Gelungene Darstellung der weitverzweigten Gedankenwelt Pierre Poirets
In dieser Dissertation setzt sich Gustav A. Krieg das ambitionierte Ziel, das Denken des französisch-niederländischen Theologen Pierre Poiret (1646-1719) umfassend und kohärent darzustellen. Wie also wurde Poiret zu dem
originellen Denker, Übersetzer und Editor, dessen vielfältige Einflüsse auf die Nachwelt kaum erschöpfend…mehrGelungene Darstellung der weitverzweigten Gedankenwelt Pierre Poirets
In dieser Dissertation setzt sich Gustav A. Krieg das ambitionierte Ziel, das Denken des französisch-niederländischen Theologen Pierre Poiret (1646-1719) umfassend und kohärent darzustellen. Wie also wurde Poiret zu dem originellen Denker, Übersetzer und Editor, dessen vielfältige Einflüsse auf die Nachwelt kaum erschöpfend dargestellt werden können?
Herausfordernd ist dabei nicht nur, dass Poiret mit seinen Editionen nicht auf Nachruhm abzielte, sondern oft gezielt als Vermittler hinter den Namen anderer Autoren zurücktrat. Auch die geradezu universale Weite seines spirituellen und philosophischen Denkens macht Gustav Kriegs Aufgabe nicht einfacher: Poirets Denken reichte von den Spekulationen der Antoinette Bourignon bis in die Höhe cartesianischer Reflexion; die reformierte Theologie war ihm ebenso geläufig wie die christliche Mystik; die christlichen Kirchenväter waren ihm ebenso bekannt wie die Scholastik.
Krieg gebührt hier m.E. das Verdienst, die zahlreichen Einflüsse und Quellen, die auf Poirets Denken einwirkten und sich in ihm und seinen Editionen verdichteten, quellenmäßig erschlossen und nachgezeichnet zu haben. Insbesondere das Literaturverzeichnis ist eine Fundgrube für Interessierte, denn es unterscheidet 1. Poirets philosophisch orientierte Werke, 2. seine mystisch-theologisch orientierten Werke und 3. seine pädagogischen Werke. Darüber hinaus listet Krieg sämtliche Editionen anderer Autoren auf, die von Poiret entweder durchgeführt, initiiert oder als Projekte begleitet hatte. Neben den Editionen der Werke von Antoinette Bourignon, Jeanne-Marie Guyon und Francois de Fénelon finden sich darunter Einzelschriften und Übersetzungen zahlreicher christlicher Mystiker, beispielsweise Thomas von Kempen und Angela von Foligno. Der Einfluss auf spätere Schriftsteller wie z.B. Gerhard Tersteegen ist damit unverkennbar.