hätten Indien befruchtet - aber die gesamte indische Kunst nach dem sechsten Jahrhundert kommt dann mit keiner Zeile mehr vor. Die nationalen Emphasen der Humanisten, die vorzugsweise ihre eigenen Herkunftsländer als die einzig wahren Erben der Antike darstellten, bleiben unerwähnt, in das Konzept einer grundsätzlich dialogischen Renaissancekultur passen sie nicht. Das Osmanische Reich, erfolgreicher und straff organisierter Beamtenstaat, darf deswegen sein eigenes "Zeitalter der Entdeckungen" erleben, aber keine Renaissance. Michelangelos Skulpturen zählten "zu den bedeutendsten Kunstwerken aller Zeiten", aber dem Architekten Sinan widmet er nur vier Zeilen. Und die Karrieren ehrgeiziger Europäer, die ins Osmanische Reich auswanderten - nicht wenige, auch Michelangelo erhielt eine Einladung -, sucht man bei Roeck vergebens.
Der Autor preist den gelehrten Dialog als das höchste Vermächtnis der Renaissance, praktiziert ihn aber selbst nicht. Das ist keine böse Absicht, er hat einfach keinen Platz dafür. Roecks Renaissance ist trotz funkelnder Details eine vorwärtsrollende Walze von Ereignissen, die als Fakten für sich selbst sprechen sollen, aber viel zu kurz referiert werden, als dass sie zu Fragen einladen könnten. Die Überlegungen von Christopher Wood und Alexander Nagel, Ulrich Pfisterer oder Sanjai Subrahmanyam, die in den letzten Jahren andere Lesarten der Umbrüche zwischen dem vierzehnten und dem siebzehnten Jahrhundert vorgelegt haben, werden nicht erwähnt, Anthony Grafton nur im Literaturverzeichnis. Die provokante These von Achille Mbembe, die europäische Renaissance als "Taufbecken der Moderne" sei gleichzeitig das Zentrum des europäischen Handels mit afrikanischen Sklaven, erwähnt Roeck erst in seinem langen Epilog, nach über 1100 Seiten. Hätte man damit nicht einsteigen können, damit der Leser weiß, welche Heilserwartungen diese gelehrte Reise durch eineinhalb Jahrtausende verspricht?
Sein welthistorisches Panaroma könnte Roeck auch an einzelnen Gegenständen entfalten. Das Material dafür hat er - die großartige Geschichte der metallenen Befestigungsschraube zum Beispiel; der griechischen Insel Chios, jahrhundertelang von einem Bankenkonsortium regiert (Columbus hatte dort einen seiner ersten Jobs); der Brille. Roeck hat sich aber für den Ultraweitwinkel einer Universalgeschichte entschieden, die gleichzeitig Supersozialwissenschaft sein möchte. Seine Renaissance ist ein geträumtes Paradies der Verschmelzung von Wissen, Autonomie und ökonomischem Erfolg. Aus dem Buch spricht die Sehnsucht nach einer Vergangenheit, die auf unsere Fragen Antworten parat hat. Francesco Petrarca und Johannes Kepler sollen doch, bitte, auch uns gemeint haben, wenigstens ein bisschen.
Sein Fazit aber ist lesenswert. Auf sich selbst gestellt sind Gesellschaften nur für kurze Zeit schöpferisch. Politische Fragmentierung, Beweglichkeit und Vermischung sind keine Nachteile, sondern notwendig für technische und ökonomische Innovation. Unerlässlich ist dafür über lange Zeiträume gespeichertes und geteiltes Wissen, und traditionelle Institutionen können deshalb auch Festungen der Freiheit sein. Apostel der Reinheit aber - und da wird der Autor wieder ein bisschen pathetisch - sind eine tödliche Gefahr.
Kurz: ein viel zu dickes Buch mit sympathischen Schlussfolgerungen. Am besten liest man es parallel mit Mathias Enards kurzer Novelle von 2010 über Michelangelos Aufenthalt in Istanbul 1506. Schon wegen ihres Titels: "Erzähl Ihnen von Schlachten, Königen und Elefanten".
Bernd Roeck: "Der Morgen der Welt". Geschichte der Renaissance.
Verlag C. H. Beck, München 2017. 1312 S., Abb., geb., 44,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Weite Pässe in historische Tiefen und geographische Räume, viele funkelnde Details, doch von der Fülle des ausgebreiteten Materials fast erdrückt: Bernd Roeck legt ein großes Panorama der Renaissance vor und möchte keinen Zweifel daran lassen, dass sie immer noch bestimmt, wer wir sind.
Von Valentin Groebner
Als der portugiesische Kapuzinerpater Antonio da Magdalena 1586 als erster Europäer Angkor Wat sah, war er sicher, ein Stück Antike vor Augen zu haben: Ein so gewaltiges Bauwerk könne nur von den Römern errichtet worden sein, wenn nicht von Alexander dem Großen persönlich. Der französische Naturforscher Henri Mouhot sah das noch 1860 genauso. Die Tempelstadt, notierte er, stamme aus dem Altertum - wie der Tempel Salomos sähe sie aus, von einem asiatischen Michelangelo errichtet.
"Renaissance" ist eben nicht irgendeine historische Epoche wie andere auch. Sondern ein kultureller Superlativ, der Inbegriff dessen, womit der Westen seit langer Zeit sich selbst beschreibt. Die Antike und ihre Wiedergeburt am Beginn der Neuzeit, das sind wir, und die Kulturleistungen vor zweitausend und vor vierhundert, fünfhundert, sechshundert Jahren, alle die wunderbaren Texte, Bilder und Bauwerke, sind der Grund, warum der Westen - West- und Mitteleuropa und die Vereinigten Staaten - so zivilisiert sind, so wohlhabend, demokratisch und erfolgreich.
So sieht das auch Bernd Roeck in seinem neuen Buch. Die wissenschaftlichen und technischen Umbrüche des Spätmittelalters, davon ist er überzeugt, sind notwendige Bedingungen für die industrielle Revolution. Deswegen beginnt er mit Heron von Alexandria und hört mit James Watts Dampfmaschine auf. Seine Renaissance ist außerdem definiert als "Eindämmung der Religion": Die "Welt" im Titel will ganz explizit irdisch verstanden sein, als Gegensatz zum Himmel.
Also setzt er mit der Entwicklung der Buchstabenschrift an, den Griechen als den "großartigsten Fragern der Weltgeschichte", dem Aufstieg des römischen Imperiums und dem Handels- und Kommunikationsraum Mittelmeer. Als Erzähler hebt er (ein bisschen wie Polydorius Vergilius im sechzehnten Jahrhundert) die Anfänge hervor: Der älteste gedruckte Text ist ein chinesischer Zauberspruch aus der Mitte des achten Jahrhunderts. Und er verteilte gerne Zensuren. Es gibt bei ihm deshalb eine karolingische Renaissance und eine abbasidische am Hof der Bagdader Kalifen, aber, ganz kategorisch, keine ottonische. Weil es um die Geschichte des gesamten Planeten geht, unternimmt er umfangreiche Exkursionen nach Ostasien und ins Reich der Mitte, zur Philosophie der Inder und Chinesen. Die müssen aber leider regelmäßig mit mittelmäßigen Noten zurück in die zweite Reihe. Frechheit, Freiheit, Ironie - alles europäische Eigenschaften, da ist er sich sicher. "Einen Spötter vom Schlag des Plautus wird man in der byzantinischen oder islamischen Kultur vergebens suchen."
Vor allem möchte Roeck nichts auslassen. Das Buch schildert die Kirchenreform des elften Jahrhunderts und das Lehnswesen; die Ereignisse am Konstanzer Konzil, der Hundertjährige Krieg und die Theologie des Nicolaus von Cues werden im Detail nacherzählt. Zwischendurch schlägt er weite Pässe in die historische Tiefe des Raumes. Der Humanist Lorenza Valla: "Wegbereiter der Aufklärung". François Villon: "ein Brecht vor der Zeit". Großes Panorama also, mit schönen kleinen Vignetten darin, zur Geschichte des Wortes Zucker (aus dem Sanskrit) oder zur ersten Buchhandlung, die in der Literatur der Welt überhaupt erwähnt wird. (Sie stand im elften Jahrhundert in Bagdad.)
Ein bisschen ist es so, als ob dieses Buch von zwei Autoren geschrieben worden wäre. Der eine hat Vergnügen an der Widersprüchlichkeit der historischen Ereignisse: Der Humanist Francesco Filelfo will sich an Cosimo de' Medici rächen, der ihn umbringen lassen wollte, und engagiert selbst einen Killer (erfolglos); sein Kollege Marsilio Ficino spricht mit den Toten und erklärt es ohne weiteres für möglich, Statuen lebendig zu machen. Der andere Autor aber will seine Botschaft in Antiqua im Großdruck verkünden: Seit den Griechen sind wir die Besten.
Der erste Autor mag deswegen Möglichkeiten, der zweite Superlative - Latein ist für ihn globale "Supersprache", der Buchdruck "Supermedium". Der erste Autor hat ein waches Auge für die eigennützigen Erfindungen der Gelehrten und die Fallen einer nachträglichen Verklärung der Vergangenheit. Der zweite ist bekennender Gläubiger, und die Renaissance, die er doch eigentlich darstellen und analysieren möchte, wird ihm zur absolut gesetzten Qualitätskategorie: Die schönen Bronze- und Terrakotta-Köpfe der westafrikanischen Ife-Kultur des fünfzehnten Jahrhunderts "könnten der Werkstatt eines Florentiner Renaissancebildhauers entstammen"; während die spanische Inquisition natürlich "der äusserste Gegenpol" zur diskussionsfreudigen, weltoffenen Renaissance ist.
Roeck fasst seinen Begriff von Renaissance so, dass alles hineinpasst, was er gut findet - von Lukian über den chinesischen Flottenkapitän Yongle bis zu den Skeptikern des späten sechzehnten Jahrhunderts, denen aufging, dass die Autoritäten der Antike von den neu entdeckten Wundern der Welt im Süden und Westen keine Ahnung gehabt hatten. Renaissance ist für ihn auch Omer Talon, der im siebzehnten Jahrhundert gelassen erklärte, er nehme sich aus den Schriften der Alten einfach das, was er brauchen könne: Was in den Läden der Philosophen nutzlos sei, kaufe er nicht.
Umgekehrt lässt er weg, was in dieses Konzept nicht hineinpasst. Griechische Künstler der Antike, schreibt Roeck, hätten Indien befruchtet - aber die gesamte indische Kunst nach dem sechsten Jahrhundert kommt dann mit keiner Zeile mehr vor. Die nationalen Emphasen der Humanisten, die vorzugsweise ihre eigenen Herkunftsländer als die einzig wahren Erben der Antike darstellten, bleiben unerwähnt, in das Konzept einer grundsätzlich dialogischen Renaissancekultur passen sie nicht. Das Osmanische Reich, erfolgreicher und straff organisierter Beamtenstaat, darf deswegen sein eigenes "Zeitalter der Entdeckungen" erleben, aber keine Renaissance. Michelangelos Skulpturen zählten "zu den bedeutendsten Kunstwerken aller Zeiten", aber dem Architekten Sinan widmet er nur vier Zeilen. Und die Karrieren ehrgeiziger Europäer, die ins Osmanische Reich auswanderten - nicht wenige, auch Michelangelo erhielt eine Einladung -, sucht man bei Roeck vergebens.
Der Autor preist den gelehrten Dialog als das höchste Vermächtnis der Renaissance, praktiziert ihn aber selbst nicht. Das ist keine böse Absicht, er hat einfach keinen Platz dafür. Roecks Renaissance ist trotz funkelnder Details eine vorwärtsrollende Walze von Ereignissen, die als Fakten für sich selbst sprechen sollen, aber viel zu kurz referiert werden, als dass sie zu Fragen einladen könnten. Die Überlegungen von Christopher Wood und Alexander Nagel, Ulrich Pfisterer oder Sanjai Subrahmanyam, die in den letzten Jahren andere Lesarten der Umbrüche zwischen dem vierzehnten und dem siebzehnten Jahrhundert vorgelegt haben, werden nicht erwähnt, Anthony Grafton nur im Literaturverzeichnis. Die provokante These von Achille Mbembe, die europäische Renaissance als "Taufbecken der Moderne" sei gleichzeitig das Zentrum des europäischen Handels mit afrikanischen Sklaven, erwähnt Roeck erst in seinem langen Epilog, nach über 1100 Seiten. Hätte man damit nicht einsteigen können, damit der Leser weiß, welche Heilserwartungen diese gelehrte Reise durch eineinhalb Jahrtausende verspricht?
Sein welthistorisches Panaroma könnte Roeck auch an einzelnen Gegenständen entfalten. Das Material dafür hat er - die großartige Geschichte der metallenen Befestigungsschraube zum Beispiel; der griechischen Insel Chios, jahrhundertelang von einem Bankenkonsortium regiert (Columbus hatte dort einen seiner ersten Jobs); der Brille. Roeck hat sich aber für den Ultraweitwinkel einer Universalgeschichte entschieden, die gleichzeitig Supersozialwissenschaft sein möchte. Seine Renaissance ist ein geträumtes Paradies der Verschmelzung von Wissen, Autonomie und ökonomischem Erfolg. Aus dem Buch spricht die Sehnsucht nach einer Vergangenheit, die auf unsere Fragen Antworten parat hat. Francesco Petrarca und Johannes Kepler sollen doch, bitte, auch uns gemeint haben, wenigstens ein bisschen.
Sein Fazit aber ist lesenswert. Auf sich selbst gestellt sind Gesellschaften nur für kurze Zeit schöpferisch. Politische Fragmentierung, Beweglichkeit und Vermischung sind keine Nachteile, sondern notwendig für technische und ökonomische Innovation. Unerlässlich ist dafür über lange Zeiträume gespeichertes und geteiltes Wissen, und traditionelle Institutionen können deshalb auch Festungen der Freiheit sein. Apostel der Reinheit aber - und da wird der Autor wieder ein bisschen pathetisch - sind eine tödliche Gefahr.
Kurz: ein viel zu dickes Buch mit sympathischen Schlussfolgerungen. Am besten liest man es parallel mit Mathias Enards kurzer Novelle von 2010 über Michelangelos Aufenthalt in Istanbul 1506. Schon wegen ihres Titels: "Erzähl Ihnen von Schlachten, Königen und Elefanten".
Bernd Roeck: "Der Morgen der Welt". Geschichte der Renaissance.
Verlag C. H. Beck, München 2017. 1312 S., Abb., geb., 44,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 01.02.2018LITERATUR
Morgenröte im Westen
Bernd Roeck erzählt seine „Geschichte der Renaissance“ als Erfolgsgeschichte europäischen Denkens und
der Kulturvielfalt. Nur die Bildwelt dieser Epoche bleibt in seiner Darstellung blass
VON MICHAEL ROHLMANN
Als Gott die Welt erschuf, ließ er über Landschaft, Pflanzen und Tieren die Sonne in rotem Morgenlicht aufstrahlen. Man sieht sie auf dem Fresko durch einen nackten Athleten personifiziert. Seine Haltung folgt einem der antiken Rossebändiger, jener gewaltigen marmornen Statuengruppe, die auf Roms Quirinal seit dem Altertum bis heute aufrecht in den Himmel ragt. So zeigt uns Ende des 13. Jahrhunderts ein Maler in San Francesco zu Assisi den Beginn der Heilsgeschichte. Antike wird hier schon als wärmende Morgensonne verklärt. Unter der Segenshand Gottes leuchtet sie über der Schöpfung der Natur.
Der Bilderkosmos von San Francesco war jenes Labor der Malerei, in dem die nachgeborenen Künstlergenerationen die primi lumi, die ersten Lichter ihres neuen, der Natur, der Welt und der Antike zugewandten Darstellungsstils, einen Beginn der „Wiedergeburt“ der Kunst erkannten.
Bernd Roecks „Morgen der Welt“, seine monumentale „Geschichte der Renaissance“ schreibt diese poetische, auch religiös verwurzelte Metaphorik fort, die der Selbstwahrnehmung der kreativen Eliten jener Zeit entstammt. In epischer Breite erlebt der Leser eine Zeitenreise, die im Abendwind am Ende eines langen Sommertages in Venedig beginnt. Sie führt zu Arabischem Frühling und byzantinischem Spätsommer, wir sehen den Abend im Morgenland, Florenz im Morgenlicht und den burgundischen Hochsommer, Frankreichs Nacht, Spaniens Abend und den batavischen Morgen, den Herbst der Renaissance, Winterreise und Wintermärchen, Sonnenaufgang im Westen und den Morgen der Zivilgesellschaft, endlich den Abend eines Fauns. Ein ganz Europa umfassendes Panorama von bewunderungswürdiger Fülle und kaum zuvor gelesener Vielfalt wird beleuchtet.
Leon Battista Alberti, der Renaissance-Theoretiker der gemalten historia, warnte jedoch, in Fülle und Vielfalt Maß und Ordnung zu halten, um Verwirrung zu vermeiden. Roecks Buch umfasst 1304 Seiten, die Gutenberg-Bibel kam noch mit 1282 aus.
Es wäre schade, wenn der Leser sich in Roecks Reichtum und farbigem, metapherngetränktem Schreibstil verlieren würde. Denn im „Morgen der Welt“ blitzen die Mythen der Renaissance zwar auf und Roeck erzählt eine Erfolgsgeschichte, doch keine Heilsgeschichte. Die dunkle Seite, Opfer und Kosten von Europas Aufstieg zwischen dem 14. und 17. Jahrhundert bleiben nicht ausgespart.
Roeck weiß um die Schwierigkeiten, die Vorstellungen von historischen Epocheneinheiten entgegenstehen, er kennt die Widersprüche, Ungleichzeitigkeiten, auch die Problematik, sich auf die Untersuchung einer Elite von Gelehrten, Adel und Bürgertum zu konzentrieren. Den alten, golden glänzenden Epochenbegriff „Renaissance“ zieht Roeck einer Bezeichnung wie „Frühe Neuzeit“ vor, findet doch auch er in der „Wiedergeburt“ antiker Gedanken und Vorstellungen ein leitendes Grundmotiv der Zeit.
Den Lauf der großen Erzählung begleiten große Fragen: Warum konnte die Renaissance gerade in Europa entstehen? Welche Rolle kommt ihr in der Vorgeschichte unserer technologischen und industriellen Moderne zu? Roeck erkennt in der Renaissance die entscheidende Voraussetzung einer Entwicklung, in deren Verlauf der „Westen“ sich die Welt unterwarf. An weitem Horizont erscheinen geografische und klimatische Voraussetzungen, der Mensch wird sesshaft, erfindet Sprache und Schrift, gründet Städte und Staaten, erarbeitet im griechischen Wunder ein Denken, ohne das Renaissance und Moderne undenkbar seien. Aus Roms Erbe entsteht eine miteinander zusammenhängende, doch plurale Völkerwelt (Lateineuropa), in der Vielfalt und Konkurrenz als Fortschrittsmotor wirken.
Der Aufstieg von Handel und Städten erschafft im Mittelalter eine Bürgerschicht, die Kultur und Wissenschaft fordert und trägt. Der despotischen Herrschermacht treten Gruppen als Korrektiv entgegen („Horizontale“ gegen „Vertikale“), zunehmende Staatlichkeit verlangt Wissen und Spezialisierung („Tintenstaat“). Freiheiten des Forschens und Denkens werden gegen hemmende Macht des Glaubens erstritten (Entdeckung der profanen „Welt“), Gelehrsamkeit und Intellekt erhalten feste Institutionen (Bibliotheken, Universitäten, Akademien).
All dies wird durch die Wiederentdeckung antiken kritischen, rationalen Denkens über arabische Vermittlung gefördert. Ein großes Wissensgespräch beginnt in Europa. Ein Diskursraum der Denker entsteht, den die Medienrevolution des Buchdrucks explosionsartig verbreitet, den stabile Schichten über den Wandel der Zeiten tragen und zu langer Dauer verstetigen. Hier liegt für Roeck ein Kern des großen Aufbruchs: Wissenschafts- und Technik-Erfolge in Jahrhunderten aufeinander aufbauend ermöglichen über Papier, Brille, Feinmechanik und vor allem Gelehrtendiskurs die Weltmacht Europas. Neu und anregend ist, wie Roeck durch globalen Vergleich die Perspektive erweitert: welche Merkmale der Kulturen etwa in der islamischen Welt, in China, Indien oder Afrika behinderten dort einen ähnlichen Aufbruch?
Jacob Burckhardts 1860 publiziertes Renaissancebild einer Entdeckung der Welt und des Menschen, der Befreiung des Individuums, war tief in den Idealen des Bildungsbürgertums seiner eigenen Zeit verhaftet. Spiegelt sich in Roecks Renaissance auch die gegenwärtige Diskursidentität text- und netzwerkerprobter Universitätsprofessoren? Es überrascht, wie blass bei Roeck die Bildwelt der Renaissance bleibt, suchte er früher an anderer Stelle doch immer wieder Kunstwerke als historische Dokumente zum Sprechen zu bringen. Im „Morgen der Welt“ scheint das griechische Wunder nur aus philosophischen Texten zu bestehen, nicht auch in Bilddarstellungen idealer, zu ponderierter Freiheit erweckter Menschen.
Der Glaube, dass in Michelangelos und Raffaels Werken „Schönstes und Vollkommenstes“ erreicht sei, Ethos und Verführungsmacht der Bilder haben die Renaissance bis in unsere Gegenwart hin in einen Zaubermythos, einen Fluchtort der Fantasie verwandelt. Bernd Roecks „Morgen der Welt“ erweist ihm zwar im Titel Reverenz, blendet ihn als Rezeptionsgeschichte aber aus.
Bernd Roeck: Der Morgen der Welt. Geschichte der Renaissance. Verlag C.H. Beck, München 2017. 1304 Seiten, 44 Euro. E-Book 36,99 Euro.
Roecks Buch umfasst 1304 Seiten,
die Gutenberg-Bibel
kam noch mit 1282 aus
Es fehlen die Darstellungen der
idealen, zu ponderierter
Freiheit erweckten Menschen
Für Auf- und Untergänge: Blick durch das Bühnenportal des Teatro Olimpico in Vicenza.
Foto: mauritius images
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Morgenröte im Westen
Bernd Roeck erzählt seine „Geschichte der Renaissance“ als Erfolgsgeschichte europäischen Denkens und
der Kulturvielfalt. Nur die Bildwelt dieser Epoche bleibt in seiner Darstellung blass
VON MICHAEL ROHLMANN
Als Gott die Welt erschuf, ließ er über Landschaft, Pflanzen und Tieren die Sonne in rotem Morgenlicht aufstrahlen. Man sieht sie auf dem Fresko durch einen nackten Athleten personifiziert. Seine Haltung folgt einem der antiken Rossebändiger, jener gewaltigen marmornen Statuengruppe, die auf Roms Quirinal seit dem Altertum bis heute aufrecht in den Himmel ragt. So zeigt uns Ende des 13. Jahrhunderts ein Maler in San Francesco zu Assisi den Beginn der Heilsgeschichte. Antike wird hier schon als wärmende Morgensonne verklärt. Unter der Segenshand Gottes leuchtet sie über der Schöpfung der Natur.
Der Bilderkosmos von San Francesco war jenes Labor der Malerei, in dem die nachgeborenen Künstlergenerationen die primi lumi, die ersten Lichter ihres neuen, der Natur, der Welt und der Antike zugewandten Darstellungsstils, einen Beginn der „Wiedergeburt“ der Kunst erkannten.
Bernd Roecks „Morgen der Welt“, seine monumentale „Geschichte der Renaissance“ schreibt diese poetische, auch religiös verwurzelte Metaphorik fort, die der Selbstwahrnehmung der kreativen Eliten jener Zeit entstammt. In epischer Breite erlebt der Leser eine Zeitenreise, die im Abendwind am Ende eines langen Sommertages in Venedig beginnt. Sie führt zu Arabischem Frühling und byzantinischem Spätsommer, wir sehen den Abend im Morgenland, Florenz im Morgenlicht und den burgundischen Hochsommer, Frankreichs Nacht, Spaniens Abend und den batavischen Morgen, den Herbst der Renaissance, Winterreise und Wintermärchen, Sonnenaufgang im Westen und den Morgen der Zivilgesellschaft, endlich den Abend eines Fauns. Ein ganz Europa umfassendes Panorama von bewunderungswürdiger Fülle und kaum zuvor gelesener Vielfalt wird beleuchtet.
Leon Battista Alberti, der Renaissance-Theoretiker der gemalten historia, warnte jedoch, in Fülle und Vielfalt Maß und Ordnung zu halten, um Verwirrung zu vermeiden. Roecks Buch umfasst 1304 Seiten, die Gutenberg-Bibel kam noch mit 1282 aus.
Es wäre schade, wenn der Leser sich in Roecks Reichtum und farbigem, metapherngetränktem Schreibstil verlieren würde. Denn im „Morgen der Welt“ blitzen die Mythen der Renaissance zwar auf und Roeck erzählt eine Erfolgsgeschichte, doch keine Heilsgeschichte. Die dunkle Seite, Opfer und Kosten von Europas Aufstieg zwischen dem 14. und 17. Jahrhundert bleiben nicht ausgespart.
Roeck weiß um die Schwierigkeiten, die Vorstellungen von historischen Epocheneinheiten entgegenstehen, er kennt die Widersprüche, Ungleichzeitigkeiten, auch die Problematik, sich auf die Untersuchung einer Elite von Gelehrten, Adel und Bürgertum zu konzentrieren. Den alten, golden glänzenden Epochenbegriff „Renaissance“ zieht Roeck einer Bezeichnung wie „Frühe Neuzeit“ vor, findet doch auch er in der „Wiedergeburt“ antiker Gedanken und Vorstellungen ein leitendes Grundmotiv der Zeit.
Den Lauf der großen Erzählung begleiten große Fragen: Warum konnte die Renaissance gerade in Europa entstehen? Welche Rolle kommt ihr in der Vorgeschichte unserer technologischen und industriellen Moderne zu? Roeck erkennt in der Renaissance die entscheidende Voraussetzung einer Entwicklung, in deren Verlauf der „Westen“ sich die Welt unterwarf. An weitem Horizont erscheinen geografische und klimatische Voraussetzungen, der Mensch wird sesshaft, erfindet Sprache und Schrift, gründet Städte und Staaten, erarbeitet im griechischen Wunder ein Denken, ohne das Renaissance und Moderne undenkbar seien. Aus Roms Erbe entsteht eine miteinander zusammenhängende, doch plurale Völkerwelt (Lateineuropa), in der Vielfalt und Konkurrenz als Fortschrittsmotor wirken.
Der Aufstieg von Handel und Städten erschafft im Mittelalter eine Bürgerschicht, die Kultur und Wissenschaft fordert und trägt. Der despotischen Herrschermacht treten Gruppen als Korrektiv entgegen („Horizontale“ gegen „Vertikale“), zunehmende Staatlichkeit verlangt Wissen und Spezialisierung („Tintenstaat“). Freiheiten des Forschens und Denkens werden gegen hemmende Macht des Glaubens erstritten (Entdeckung der profanen „Welt“), Gelehrsamkeit und Intellekt erhalten feste Institutionen (Bibliotheken, Universitäten, Akademien).
All dies wird durch die Wiederentdeckung antiken kritischen, rationalen Denkens über arabische Vermittlung gefördert. Ein großes Wissensgespräch beginnt in Europa. Ein Diskursraum der Denker entsteht, den die Medienrevolution des Buchdrucks explosionsartig verbreitet, den stabile Schichten über den Wandel der Zeiten tragen und zu langer Dauer verstetigen. Hier liegt für Roeck ein Kern des großen Aufbruchs: Wissenschafts- und Technik-Erfolge in Jahrhunderten aufeinander aufbauend ermöglichen über Papier, Brille, Feinmechanik und vor allem Gelehrtendiskurs die Weltmacht Europas. Neu und anregend ist, wie Roeck durch globalen Vergleich die Perspektive erweitert: welche Merkmale der Kulturen etwa in der islamischen Welt, in China, Indien oder Afrika behinderten dort einen ähnlichen Aufbruch?
Jacob Burckhardts 1860 publiziertes Renaissancebild einer Entdeckung der Welt und des Menschen, der Befreiung des Individuums, war tief in den Idealen des Bildungsbürgertums seiner eigenen Zeit verhaftet. Spiegelt sich in Roecks Renaissance auch die gegenwärtige Diskursidentität text- und netzwerkerprobter Universitätsprofessoren? Es überrascht, wie blass bei Roeck die Bildwelt der Renaissance bleibt, suchte er früher an anderer Stelle doch immer wieder Kunstwerke als historische Dokumente zum Sprechen zu bringen. Im „Morgen der Welt“ scheint das griechische Wunder nur aus philosophischen Texten zu bestehen, nicht auch in Bilddarstellungen idealer, zu ponderierter Freiheit erweckter Menschen.
Der Glaube, dass in Michelangelos und Raffaels Werken „Schönstes und Vollkommenstes“ erreicht sei, Ethos und Verführungsmacht der Bilder haben die Renaissance bis in unsere Gegenwart hin in einen Zaubermythos, einen Fluchtort der Fantasie verwandelt. Bernd Roecks „Morgen der Welt“ erweist ihm zwar im Titel Reverenz, blendet ihn als Rezeptionsgeschichte aber aus.
Bernd Roeck: Der Morgen der Welt. Geschichte der Renaissance. Verlag C.H. Beck, München 2017. 1304 Seiten, 44 Euro. E-Book 36,99 Euro.
Roecks Buch umfasst 1304 Seiten,
die Gutenberg-Bibel
kam noch mit 1282 aus
Es fehlen die Darstellungen der
idealen, zu ponderierter
Freiheit erweckten Menschen
Für Auf- und Untergänge: Blick durch das Bühnenportal des Teatro Olimpico in Vicenza.
Foto: mauritius images
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Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
Die europäische Geistesgeschichte und ihre einzigartige "Kultur der Kritik" quasi kritikfrei als etwas Großartiges und Herrliches zu feiern - das ist schon in Ordnung, meint Rezensent Dirk Pilz, das kann man schon machen, das Ergebnis dann aber "Geschichtsschreibung" zu nennen, ist nicht nur irreführend sondern auch schlichtweg falsch, da hilft es auch nichts, wenn man noch so oft betont, dass man nicht vor- sondern beschreiben, nicht werten, sondern berichten wolle. Ein Autor, der Sokrates' Form der Kritik lobt und emporhebt, die jüdische Textkritik jedoch völlig vernachlässigt, ein Autor der eindeutig urteilt, wenn er die Niederländer "erfinderisch" nennt, die Bauern am Amazonas "aber nicht", ein Autor, der sich nicht vor fatalen, grobschlächtigen Zusammenfassungen und Klischees scheut und am Ende seines Buches noch ein paar leider unbegründete und unerklärte Lektionen für die Gegenwart verteilt, ist kein Historiker, betont der kritische Rezensent, jedenfalls nicht nur, hauptsächlich und eigentlich ist er der Autor eines "Manifests"! Ein bisschen was gelernt, hat er auf den knapp anderthalbtausend Seiten aber dennoch, gibt er zu.
© Perlentaucher Medien GmbH
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"Ein fundierteres und überzeugenderes Statement zugunsten einer offenen und pluralistischen europäischen Gesellschaft als diese Geschichte der Renaissance ist kaum vorstellbar."
h-soz-kult, Thomas Woelki
"Ein grandioses Werk."
Götz Rüdiger Tewes, sehepunkte, 6/2018
"Elegant geschriebenes und ungemein lehrreiches Werk."
Klaus Unterburger, sehepunkte, 6/2018
"Bernd Roecks Buch ist das Zeugnis eines grundgelehrten und intellektuell beschwingten Post-Eurozentrismus in der jüngeren Historiografie."
Harro Zimmermann, Neue Gesellschaft Frankfurter Hefte, 6/2018
"Es gibt Bücher, die sind lange, wunderbare Reisen in andere Zeiten. 'Der Morgen der Welt' ist ein solches Buch, 1200 Seiten, eine Geschichte der Renaissance, aber in Wahrheit auch eine Universalgeschichte bis zur Renaissance."
Dirk Kurbjuweit, Spiegel online, 19. April 2018
"Ein ganz Europa umfassendes Panorama von bewunderungswürdiger Fülle und kaum zuvor gelesener Vielfalt."
Michael Rohlmann, Süddeutsche Zeitung, 1. Februar 2018
"Ein brillant erzähltes Panorama der Renaissance, ein Großwerk, das man trotz der Detailfülle einfach weglesen kann."
Tania Martini, Die Tageszeitung, 9./10. Dezember 2017
"Bahnbrechend (...) ein Blick, der zu Entdeckungen und kursorischen Erkundungen einlädt."
Herfried Münkler, Die ZEIT, 23. November 2017
"Empathisch, poetisch, riesig: Der in Zürich lehrende Historiker Bernd Roeck legt ein veritables Epos über die Renaissance vor."
Volker Reinhardt, Neue Zürcher Zeitung am Sonntag, 24. September 2017
"Ein faszinierendes Bild der Renaissance."
Herfried Münkler, Neue Zürcher Zeitung, 24. Oktober 2017
"Ein großes Lese- und Bildungsvergnügen."
Angela Bachmair, Allgäuer Zeitung, 17. Oktober 2017
"Ein Kompendium (nicht nur) abendländischen Wissens, eine wahrhaft 'Große Erzählung', eine Programmschrift für ein weltoffenes Europa."
Thomas Leitner, Falter, 11. Oktober 2017
"Ein großes, modernes Geschichtsbuch für unsere Zeit (...) die ganze, globale Umwälzung wird in den Blick genommen, die nicht zufällig von Europa ausging."
Marc Reichwein, Die WELT, 7. Oktober 2017
"Ein großes Panorama der Renaissance."
Valentin Groebner, Frankfurter Allgemeine Zeitung Buchmessenbeilage, 7. Oktober 2017
h-soz-kult, Thomas Woelki
"Ein grandioses Werk."
Götz Rüdiger Tewes, sehepunkte, 6/2018
"Elegant geschriebenes und ungemein lehrreiches Werk."
Klaus Unterburger, sehepunkte, 6/2018
"Bernd Roecks Buch ist das Zeugnis eines grundgelehrten und intellektuell beschwingten Post-Eurozentrismus in der jüngeren Historiografie."
Harro Zimmermann, Neue Gesellschaft Frankfurter Hefte, 6/2018
"Es gibt Bücher, die sind lange, wunderbare Reisen in andere Zeiten. 'Der Morgen der Welt' ist ein solches Buch, 1200 Seiten, eine Geschichte der Renaissance, aber in Wahrheit auch eine Universalgeschichte bis zur Renaissance."
Dirk Kurbjuweit, Spiegel online, 19. April 2018
"Ein ganz Europa umfassendes Panorama von bewunderungswürdiger Fülle und kaum zuvor gelesener Vielfalt."
Michael Rohlmann, Süddeutsche Zeitung, 1. Februar 2018
"Ein brillant erzähltes Panorama der Renaissance, ein Großwerk, das man trotz der Detailfülle einfach weglesen kann."
Tania Martini, Die Tageszeitung, 9./10. Dezember 2017
"Bahnbrechend (...) ein Blick, der zu Entdeckungen und kursorischen Erkundungen einlädt."
Herfried Münkler, Die ZEIT, 23. November 2017
"Empathisch, poetisch, riesig: Der in Zürich lehrende Historiker Bernd Roeck legt ein veritables Epos über die Renaissance vor."
Volker Reinhardt, Neue Zürcher Zeitung am Sonntag, 24. September 2017
"Ein faszinierendes Bild der Renaissance."
Herfried Münkler, Neue Zürcher Zeitung, 24. Oktober 2017
"Ein großes Lese- und Bildungsvergnügen."
Angela Bachmair, Allgäuer Zeitung, 17. Oktober 2017
"Ein Kompendium (nicht nur) abendländischen Wissens, eine wahrhaft 'Große Erzählung', eine Programmschrift für ein weltoffenes Europa."
Thomas Leitner, Falter, 11. Oktober 2017
"Ein großes, modernes Geschichtsbuch für unsere Zeit (...) die ganze, globale Umwälzung wird in den Blick genommen, die nicht zufällig von Europa ausging."
Marc Reichwein, Die WELT, 7. Oktober 2017
"Ein großes Panorama der Renaissance."
Valentin Groebner, Frankfurter Allgemeine Zeitung Buchmessenbeilage, 7. Oktober 2017