Schon bemerkenswert, daß auch Piper jetzt damit beginnt, auf Qualität in punkto Cover-Text zu verzichten.
Suggeriert dieser Umschlagstext nämlich die Buchstabenvariante des Films "Muxmäuschenstill", steckt zwischen den Buchdeckeln ein Thriller, den man bisher nur aus englischsprachiger Feder kennt
und der mit jenem Werbetext recht wenig gemeinsam hat.
Heinrich Schmitt verdingt sich seinen…mehrSchon bemerkenswert, daß auch Piper jetzt damit beginnt, auf Qualität in punkto Cover-Text zu verzichten.
Suggeriert dieser Umschlagstext nämlich die Buchstabenvariante des Films "Muxmäuschenstill", steckt zwischen den Buchdeckeln ein Thriller, den man bisher nur aus englischsprachiger Feder kennt und der mit jenem Werbetext recht wenig gemeinsam hat.
Heinrich Schmitt verdingt sich seinen Lebensunterhalt mit Müllrecycling. Sondermüll jeder Art verfrachtet und verschifft er. Zusammen mit einem Kompagnon. Davon läßt es sich gut leben.
Seine Kontakte zur Unterwelt, von der er sich jedoch ideologisch ganz gerne distanziert, bescheren einen weiteren Broterwerb. Hier und da beseitigt er Probleme und ermittelt illegal. Hauptsache niemand kommt ums Leben.
Privat ist er ein Einsiedler, der mit Frauen nach der ersten Nacht nicht zurecht kommt. Seine 16jährige Nichte wohnt bei ihm, weil vor sechs Jahren seine Schwester und deren Mutter spurlos verschwunden ist.
Das ganze Leben Schmitts ändert sich schlagartig, als man in einem Cafe neben ihm jene Person erschießt, die er eigentlich beschatten soll. Es wird nicht einfacher, als sich die ermittelnde Kommissarin als seine einstige große Liebe herausstellt.
Seine Nichte erleidet ebenfalls einen Schicksalsschlag, der Einfluß auf seinen Alltag nimmt.
Und wäre da nicht seine Vergangenheit als BND-Agent und Irak-Veteran, würde er ziemlich alt aussehen. Wobei: wie normal ist jemand, der Gespräche mit einer toten Ratte führt?
Aus meiner subjektiven Sicht ist Der Müllmann ein Mix meiner Lieblingshelden: ein taffer Held jenseits der politischen Korrektheit wie Lee Childs "Jack Reacher", das Stieftochter-Verhältnis aus Andy McNabs "Nick-Stone"-Romanen (hier wird allerdings auf die amerikanische Disney-Soße verzichtet, was ausgesprochen realistisch rüberkommt), das nachvollziehbare Liebesgeplänkel aus Tom Cains "Sam-Carver"-Thrillern und die clevere Erzählstruktur einer Elisabeth Herrmann, die mit ihren "Joachim-Vernau"-Krimis glänzt und nie humorabstinenz bleibt.
Hervorragend geschrieben und spannend.
Einen Handlungsstrang zum Ende hätte man zwar etwas anders lösen können, aber das sei verziehen.