Wie »eine schwankende Brücke ohne Geländer« ist das Leben für den jungen Flaneur. Ziellos treibt er durch die Straßen Istanbuls. Er geht in Kinos, trifft sich mit Künstlern und macht sich einen Spaß daraus, die Heuchelei der anderen zu entlarven. Mal provoziert er Passanten, mal Kellner in den Cafés, immer ist er unglücklich und auf der verzweifelten Suche nach der Frau seiner Träume. Eines Tages erblickt er ein Mädchen im blauen Regenmantel; er spürt, dass sie die Gesuchte ist. Sie steigt in einen Bus und fährt davon. Verzweifelt stürzt er ihr nach - er weiß, er hat sein Glück im gleichen Augenblick gefunden und wieder verloren.
Yusuf Atilgan erregte mit seinen Schilderungen von Haltlosigkeit und Entfremdung Aufsehen, weil er damit die Werte der jungen Türkischen Republik in Frage stellte.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Yusuf Atilgan erregte mit seinen Schilderungen von Haltlosigkeit und Entfremdung Aufsehen, weil er damit die Werte der jungen Türkischen Republik in Frage stellte.
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Zeitlos, immer noch lesenswert und vor allem sehr speziell findet Rezensent Martin Zähringer diesen bereits 1959 im Original erschienenen Roman des türkischen Schriftstellers Yusuf Atilgan. Es geht um einen überspannten und antriebsschwachen reichen Erben, der auch noch unter einem heftigen Ödipuskomplex leidet, lesen wir. Dieser, in Istanbul angesiedelte Spätableger des Genres Großstadtromans besticht den Rezensenten einerseits durch seinen höchst eigenen Helden, der ihn an Knut Hamsum, Edgar Allan Poe und Charles Baudelaire auf einmal erinnert. Auch fasziniert den Rezensenten der Entwurf der Stadt Istanbul im Roman als utopischer Ort einer literarischen Moderne. Angeschrägt werde diese Opulenz durch die Tatsache, dass Atiglans Held an einer handfesten Neurose leide. Auch wenn er in gewisser Weise trotzdem eine erotische Erfüllung finde, ist unser Rezensent dennoch von der Heillosigkeit des Zustands dieses Protagonisten überzeugt und von dieser Ambivalenz komplett hingerissen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Yusuf Atilgan erschien etwas spät auf der Bühne der Großstadtliteratur. Er hat jedoch eine spezielle Note, die ihn zeitlos und heute noch lesenswert macht. Atilgans Typ des überspannten Großstadtbewohners erinnert an Figuren der literarischen Moderne wie Knut Hamsuns einsame Helden in Großstadt und Fremde, an Edgar Allan Poes Mann der Masse oder an den Flaneur Baudelaires.« Martin Zähringer Neue Zürcher Zeitung