Wem es - wie mir - zufallt, am Ende seiner eigenen chirurgischen Lauf bahn an einigen beschaulichen Sommertagen so tief in das Auf und Nieder eines GroBen seines Faches Einblick zu gewinnen, der ist dem ungemein anregenden Verfasser fur das Privileg dieses Vorwortes dank bar. Vieles las ich -toute 1?roportion gardee -mit seltsamer Betroffenheit in Erinnerung an eigene (fruhere!) Voreingenommenheiten und an Mo mente ungeduldigen Vorwartsstrebens! 1st Kocher seinem wissenschaftlichen Biographen Trohler im Verlaufe der Quellenforschung zum Stein des AnstoBes geworden? So viel Sen dungsbewuBtsein und "securite dans l'erreuf" durften fur den Medizin historiker, der selber in der strengen wissenschaftlichen Tradition vor si~htigen statistischen Denkens aufgewachsen ist, schwer einzuordnen sem. Das Faszinierende an der Darstellung Trohlers ist die Kunst, Kocher in seine Zeit hineinzustellen, bewundert, gefordert und kritisiert durch seine Lehrer Langenbeck, Spencer Wells und Billroth, seinen Zeitgenossen Hal sted, dem temporaren Schuler Cushing, sowie seinem internistischen Kri tiker Sahli in Bern. Die Bilanz dieses Lebens, auch ohne die Verklarung durch den Nobel preis, ist durch viele Kapitel hindurch positiv. Nicht zufallig ist die Dar stellung der Schilddrusenforschung mit ihren Irrgangen und ihrer schlieB lichen Korrektur bei aller Objektivitat romanhaft packend. Die Ruckschau auf Kochers langen Weg zur physiologischen Chirurgie laBt neben vielen Einzelheiten seiner Forschung seine Personlichkeit nie vergessen. Er erscheint in der Gegenuberstellung zu Billroth als der syste matischere Tatmensch, erreicht aber nicht die warme menschliche Ur sprunglichkeit und die musische Begabung Billroths. Kor~er haftet im Gegensatz dazu ein gewisser Hauch von Kalte und pietistischer Enge an.
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