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Wer heute in der Staatsgalerie Stuttgart vor Werken von Max Beckmann, Paul Klee, Paula Modersohn-Becker und anderen her ausragenden Vertretern der 'klassischen Moderne' steht, ist sich in der Regel nicht bewusst, das sich diese Werke der hellsichtigen Sammelleidenschaft eines einzigen Mannes verdanken: Hugo Borst.Als Neffe von Robert Bosch trat er früh in dessen jungen Betrieb ein und war massgeblich am rasantem internationalen Aufstieg der Firma beteiligt. Nachdem Borst Mitte der 1920er Jahre aus dem operativen Geschäft ausgeschieden war, widmete er sich vornehmlich seinen kulturellen…mehr

Produktbeschreibung
Wer heute in der Staatsgalerie Stuttgart vor Werken von Max Beckmann, Paul Klee, Paula Modersohn-Becker und anderen her ausragenden Vertretern der 'klassischen Moderne' steht, ist sich in der Regel nicht bewusst, das sich diese Werke der hellsichtigen Sammelleidenschaft eines einzigen Mannes verdanken: Hugo Borst.Als Neffe von Robert Bosch trat er früh in dessen jungen Betrieb ein und war massgeblich am rasantem internationalen Aufstieg der Firma beteiligt. Nachdem Borst Mitte der 1920er Jahre aus dem operativen Geschäft ausgeschieden war, widmete er sich vornehmlich seinen kulturellen Interessen. Er trug eine enzyklopädische Bibliothek zusammen (deren Bibliographie noch heute einen gültigen Maßstab darstellt) und baute eine Kunstsammlung von internationalem Rang auf. Dabei verschrieb er sich nicht den feststehenden Grössen vergangener Generationen, sondern konzentrierte sich auf das Schaffen der Zeitgenossen. Während der Weltwirtschaftskrise war er als einer der wenigen Sammler in der Lage, bedeutende Werke zu erwerben, wobei ihm profilierte Galeristen wie Alfred Flechtheim oder Justin Thannhauser als Berater dienten. Zugleich pflegte er Freundschaften zu zahlreichen Künstlern im süddeutschen Raum und in der Schweiz, die er durch Aufträge unterstützte und durch Ankäufe förderte. Ausserdem engagierte er sich im Württembergischen Kunstverein und zählte zu den Gründungsmitgliedern der «Stuttgarter Sezession». Für seine rasch wachsende Sammlung errichtete er 1931 einen Galerie-Anbau an seinem Haus, den er der Öffentlichkeit zugänglich machte. Hier konnte man in der Zeit des Nationalsozialismus noch Werke verfemter Künstler wie Oskar Schlemmer sehen. Im Herbst 1943 evakuierte Borst wesentliche Teile seiner Sammlung in zwei Salzbergwerke, so dass sie bei der Zerstörung seines Hauses im Juli 1944 weitgehend verschont blieben. Nach Ende des Krieges ging Borst unverzüglich an den Wiederaufbau der Galerie, die er im Oktober 1946 dem Württembergischen Kunstverein als Ausstellungsräume zur Verfügung stellte. Nach seinem Tod ging ein Grossteil der Sammlung an die Staatsgalerie Stuttgart.Carla Heussler zeichnet in ihrer Monographie erstmals das Leben dieses aussergewöhnlichen Mannes nach, wobei ihr der umfangreiche, erst kürzlich zugänglich gewordene Nachlass des Sammlers zur Verfügung stand.
Autorenporträt
Carla Heussler, geb. 1967 in Schwäbisch Hall, studierte Kunstgeschichte und Germanistik in Erlangen und Stuttgart, wo sie 2003 promovierte. Seitdem ist sie als freie Autorin, Dozentin und Kuratorin tätig, mit Schwerpunkten bei der italienischen Renaissance und der klassischen Moderne. Unter ihren Büchern sind u.a. zu nennen 'Florenz und seine Künstler' (WBG, 2008), 'Sehnsucht Italien. Die schönsten Kunstlandschaften von Piemont bis Sizilien' (WBG, 2010), 'Zwischen Avantgarde und Tradition. Die Malerin Käte Schaller-Härlin' (Belser, 2017), 'Stuttgarter Kunstgeschichten. Von den Schwäbischen Impressionisten bis zur Stuttgarter Avantgarde' (Schnell & Steiner, 2022). Zuletzt erschien: 'Die Kunst ist weiblich! Eine andere Kunstgeschichte von Artemisia Gentileschi bis Yoko Ono' (WGB, 2023). Carla Heussler lebt in Stuttgart.