Der Parzival Wolframs von Eschenbach - ein Text der auch geschätzte 800 Jahre nach seiner Niederschrift gleichermaßen fasziniert wie Rätsel aufgibt. Besonders die Frage nach der Schuld des Helden gab immer wieder Anlass zu Streitigkeiten. Aber auch der Wolfram eigene Erzählstil, schon vom Zeitgenossen Gottfried als obskur verurteilt und die komplex verwobenen Handlungsstränge irritierten die Leser. Häufig trifft man angesichts der Deutungsschwierigkeiten dabei auf den Begriff des Mythos, im Sinne einer dunklen und mysteriösen Erzählung. Vorliegendes Buch möchte diesen unbefriedigenden Mythosbegriff verändern und zeigen, dass mit Hilfe von Mythostheorien neue Einsichten in bislang ungeklärte Fragen des Parzival gewonnen werden können. Insbesondere die Ideen René Girards zum Sündenbock, aber auch die Philosophien Cassirers, Blumenbergs und Lévi-Strauss` erwiesen sich als aufschlussreich für eine Neuinterpretation des Romans. Ziel des Buches ist auch, den Blick dafür zu schärfen, dass das naturwissenschaftlich geprägte Denken des modernen Lesers historisch bedingt ist. Dieses Buch will daher sowohl für Mediävisten als auch den neugierigen Laien neue Denkanstöße liefern.