Studienarbeit aus dem Jahr 2009 im Fachbereich Musik - Sonstiges, Note: 1,0, Technische Universität Dresden (Institut für Kunst- und Musikwissenschaft), Sprache: Deutsch, Abstract: Johannes Tinctoris und Musiktheoretiker aus dem 20. Jahrhindert belegen einen Zusammenhang zwischen den englischen Kompositionspraxen und der um die Jahrhundertwende 1430 aufkommenden niederländischen Satztechnik, genannt Fauxbourdon. Auf der anderen Seite verstehen Musiktheoretiker, wie Wolfgang Marggraf oder Hans-Otto Korth, die neuen flämisch-niederländischen Kompositionsweisen, geprägt durch neue tonale und satztechnische Ideen und den Fauxbourdon, als allgemein logische musikgeschichtliche Tendenz und lehnen den Einfluss eines sogenannten englischen "Wohlklangs" ab. Unumstritten gilt jedoch eine kulturgeschichtliche Wende um 1430, die sich neben musikalischen Veränderungen auch in politische, gesellschaftliche und geistige Umwälzungen bemerkbar machte. So wurde der Übergang vom späten Mittelalter zur frühen Neuzeit begleitet von bahnbrechenden Entdeckungen vor allem Amerikas durch Kolumbus, der Erfindung des Buchdrucks durch Johannes Gutenberg, sowie des Notendrucks. Desweiteren trugen eine zunehmende Auseinandersetzung mit antiken Vorbildern und Ideen und eine religiös geprägte Reformation zu einem völlig neu entstehenden Welt- und Menschenbild bei. Welche Einflüsse auf Komponisten der "franko-flämischen Schule", von wo her die bedeutendsten Werke für die europäische Musikgeschichte stammen, wirkten und wie sie zeitgenössische Kompositionsregeln veränderten oder zu umgehen versuchten gilt es zu untersuchen. Der Schwerpunkt liegt dabei auf geistlicher mehrstimmiger Musik, wie Messen, Motetten oder Hymnen und dementsprechend sind einschneidende Kompositionen Guillaume Dufays Dreh- und Angelpunkt dieser Diskussion.
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