Studienarbeit aus dem Jahr 2011 im Fachbereich Soziologie - Sonstiges, Note: 1,35, Ludwig-Maximilians-Universität München (Institut für Soziologie), Veranstaltung: Neuere Gesellschaftstheorien: Luc Boltanski/Eve Chiapello, Sprache: Deutsch, Abstract: Die Verwendung des Begriffs "Kapitalismus", im Gegensatz zum wohlwollender klingenden Begriff "Marktwirtschaft", wird oft bereits mit einer generell anti-kapitalistischen Blickrichtung in Verbindung gebracht. Luc Boltanski und Ève Chiapello versuchen nun aber in ihrem Werk "der neue Geist des Kapitalismus" eine eigene Herangehensweise der "Soziologie der Kritik" zu entwickeln, die sie einer "kritischen Soziologie" entgegen stellen - nicht um die Kritik zu vernichten, sondern um ihre "Grundlagen zu stärken". Der "Zusammenhang zwischen dem Kapitalismus und seiner Kritik" soll mit einem dialektischen Wechselverhältnis neuartig beschrieben werden. Dabei wird die grundsätzliche Notwendigkeit von Rechtfertigung für die Teilnahme am Kapitalismus jenseits der Profitlogik betont. Hierfür analysieren sie zwei "alte" und einen im Entstehen begriffenen aktuellen, dritten "kapitalistischen Geist" mit jeweils eigenen Rechtfertigungslogiken. Bereits zur Erstveröffentlichung ihres Werkes 1999 - lange vor dem aktuellen kapitalistischen Krisen-Umfeld aus Umwelt-Krise, Finanzkrise, Krise der sozialen Sicherungssysteme, sowie der Umbrüche in Nord-Afrika und im Nahen Osten - sehen die Autoren weitsichtig diesen dritten kapitalistischen Geist "in einer schweren Krise, von der eine wachsende Orientierungslosigkeit und gesellschaftliche Skepsis zeugen." Dabei wird die Herausbildung eines kapitalistischen Geistes als wichtiger Stützpfeiler des Kapitalismus gesehen. In dieser Arbeit wird nun zunächst im zweiten Teil die grundsätzliche Stoßrichtung des Ansatzes der Autoren verdeutlicht, bevor dann ihre Grundzüge bei Max Weber verortet werden. Anschließend erfolgt im dritten Teil eine ausführliche Vorstellung ihrer eigenen Neuausrichtung, die an zentralen Stellen mit klassisch marxistisch-materialistischer, sowie einmalig neo-gramscianischer Gesellschaftstheorie kontrastiert und so schärfend reflektiert wird. Im vierten Abschnitt wird abschließend der Ansatz von Boltanski und Chiapello auf das aktuelle Krisen-Umfeld des Kapitalismus angewendet und diskutiert inwieweit die von den Autoren befürchtete alternativlose "Unterwerfung unter die Wirtschaftsgesetze" bereits Realität geworden ist. Daran angeschlossen wird ein Ausblick gewagt, inwiefern das Zusammenwirken von verschiedenen Kritik-Sphären dabei als mögliche erfolgreiche Antwort auf die Vereinnahmungsstrategien des Kapitalismus gelten kann.
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