Im "Mullah von Bullerbü" erleben Sie Mullahs aller Fraktionen - Ethiker, Schlammketzer, Buchhändler, Rasterfahnder, Massakernarren und Dreitagediebe. Die schönste Kommissarin der Welt begibt sich auf eine rasante Verfolgungsjagd rund um den Globus, und Gott im Himmel bleibt hart: Das Boot ist voll, ihr müßt leider draußen bleiben! Kurz: "Der Mullah von Bullerbü" ist der härteste Thriller seit "Urmel aus dem Eis".
Der "Barbier von Bebra" hatte ganze Arbeit verrichtet und dafür gesorgt, daß Deutschland zubetoniert wurde. Doch weil Gerhard Schröder alles in Nullkommanichts wieder aufbaute, muß Kommissarin Gisela Güzel an ihren alten Arbeitsplatz zurückkehren. Sie ermittelt in einem Entführungsfall: Hans Küng, ein in Tübingen weltberühmter Theologe, ist gekidnappt worden. Die Spur führt zunächst nach Oberursel, ins Anwesen eines Mannes, der weltweit mit Schlipsen, Slips und Schnullern handelt und in der Frankfurter Halbwelt unter dem Namen Wäsche-Fritz bekannt ist. Aber der Verdächtige ist in den Nahen Osten verduftet und hat sich dort als Dealer für heiße, hauchdünne Stoffe etabliert.
Unterdessen tun sich auch woanders große Dinge: Der Industriekapitän Hans-Olaf Henkel wird in Sing Sing eingeliefert, Eugen Drewermann geht in einem Ketzermobil auf Tournee, der Abschiebeminister a.D. Manfred Kanther wird nach Afrika verklappt. Der Dichter Martin Walser gerät in Untersuchungshaft, die Taliban jagen in Kandahar einen Mann in kurzen Hosen, in Tauberbischofsheim empfängt Wachtmeister Dimpfelmoser einen dramatischen Notruf aus Afghanistan, und irgendwo schweigt ein Fisch. Ob jemals alles wieder gut wird?
Zu den Autoren: Wiglaf Droste lebt in Berlin und ist entsprechend viel unterwegs, am liebsten mit dem Essener Spardosen-Terzett, mit dem er soeben die CD "Für immer" aufgenommen hat. Gemeinsam mit Vincent Klink gibt Wiglaf Droste die Zeitschrift Häuptling Eigener Herd heraus. Hin und wieder erscheint eine Auswahl seiner Kolumnen als schönes, gutes Buch, zuletzt "Zen-Buddhismus und Zellulitis" (Kunstmann) und "Bombardiert Belgien!" (Tiamat).
Gerhard Henschel lebt in Hamburg, bittet dort einmal monatlich gemeinsam mit Rayk Wieland und wechselnden Gästen zur Lesung im Toten Salon und gilt nach einem Befund des Rockpoeten Ralph Gätke als "große weiße Hoffnung der kleinteiligen Prosa". Zuletzt hat Henschel "Wo ist die Urne von Roy Black?" (rororo) und zusammen mit Eckhard Henscheid das Geschichtsbuch "Das Jahrhundert der Obszönität" (Alexander Fest) veröffentlicht.
Weitere Titel der Autoren bei der Edition Nautilus: Wiglaf Droste: Kommunikaze / Mein Kampf, Dein Kampf / Am Arsch die Räuber, Wiglaf Droste: Begrabt mein Hirn an der Biegung des Flusses, Wiglaf Droste. Sieger sehen anders aus, Wiglaf Droste: Der Barbier von Bebra, Wiglaf Droste /Rattelschneck: In welchem Pott schläft Gott?, Gerhard Henschel: Bruno in tausend Nöten
Der "Barbier von Bebra" hatte ganze Arbeit verrichtet und dafür gesorgt, daß Deutschland zubetoniert wurde. Doch weil Gerhard Schröder alles in Nullkommanichts wieder aufbaute, muß Kommissarin Gisela Güzel an ihren alten Arbeitsplatz zurückkehren. Sie ermittelt in einem Entführungsfall: Hans Küng, ein in Tübingen weltberühmter Theologe, ist gekidnappt worden. Die Spur führt zunächst nach Oberursel, ins Anwesen eines Mannes, der weltweit mit Schlipsen, Slips und Schnullern handelt und in der Frankfurter Halbwelt unter dem Namen Wäsche-Fritz bekannt ist. Aber der Verdächtige ist in den Nahen Osten verduftet und hat sich dort als Dealer für heiße, hauchdünne Stoffe etabliert.
Unterdessen tun sich auch woanders große Dinge: Der Industriekapitän Hans-Olaf Henkel wird in Sing Sing eingeliefert, Eugen Drewermann geht in einem Ketzermobil auf Tournee, der Abschiebeminister a.D. Manfred Kanther wird nach Afrika verklappt. Der Dichter Martin Walser gerät in Untersuchungshaft, die Taliban jagen in Kandahar einen Mann in kurzen Hosen, in Tauberbischofsheim empfängt Wachtmeister Dimpfelmoser einen dramatischen Notruf aus Afghanistan, und irgendwo schweigt ein Fisch. Ob jemals alles wieder gut wird?
Zu den Autoren: Wiglaf Droste lebt in Berlin und ist entsprechend viel unterwegs, am liebsten mit dem Essener Spardosen-Terzett, mit dem er soeben die CD "Für immer" aufgenommen hat. Gemeinsam mit Vincent Klink gibt Wiglaf Droste die Zeitschrift Häuptling Eigener Herd heraus. Hin und wieder erscheint eine Auswahl seiner Kolumnen als schönes, gutes Buch, zuletzt "Zen-Buddhismus und Zellulitis" (Kunstmann) und "Bombardiert Belgien!" (Tiamat).
Gerhard Henschel lebt in Hamburg, bittet dort einmal monatlich gemeinsam mit Rayk Wieland und wechselnden Gästen zur Lesung im Toten Salon und gilt nach einem Befund des Rockpoeten Ralph Gätke als "große weiße Hoffnung der kleinteiligen Prosa". Zuletzt hat Henschel "Wo ist die Urne von Roy Black?" (rororo) und zusammen mit Eckhard Henscheid das Geschichtsbuch "Das Jahrhundert der Obszönität" (Alexander Fest) veröffentlicht.
Weitere Titel der Autoren bei der Edition Nautilus: Wiglaf Droste: Kommunikaze / Mein Kampf, Dein Kampf / Am Arsch die Räuber, Wiglaf Droste: Begrabt mein Hirn an der Biegung des Flusses, Wiglaf Droste. Sieger sehen anders aus, Wiglaf Droste: Der Barbier von Bebra, Wiglaf Droste /Rattelschneck: In welchem Pott schläft Gott?, Gerhard Henschel: Bruno in tausend Nöten
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 13.03.2001Die müden Arnold-Hau-Degen
Short Quatsch: Wiglaf Droste und Gerhard Henschel in Bullerbü
Wenn Torsten, der Klassenrüpel der 3c der Flottmann-Grundschule, in einem unbeobachteten Moment "Herrn Schröder küst Frau Lührig" an die Tafel schreibt, dann ist das zwar sachlich und orthographisch falsch - letzteres offensichtlich, ersteres, weil Herr Schröder Frau Lührig durchaus nicht küßt, dafür jedoch mit Frau Schaper noch ganz andere Sachen macht -, aber es ist altersgemäß und sorgt für erhebliches Bohei. Torstens Mitschüler erwägen, ob und wie das vor sich geht und bewundern seine Courage, Lehrer Schröder aber muß entscheiden, ob er die Behauptung ignoriert, dementiert oder korrigiert oder in einem raren Fall von Geistesgegenwart diese halböffentliche Ente zum Anlaß nimmt, über die ganz öffentlichen Enten in Sachen Caroline v. M., Boris B. etc. und den Schutz der Privatsphäre zu extemporieren. Er könnte auch versuchen, den Autor zu identifizieren und zur Rede zu stellen. Bei Erfolg würde Torsten wohl sagen, es sei doch nur Spaß gewesen. Das sagen sie in dem Fall immer, die Klassenrüpel. Aber und immerhin: kleiner Satz, große Wirkung. Vielleicht haben sich Wiglaf Droste und Gerhard Henschel an solche kindlichen Erfolge erinnert, als sie "Der Mullah von Bullerbü" zusammengeschrieben haben, in dem sich ein Innenminister Schily ein "Abschiebevideo" reinzieht und ein Verteidigungsminister Scharping kaum noch weiß, wohin mit seiner Kriegslust, und alles ganz lustig sein soll. Und das mit der Wirkung hat ja auch schon mal geklappt, vor drei Jahren mit dem "Barbier von Bebra". In dem Büchlein ging es um einen Serienkiller, der vorwiegend die bärtigen Leitfiguren der DDR-Opposition auf bizarr-barbarische Weise umbrachte. Einige den literarischen Mordopfern nahestehende Personen wie Konrad Weiß und Vera Lengsfeld fanden das nicht erheiternd, sondern erwägten öffentlich Boykottdrohungen gegen die Tageszeitung, die den Anfang des Textes vorabdruckte. Prompt wurde dann eher deren Verhalten rezensiert, meist als humorlos, borniert, deutsch etc., dann der Text selbst. Das hat ihm, den Autoren und der Auflage damals geholfen.
"Der Mullah von Bullerbü" muß nun ohne solchen Treibsatz auskommen und steht deshalb ziemlich schlaff im Gelände. Da nützt es auch nichts, daß am Ende der Geschichte die Raketenstarts sich überschlagen. Worum es geht - wenn man davon überhaupt sprechen kann -, ist schnell erzählt: Jenes Personal, das die Autoren auch sonst in Glossen und Kommentaren traktieren, dort aber deutlich subtiler und mehrheitlich durchaus diskutierbar, wird in einer Wühltisch-Version von Altmans "Short Cuts", also kurztaktigen und verhuschten Erzählsträngen, einer wohl für gerecht gehaltenen Strafe zugeführt. Hans Küng etwa ("Bin ich der neue Reemtsma?") entführen die chinesischen Triaden, und dies auf Hinweis von Egon Drewermann, weil der gegen Küng sonst keine Chance mehr sieht, vom Bibelkanal zum "Ketzer des Monats" gekürt zu werden.
Hans-Olaf Henkel wird zu zehn Jahren Bettenmachen im Schullandheim Scharbeutz verurteilt, weil er gegen die Gesetze des Arnold Hau verstoßen haben soll, Manfred Kanther per Hubschrauberabwurf nach Afrika abgeschoben, Günther Grass und Egon Krenz dilettieren als Guerrilleros im Thüringer Wald und so weiter. Da nun aber eine Welt nur voller verächtlicher Charaktere allzu trübe wäre, wuseln auch noch einige Helden darin herum, die trinkfeste Starkraucherin Gizela Güsel, zur Polizei gehörig wie der ebenfalls auftretende Hauptwachtmeister Dimpfelmoser, und einige Personen aus dem vermutlichen geistigen Umfeld der Autoren. Ob und wie die als stilbildender Bezugspunkt genannte Augsburger Puppenkiste sich durch diese Auftritte geehrt fühlt, ist fraglich, denn die ganze Geschichte spielt sich auf einem dermaßen erbärmlichen Blödelniveau ab, daß auch die vereinzelten gelungenen Wortwitze die Pein nur minimal zu mindern mögen. Satire darf ja alles dürfen dürfen, aber irgendwas sollte sie dann auch können. Ließe man allerdings den Text weg und druckte nur die 22 ganzseitigen Zeichnungen von Ernst Kahl, dann hätte man ein recht charmantes Heftchen beisammen.
BURKHARD SCHERER
Wiglaf Droste und Gerhard Henschel: "Der Mullah von Bullerbü". Roman. Mit Zeichnungen von Ernst Kahl. Edition Nautilus, Hamburg 2000. 156 S., geb., 28,- DM.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Short Quatsch: Wiglaf Droste und Gerhard Henschel in Bullerbü
Wenn Torsten, der Klassenrüpel der 3c der Flottmann-Grundschule, in einem unbeobachteten Moment "Herrn Schröder küst Frau Lührig" an die Tafel schreibt, dann ist das zwar sachlich und orthographisch falsch - letzteres offensichtlich, ersteres, weil Herr Schröder Frau Lührig durchaus nicht küßt, dafür jedoch mit Frau Schaper noch ganz andere Sachen macht -, aber es ist altersgemäß und sorgt für erhebliches Bohei. Torstens Mitschüler erwägen, ob und wie das vor sich geht und bewundern seine Courage, Lehrer Schröder aber muß entscheiden, ob er die Behauptung ignoriert, dementiert oder korrigiert oder in einem raren Fall von Geistesgegenwart diese halböffentliche Ente zum Anlaß nimmt, über die ganz öffentlichen Enten in Sachen Caroline v. M., Boris B. etc. und den Schutz der Privatsphäre zu extemporieren. Er könnte auch versuchen, den Autor zu identifizieren und zur Rede zu stellen. Bei Erfolg würde Torsten wohl sagen, es sei doch nur Spaß gewesen. Das sagen sie in dem Fall immer, die Klassenrüpel. Aber und immerhin: kleiner Satz, große Wirkung. Vielleicht haben sich Wiglaf Droste und Gerhard Henschel an solche kindlichen Erfolge erinnert, als sie "Der Mullah von Bullerbü" zusammengeschrieben haben, in dem sich ein Innenminister Schily ein "Abschiebevideo" reinzieht und ein Verteidigungsminister Scharping kaum noch weiß, wohin mit seiner Kriegslust, und alles ganz lustig sein soll. Und das mit der Wirkung hat ja auch schon mal geklappt, vor drei Jahren mit dem "Barbier von Bebra". In dem Büchlein ging es um einen Serienkiller, der vorwiegend die bärtigen Leitfiguren der DDR-Opposition auf bizarr-barbarische Weise umbrachte. Einige den literarischen Mordopfern nahestehende Personen wie Konrad Weiß und Vera Lengsfeld fanden das nicht erheiternd, sondern erwägten öffentlich Boykottdrohungen gegen die Tageszeitung, die den Anfang des Textes vorabdruckte. Prompt wurde dann eher deren Verhalten rezensiert, meist als humorlos, borniert, deutsch etc., dann der Text selbst. Das hat ihm, den Autoren und der Auflage damals geholfen.
"Der Mullah von Bullerbü" muß nun ohne solchen Treibsatz auskommen und steht deshalb ziemlich schlaff im Gelände. Da nützt es auch nichts, daß am Ende der Geschichte die Raketenstarts sich überschlagen. Worum es geht - wenn man davon überhaupt sprechen kann -, ist schnell erzählt: Jenes Personal, das die Autoren auch sonst in Glossen und Kommentaren traktieren, dort aber deutlich subtiler und mehrheitlich durchaus diskutierbar, wird in einer Wühltisch-Version von Altmans "Short Cuts", also kurztaktigen und verhuschten Erzählsträngen, einer wohl für gerecht gehaltenen Strafe zugeführt. Hans Küng etwa ("Bin ich der neue Reemtsma?") entführen die chinesischen Triaden, und dies auf Hinweis von Egon Drewermann, weil der gegen Küng sonst keine Chance mehr sieht, vom Bibelkanal zum "Ketzer des Monats" gekürt zu werden.
Hans-Olaf Henkel wird zu zehn Jahren Bettenmachen im Schullandheim Scharbeutz verurteilt, weil er gegen die Gesetze des Arnold Hau verstoßen haben soll, Manfred Kanther per Hubschrauberabwurf nach Afrika abgeschoben, Günther Grass und Egon Krenz dilettieren als Guerrilleros im Thüringer Wald und so weiter. Da nun aber eine Welt nur voller verächtlicher Charaktere allzu trübe wäre, wuseln auch noch einige Helden darin herum, die trinkfeste Starkraucherin Gizela Güsel, zur Polizei gehörig wie der ebenfalls auftretende Hauptwachtmeister Dimpfelmoser, und einige Personen aus dem vermutlichen geistigen Umfeld der Autoren. Ob und wie die als stilbildender Bezugspunkt genannte Augsburger Puppenkiste sich durch diese Auftritte geehrt fühlt, ist fraglich, denn die ganze Geschichte spielt sich auf einem dermaßen erbärmlichen Blödelniveau ab, daß auch die vereinzelten gelungenen Wortwitze die Pein nur minimal zu mindern mögen. Satire darf ja alles dürfen dürfen, aber irgendwas sollte sie dann auch können. Ließe man allerdings den Text weg und druckte nur die 22 ganzseitigen Zeichnungen von Ernst Kahl, dann hätte man ein recht charmantes Heftchen beisammen.
BURKHARD SCHERER
Wiglaf Droste und Gerhard Henschel: "Der Mullah von Bullerbü". Roman. Mit Zeichnungen von Ernst Kahl. Edition Nautilus, Hamburg 2000. 156 S., geb., 28,- DM.
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Bloß nicht ernst nehmen, meint Frank Schäfer zu diesem Krimi, der so "unordentlich strukturiert" sei, als hätte es kurz vor Abgabe des Manuskripts eine "Hausdurchsuchung im Romangebäude" gegeben. Der Plot diene eigentlich nur als Vorwand für "allerlei Polemik", die - wie schon der Vorgänger "Der Babier von Bebra" - wahrscheinlich wieder einige "Pastorentöchter" erschrecken wird. Besonderen Spaß haben ihm die Neologismen und Redewendungen bereitet und vor allem die Reime. Er zitiert zur Demonstration zwei harmlose Sätze, in denen sich Aal auf Kahl reimt und resümiert: Ein "infantiler, aber eben auch ganz großer Spaß."
© Perlentaucher Medien GmbH
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