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Oberst Rejas hat den Spezialauftrag, den Guerillachef Ezequiel zu fangen, der einen blutigen Krieg gegen die Regierung führt. Während das Land im Terror versinkt, verliebt sich Rejas in die Tänzerin Yolanda. Mitten im Chaos der Gefühle kommt er Ezequiel auf die Spur. Sie führt zu Yolandas Haus.

Produktbeschreibung
Oberst Rejas hat den Spezialauftrag, den Guerillachef Ezequiel zu fangen, der einen blutigen Krieg gegen die Regierung führt. Während das Land im Terror versinkt, verliebt sich Rejas in die Tänzerin Yolanda. Mitten im Chaos der Gefühle kommt er Ezequiel auf die Spur. Sie führt zu Yolandas Haus.
Autorenporträt
Nicholas Shakespeare, geboren 1957 in Worcester, England, wuchs als Sohn eines Diplomaten in Asien und Lateinamerika auf. Er schrieb eine Biographie sowie mehrere Romane. Er lebt heute in Wiltshire, England, und Swansea, Tasmanien.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 18.02.1998

Gutmensch in der Mitte
Achtbar: Nicholas Shakespeare mimt den Lateinamerikaner

Der im Jahre 1957 geborene englische Schriftsteller Nicholas Shakespeare hat als Diplomatenkind viele Jahre in Südamerika verbracht. Später wurde er Journalist, beschäftigte sich weiterhin intensiv mit dieser Weltgegend, und in den achtziger Jahren schrieb er eine vielbeachtete Reportage für die englische Zeitschrift "Granta" über die Guerilla-Armee des "Sendero Luminoso" (Leuchtender Pfad) und dessen geheimnisvollen Führer, den ehemaligen Philosophieprofessor Abimael Guzmán, der schließlich 1992 in einer spektakulären Aktion gefangengenommen werden konnte. Damit endete ein Bürgerkrieg, in dessen Verlauf weite Teile von Peru verwüstet und Abertausende Menschen auf das grausamste umgebracht worden waren.

Bereits in seinem ersten Roman, "Die Vision der Elena Silves" (1991 auf deutsch erschienen), hat Nicholas Shakespeare die so schockierenden wie bedrückenden Ereignisse jener Jahre ins Fiktionale gehoben, ein kühnes Unterfangen, um so mehr, als er sich damit in eine Arena begibt, in der sich bereits eine Anzahl lokaler Helden tummeln, die höchst erfolgreich das literarische Bild Lateinamerikas und seiner turbulenten jüngeren Geschichte geprägt haben: Romanciers wie Gabriel García Márquez, Mario Vargas Llosa und Isabel Allende.

Im großen und ganzen kann der Versuch als geglückt bezeichnet werden. In "Der Obrist und die Tänzerin", einer Art Fortsetzung zur "Vision der Elena Silves", wird uns die Geschichte der Gefangennahme des Mannes erzählt, der sich "Presidente Ezequiel" nennt und den niemand außer seinen Getreuen mehr gesehen hat, seit er in den Untergrund gegangen ist. Die geheime, ihm bedingungslos ergebene Armee ist nach Jahren im Hochland nun auch in die Hauptstadt Lima eingesickert und verübt hier ihre Attentate; erst da werden Regierung und Armee nervös, und die Behörden entwickeln fieberhafte Aktivitäten, um Ezequiels habhaft zu werden.

Was zunächst wie eine romantechnische Ungeschicklichkeit wirkt, sorgt, fast wider Erwarten, für genügend Spannung: Als die Handlung einsetzt, ist nämlich alles schon lange vorbei. Ein englischer Journalist, der eine größere Reportage über Ezequiels Verhaftung und das Ende seiner Guerilla plant, trifft durch Zufall in Brasilien auf jenen Oberst Rejas (aus dem der deutsche Titel einen "Obristen" macht), der Ezequiel damals aufgespürt und festgenommen hat. Rejas erzählt dem Engländer im Verlauf einiger Abende all das, was er noch nie jemandem erzählt hat - aus Gründen, die weder dieser noch der Leser zunächst begreift.

Die besten Teile des Romans sind die, in denen der Autor den Oberst Rejas erzählen läßt. Gebannt folgt man ihm bei seiner akribischen, lange Zeit frustrierenden Fahndung, auf seinen Wegen durch Lima, auf der Fahrt in seinen Heimatort oben in den Bergen, der zuerst von den Guerilleros und danach von der Armee auf das fürchterlichste heimgesucht worden ist. Rejas ist, archetypisch, der Anständige auf verlorenem Posten, fast chancenlos zwischen den zwei gnadenlos agierenden Armeen: den "Maoisten" Ezequiels und der regulären peruanischen Armee, die sich einen Dreck um die Gesetze schert, mehr noch, die das Massakrieren der Zivilbevölkerung als geeignete Methode ansieht, um der unheimlichen Bedrohung zu begegnen. Sehr anschaulich wird uns nahegebracht, wie desaströs sich diese Symmetrie des Schreckens auf die Leute auswirkt, die das Unglück haben, dort zu leben.

Nicholas Shakespeares beeindruckende Detailkenntnis verführt ihn zwar immer wieder dazu, sich in der Anhäufung von Lokalkolorit zu verlieren, und seine Beschreibungen der auf jenem Kontinent nicht nur allgegenwärtigen, sondern meist auch überbordenden Sinnlichkeit würden eher zu den oben genannten einheimischen Autoren passen, aber dennoch verdient dieser Versuch eines Engländers, einen Lateinamerikaner zu mimen, Respekt. Ebenso die von Werner Richter angefertigte deutsche Übersetzung. WALTER KLIER

Nicholas Shakespeare: "Der Obrist und die Tänzerin". Roman. Aus dem Englischen übersetzt von Werner Richter. Rowohlt Verlag, Reinbek 1998. 384 Seiten, geb., 39,80 DM.

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