Militärgeschichte wird in diesem Pauly Supplementband nicht als reine Kriegsgeschichte verstanden, sondern im Rahmen aller gesellschaftlichen, politischen, wirtschaftlichen, technischen, kulturellen und religiösen Phänomene dargestellt, die in der griechischen und römischen Welt in einem Zusammenhang mit Heer und Krieg standen. Zudem wird sowohl der Forschungsgeschichte als auch den spezifischen Quellengattungen der gebührende Platz eingeräumt. In etwa 190 lexikalischen Einträgen von führenden Gelehrten behandelt der Supplementband sowohl übergreifende Zusammenhänge der antiken Militärgeschichte als auch viele Detailfragen: die Strategien, Ordnungen, Dimensionen, Waffen des antiken Kriegswesens; die wichtigsten historischen Ereignisse (u.a. Kriege, Heeresreformen); zentrale Personen (Feldherren, Politiker); wesentliche Themen der Kriegsgeschichte (philosophische und rechtliche Diskussionen zur Rechtmäßigkeit des Krieges, Kriegsrecht, Religion, Verwaltung). Einbezogenwerden auch die nachantike Rezeption der antiken Militärgeschichte sowie Darstellungen in antiker und nachantiker Literatur und Kunst. Ausführliche Register erschließen zudem selbst kleine Sachthemen. So unterscheiden die Struktur, der wissenschaftliche Ansatz und die inhaltliche Breite diesen Band von anderen Werken zur antiken Militärgeschichte.
Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
"Sehnlichst" hat Rezensent Michael Hesse dieses Buch erwartet. Mit einem Jahr Verspätung liegt die Arbeit von Leonhard Burckhardt und Michael Speidel nun vor und ist für Hesse ein "reiner Schatz". Wie die Antike den Grundstein für das Militärwesen bis in die Gegenwart legte, belegen die Herausgeber mit aktuellen Beiträgen, die "auf höchstem Niveau" geschrieben sind, freut sich der hingerissene Rezensent. Wie zwischen dem Alexanderfeldzug bis zu den Punnischen Kriegen die militärische Ausrüstung aussah, wo Elefanten zum Einsatz kamen und wie man es mit Feindschaft, Heldentum, Rache, Disziplin und Eliten hielt: Das erfahre man nicht nur durch Daten und Fakten, sondern als Gefühl, mitten im "Getümmel der politischen Auseinandersetzungen" zu stehen. Ein lehrreicher Band, auch mit Blick auf den aktuellen Krieg in der Ukraine, schließt der Kritiker.
© Perlentaucher Medien GmbH
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