In den letzten Jahren zeichnet sich eine Kehrtwende in der Philosophie ab. Seit Kant galt es als ausgemacht, dass wir primär unseren Zugang zu den Dingen untersuchen müssen, da wir die Dinge an sich aus prinzipiellen Gründen nicht erkennen können. Obwohl beinahe niemand Kant im Detail gefolgt ist, hatte sich doch der Eindruck eingestellt, in der Philosophie ginge es um die Sprache, um Zeichen, ums Erkennen, nicht aber um dasjenige, worauf sich solche Systeme richten. Der vorliegende Band dokumentiert eine Wende, die als "Neuer Realismus" bekannt geworden ist und die darin besteht, dass die kantische Grundannahme fallen gelassen wird, ohne deswegen in einen naiven Realismus zurückzufallen. Mit Beiträgen u.a. von Jocelyn Benoist, Paul Boghossian, Umberto Eco, Quentin Meillassoux, Hilary Putnam und John Searle.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Der von Markus Gabriel herausgegebene Sammelband "Der Neue Realismus" ist nichts für philosophische Laien, warnt Franz Viohl, denn es gehe um einen im Grunde sehr alten Grabenkampf, in dem die Frage ausgefochten wird, in welchem Verhältnis die Dinge und unser Wissen über sie zueinander stehen. Deshalb wundert es den Rezensenten wenig, dass sich viele der Beiträge an Kants Überlegungen zur "Möglichkeit der Erfahrung" abarbeiten. Der Realismus soll auf einen neuen Stand gebracht werden, indem seine Argumente auf die Herausforderungen der Postmoderne zugeschnitten werden, so Viohl. Anstatt alles als Konstrukt zu verstehen, soll der Neue Realismus alles für gleich wirklich zu halten: "die Hexe im 'Faust', natürliche Zahlen und freie Wahlen in England", zitiert der Rezensent. Die Realität der Realität soll gerettet werden, indem man ihr Außen abschafft, fasst Viohl die Pointe zusammen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Der Sammelband dürfte zum Klassiker nicht nur unter Philosophen aufsteigen.« walthari.com 20141207