Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Sehr anregend fand David Motadel die Lektüre der Biografie des Essad Bey von Tom Reiss, die nun in deutscher Übersetzung erschienen ist. Bey, entnimmt der Rezensent dem Buch, war ein in der Weimarer Republik sehr populärer Schriftsteller und Orient-Experte, der sich als türkisch-persischer Prinz ausgab, in Wahrheit aber im kaukasischen Baku als Kind jüdischer Eltern aufgewachsen war. Stilistisch gewandt und sehr kurzweilig zeichnet der amerikanische Autor dessen bewegtes Leben nach, das allerdings schon mit 36 Jahren tragisch endete, und er kann dabei nicht nur mit spektakulären Quellenfunden glänzen, sondern gewährt auch kuriose Einblicke in seine eigene Recherchearbeit, stellt der Rezensent anerkennend fest. Allerdings hätten dem Buch einige Kürzungen gut getan, denn mitunter verliere sich Reiss allzu verliebt in sein Thema und übertreibe es dann mit den Informationen zum historischen Kontext oder mit den anekdotischen Einsprengseln, so Motadel etwas kritisch. Insgesamt aber zeigt er sich von dieser Lebensbeschreibung fasziniert und gefesselt.
© Perlentaucher Medien GmbH
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