Babylon! Die Faszination für das kulturelle und politische Zentrum Mesopotamiens ist bis heute ungebrochen. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war sie besonders stark: Eine Gruppe deutscher Altorientalisten suchte nach dem gemeinsamen Ursprung der Kulturen - und fand ihn in Babylon. Eine antike Weltsicht war für sie der Nukleus, aus dem sich die verschiedenen Kulturen entwickelten. Das Konzept des Panbabylonismus war geboren. Michael Weichenhan zeigt, wie sich darin alte Vorstellungen von der ursprünglichen Religion der Menschheit mit dem durch Ausgrabungen im Zweistromland zugänglich gewordenen Wissen über Alter, Bedeutung und Leistungsfähigkeit der babylonischen Sternenkunde verbanden, und wie in das so entstandene Bild vom Anfang der Kulturgeschichte die Erwartungen der Wilhelminischen Epoche an künftige Entwicklungen von Wissenschaft und Religion projiziert wurden.