Was hat es auf sich mit dem neuen, während des Kosovokriegs von 1999 aus der Taufe gehobenen Konzept von der "humanitären Intervention"? Gehen wir tatsächlich einer neuen Ära entgegen, in der an die Stelle der Souveränität oft verbrecherischer Staaten eine "Weltinnenpolitik" tritt, die durch die mächtigsten Staaten der Welt - also den Westen und seine militärischen Instrumente - durchgesetzt werden muss und deren oberste Priorität die Wahrung der Menschenrechte ist? Ist es an der Zeit, die Maxime "Nie wieder Krieg!" durch die Losung der weltweiten, auch kriegerischen Durchsetzung der Menschenrechte zu ersetzen?
Es sind Fragen wie diese, mit denen Noam Chomsky sich in seinem neusten Buch auseinander setzt. Chomsky ist nicht nur seit mehr als vierzig Jahren weltweit führend auf dem Gebiet der Sprachwissenschaft, sondern seit den US-Kriegen gegen die Länder Indochinas auch einer der prominentesten Kritiker der Aussenpolitik seines Landes, der autoritären wirtschaftlichen und poli tischen Strukturen, auf denen diese beruht, und schliesslich der in Wissenschaft und Medien verbreiteten Ideologie, mit der dieses Herrschaftssystem zementiert wird.
Als Sprachwissenschaftler, so Chomsky, interessiere ihn in erster Linie, wie es kommt, dass die Menschen angesichts ihrer eingeschränkten und zufälligen Erfahrung so viel wissen, wie sie es tun, was er in Anlehnung an Platos Höhlengleichnis "Platos Problem" nennt. Als Kritiker politischer Ideologien setzt er sich mit dem umgekehrten Phänomen auseinander: Wie kommt es, dass die BürgerInnen der Industriegesellschaften, denen im Prinzip alle Informationen offen stehen, die Herrschaftsmechanismen so wenig durchschauen und der Politik der Eliten folgen, als seien deren Exponenten Führer "von Gottes Gnaden"?
Der Kosovokrieg war laut Chomsky ein weiteres spektakuläres Beispiel für die ideologischen Mechanismen, mit denen wirtschaftliche und politische Eliten des Westens die Bevölkerung gehorsam halten. Es braucht dazu wenig meh r als einen in der Propaganda übergross gezeichneten dämonischen Feind (in diesem Fall Milosevic), vor dem alle Welt zittern muss, und die stillschweigende Voraussetzung, dass "wir" immer nur das Beste wollen.
Aber weit davon entfernt, eine neue Ära der Menschenrechte einzuläuten, war der "Kosovokrieg" Chomsky zufolge in Wirklichkeit ein klassischer imperialer Krieg, in dem es ganz um die bei Grossmachtkriegen üblichen Ziele ging, nämlich um Einfluss und Macht. Um zu einem solchen Schluss zu kommen, bedarf es nach Chomskys Meinung keiner großartiger intellektueller Leistungen, sondern lediglich der geistigen Unabhängigkeit, an den eigenen Staat dieselben Beurteilungsmassstäbe anzulegen wie an andere, insbesondere "gegnerische" Staaten. Das tut Chomsky denn auch - mit einer minutiösen Durchforstung aller relevanten Quellen.
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Es sind Fragen wie diese, mit denen Noam Chomsky sich in seinem neusten Buch auseinander setzt. Chomsky ist nicht nur seit mehr als vierzig Jahren weltweit führend auf dem Gebiet der Sprachwissenschaft, sondern seit den US-Kriegen gegen die Länder Indochinas auch einer der prominentesten Kritiker der Aussenpolitik seines Landes, der autoritären wirtschaftlichen und poli tischen Strukturen, auf denen diese beruht, und schliesslich der in Wissenschaft und Medien verbreiteten Ideologie, mit der dieses Herrschaftssystem zementiert wird.
Als Sprachwissenschaftler, so Chomsky, interessiere ihn in erster Linie, wie es kommt, dass die Menschen angesichts ihrer eingeschränkten und zufälligen Erfahrung so viel wissen, wie sie es tun, was er in Anlehnung an Platos Höhlengleichnis "Platos Problem" nennt. Als Kritiker politischer Ideologien setzt er sich mit dem umgekehrten Phänomen auseinander: Wie kommt es, dass die BürgerInnen der Industriegesellschaften, denen im Prinzip alle Informationen offen stehen, die Herrschaftsmechanismen so wenig durchschauen und der Politik der Eliten folgen, als seien deren Exponenten Führer "von Gottes Gnaden"?
Der Kosovokrieg war laut Chomsky ein weiteres spektakuläres Beispiel für die ideologischen Mechanismen, mit denen wirtschaftliche und politische Eliten des Westens die Bevölkerung gehorsam halten. Es braucht dazu wenig meh r als einen in der Propaganda übergross gezeichneten dämonischen Feind (in diesem Fall Milosevic), vor dem alle Welt zittern muss, und die stillschweigende Voraussetzung, dass "wir" immer nur das Beste wollen.
Aber weit davon entfernt, eine neue Ära der Menschenrechte einzuläuten, war der "Kosovokrieg" Chomsky zufolge in Wirklichkeit ein klassischer imperialer Krieg, in dem es ganz um die bei Grossmachtkriegen üblichen Ziele ging, nämlich um Einfluss und Macht. Um zu einem solchen Schluss zu kommen, bedarf es nach Chomskys Meinung keiner großartiger intellektueller Leistungen, sondern lediglich der geistigen Unabhängigkeit, an den eigenen Staat dieselben Beurteilungsmassstäbe anzulegen wie an andere, insbesondere "gegnerische" Staaten. Das tut Chomsky denn auch - mit einer minutiösen Durchforstung aller relevanten Quellen.
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