Es ist Anfang März 2004. Seit Wochen ist der Amerikaner Pasquale Scaturro mit seinem Weggefährten, dem Kameramann Gordon Brown, auf einer beispiellosen Reise. Mit Kajaks und Schlauchbooten wollen die beiden den Nil von der Quelle bis zur Mündung bezwingen. 5245 Kilometer von den Bergen Äthiopiens durch die Wüsten Sudans zur ägyptischen Mittelmeerküste - das hat vor ihm noch niemand geschafft. Für ihn ist der Nil "der König der Flüsse" - ein Traumgegner. Es gibt Abschnitte, die hat noch nie zuvor jemand befahren. Für manche Strecken gibt es keine Karten. Frühere Versuche wurden in der Regenzeit…mehr
Es ist Anfang März 2004. Seit Wochen ist der Amerikaner Pasquale Scaturro mit seinem Weggefährten, dem Kameramann Gordon Brown, auf einer beispiellosen Reise. Mit Kajaks und Schlauchbooten wollen die beiden den Nil von der Quelle bis zur Mündung bezwingen. 5245 Kilometer von den Bergen Äthiopiens durch die Wüsten Sudans zur ägyptischen Mittelmeerküste - das hat vor ihm noch niemand geschafft. Für ihn ist der Nil "der König der Flüsse" - ein Traumgegner. Es gibt Abschnitte, die hat noch nie zuvor jemand befahren. Für manche Strecken gibt es keine Karten. Frühere Versuche wurden in der Regenzeit unternommen, wenn das Hochwasser die Boote sicher über die im Flußbett lauernden Felsen trägt. Scaturro aber fährt in der Trockenzeit. 114 Tage lang begegnet das Forscherteam scheinbar unüberwindlichen Herausforderungen - den gefährlichsten Stromschnellen der Welt, gefährlichen Krokodilen und Flusspferden, den Pistolenschüssen von Banditen, Malaria, der erbarmungslosen Sonne der Sahara. Am 27. April, um sieben Uhr ist eines der letzten Abenteuer der Menschheit geschafft. Ein Triumph? Scaturro, der sonst so begeistert erzählen kann, bleibt nüchtern: "Ich werde nicht bis an mein Lebensende über den Nil reden." Er schaut lieber nach vorn und sucht schon nach dem nächsten Abenteuer.
Pasquale Scaturro ist 51 Jahre alt und hat schon viele Abenteuer erlebt. Nach der Uni ging der Geologe und Geophysiker 1980 ins Ölgeschäft. Der Job führte ihn um die Welt - und weckte die Abenteuerlust. Der drahtige Mann mit dem buschigen Schnauzer suchte Öl in Bolivien, Somalia und Aserbaidschan, stürmte Gipfel in Nepal, Tibet und Pakistan und zähmte Flüsse auf seinem Lieblings-Kontinent Afrika. Die Expeditionen sind wie eine Sucht, die nicht mal seine Familie versteht. "Ich bin verheiratet. Ich habe drei Kinder. Ich bin zweifacher Großvater - und alle denken, ich bin verrückt", sagt er. Er selbst hat eine simple Erklärung dafür: "Ich habe einfach immer versucht, Dinge zu tun, die nicht jeder macht." Ständig dachte er sich neue Expeditionen aus. "Wenn ich die Sonne über dem Everest aufgehen sah, wusste ich: Der ganze Aufwand ist es wert."
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