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Ob Mrozek die neue Geschäftstüchtigkeit seiner Landsleute nach der Wende auf die Schippe nimmt oder mit der Idee des Vampirkommandos frischen Wind in festgefahrene Abrüstungsverhandlungen bringt, ob er in den allseits beliebten Präsidentengeschichten der Herrschaftsdummheit eins auf die Mütze gibt oder den Allmachtswahn der modernen Medizinmänner aufs Korn nimmt: Vor seinem bissigem Witz gibt es kein Ausweichen. Hat er mit den Geheimnissen des Jenseits bereits das Diesseits entlarvt, so ist auch in Der Perverse nichts so normal, als dass es nicht ins Irreale kippen könnte. 100 Satiren vom…mehr

Produktbeschreibung
Ob Mrozek die neue Geschäftstüchtigkeit seiner Landsleute nach der Wende auf die Schippe nimmt oder mit der Idee des Vampirkommandos frischen Wind in festgefahrene Abrüstungsverhandlungen bringt, ob er in den allseits beliebten Präsidentengeschichten der Herrschaftsdummheit eins auf die Mütze gibt oder den Allmachtswahn der modernen Medizinmänner aufs Korn nimmt: Vor seinem bissigem Witz gibt es kein Ausweichen. Hat er mit den Geheimnissen des Jenseits bereits das Diesseits entlarvt, so ist auch in Der Perverse nichts so normal, als dass es nicht ins Irreale kippen könnte.
100 Satiren vom »Spezialisten des linden Wahns« (FAZ). Aber Vorsicht: Als Bettlektüre ungeeignet zum Einschlafen viel zu kurzweilig!
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Autorenporträt
Slawomir Mrozek wurde am 29. Juni 1930 in Borzecin bei Krakau geboren. Er studierte Architektur, Kunstgeschichte und Orientalistik. In Polen war er zunächst als Karikaturist erfolgreich, bevor er als Schriftsteller in Erscheinung trat. 1957 erschien sein erstes Buch mit satirischen Erzählungen unter dem Titel 'Der Elefant'. Es folgten seine Stücke, mit denen er Weltruhm erlangte. 1963 reiste er mit seiner Frau nach Italien. Später übersiedelte er nach Paris. Er war damals bei der polnischen Regierung noch hoch angesehen und galt als einer der Vorzeige-Intellektuellen. 1968 beantragte er in Paris, als Reaktion auf die Niederschlagung des Prager Frühlings, politisches Asyl. Daraufhin wurden in Polen alle seine Bücher aus Bibliotheken und Buchläden entfernt. Seine Stücke durften nicht mehr aufgeführt werden. Nach zwei Jahren - es hatte inzwischen in der polnischen Funktionärsriege kleinere Umstrukturierungen gegeben - wurden Mrozeks Werke wieder vom Index genommen. Der Autor blieb weiterhin in Paris, unternahm aber viele Auslandsreisen, vor allem nach Südamerika, wo er in Mexiko lange Jahre lebte. Heute wohnt er wieder in Krakau. Mrozeks Werke bleiben in der Schärfe des Blicks auf die Zeit des Stalinismus unübertroffen. Doch gleichzeitig ist sein Werk weit mehr als Stalinismuskritik. Es ist zeitlos, wie jedes echte Kunstwerk. In knappem, unprätentiösem Stil reitet Mrozek seine leisen, aber geharnischten Attacken gegen jede Art von stereotypem Denken, reguliertem Handeln, gegen die Macht und Herrschaft der Bürokratie. Mit Ironie und Spott setzt er sich mit menschlichen Unzulänglichkeiten und Großmannssucht auseinander. Seine Stücke 'Tango', 'Zabawa', 'Striptease' und 'Polizei' wurden weltberühmt - in Deutschland gehören sie sogar zu den meistgespielten Theaterstücken überhaupt. 1972 erhielt der 'polnische Ionesco', wie er zu Beginn seiner Dramatikerlaufbahn genannt wurde, den österreichischen Staatspreis für europäische Literatur, 1987 den Kafka-Preis. Weitere Auszeichnungen: Literaturpreis der Koscielski-Stiftung Genf (1962); Prix de l'humeur noir, Paris (1964); Jahrespreis des Polnischen Schriftstellerverbandes in der Fremde, London (1984); Hitar-Petar-Preis für internationale Literatur, Gabrowo, Bulgarien (1993).
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 16.01.1996

Satire in Schutt und Asche
Der Autor mittendrin: Slawomir Mrozeks polnische Aufräumarbeiten

Slawomir Mrozeks neue Satiren richten ihren Blick auf den Phänotyp der Stunde. Seine Figuren suchen ihr Heil vorwiegend in der Privatwirtschaft: ob als Vampir oder als Import-Export-Manager, als Gastwirt oder als Betreiber eines Pornoladens. Die einst bestimmenden gesellschaftlichen Kräfte haben ausgedient, auch der "Präsident". Mrozeks Lieblingsheld sitzt mit seinen Referenten in der Kneipe und ist höchstens mal wütend, weil während eines Stromausfalls jemand sein Bier ausgetrunken hat. In anderen Geschichten sieht man den Präsidenten als Leiter zäher Beratungen, in denen Maßnahmen gegen den Schneefall beschlossen werden oder Schritte zur Bereitstellung von Kohlensäurereserven für Sodawasser.

Manchmal gelingen Mrozek auch in diesem Buch die finsteren und hinterhältigen Gleichnisse, für die er berühmt ist. So etwa in "Der Maharadscha", der Geschichte von einem indischen Gast, der eines Tages vor den staunenden Bewohnern eines polnischen Städtchens folgende Erklärung abgibt: ",Es gefällt mir bei euch so gut', verkündete er, ,daß ich mein gesamtes Vermögen in Indien samt den Elefanten und den Goldgruben den Waisenkindern vermache. Ich habe selbst die Absicht, für immer bei euch zu bleiben. Ich reiche hiermit ein Gesuch ein, mir irgendeine Stellung und einen, höchstens zwei Hektar Land zuzuteilen, um mich hier anzusiedeln und ab jetzt mit euch arm, aber sauber zu leben und niemals mehr wegzufahren.'"

"Und er blieb", endet die Geschichte. "Zu Anfang krümmte ihm niemand ein Haar, aber zu Allerheiligen verprügelten wir den Schuft. Jetzt warten wir wieder. Vielleicht kommt wieder mal einer aus den fernen Ländern? Aber ein Normaler, keiner, der bei uns bleiben will."

Die Kurz- und Kürzestgeschichten der Jahre 1991 bis 1995 sind bemüht, auf die polnische Gegenwart zu reagieren. Trotzdem wirkt alles an ihnen vertraut. Das liegt wohl an den Mitteln, mit denen der Autor seit mehr als vierzig Jahren und aus zunehmender räumlicher Distanz die Verhältnisse in seinem Land satirisch begleitet hat: reductio ad absurdum, ein von Mrozek souverän beherrschtes und routiniert exekutiertes Verfahren, dessen Pointe den Leser stets mit dem Gefühl entläßt, daß in dieser Welt, mindestens aber in Polen, alle spinnen - ausgenommen der Satiriker, der in Wahrheit ein einsamer Anwalt des gesunden Menschenverstandes ist.

Es war nicht abzusehen, wie Mrozek, der sich stets mit den realen Absurditäten des Ostblocks auseinandergesetzt hat, mit dem Postsozialismus zurechtkommen würde. Sein neues Buch macht deutlich, daß ihn die Wende insgesamt eher kaltgelassen hat. Mag sich für andere die Lage in Osteuropa unübersichtlich darstellen: Mrozeks Polen scheint im Kern ganz das alte. Wie vor fünf, vor fünfzehn oder vor fünfundzwanzig Jahren schnurrt der Meister seine Satiren herunter, nimmt hier die Politiker auf die Schippe, gibt dort dem Klerus eins auf die Mütze, macht sich zwischendurch über die Zauberlehrlinge des Kapitalismus lustig. Der moralische Subtext aller Stories ist, daß es nichts Neues unter der Sonne gibt. Die Systeme, sie kommen und gehen, doch der Satiriker entdeckt allenthalben bloß Dummheit und Opportunismus, Habgier und Gemeinheit. Das mag zwar richtig sein, mußte aber nicht unbedingt an hundert neuen Geschichten erhärtet werden.

Aus der Beobachtung der sozialistischen Gesellschaft hatte Mrozek das Absurde als Substanz seiner Satire gewonnen. Seine Methode ist mit dem Sozialismus gealtert und hat sich irgendwann überlebt: Die neuen Verhältnisse drohen das Absurde selbst ad absurdum zu führen. Und was die satirische Einsicht in Funktionsweisen totalitärer Systeme angeht, so wird auch diese inzwischen von den Tatsachen überboten.

Welche Erkenntnis verschafft uns Mrozek im Vergleich etwa zu den Materialien der Enquête-Kommission zur Aufarbeitung von Geschichte und Folgen der SED-Diktatur in Deutschland? Seine Texte mögen amüsanter sein, aber sie sind leider oft nicht amüsant genug. Wie lustig ist es dann, wenn in "Freie Konkurrenz" jemand auf Geheiß des örtlichen Propstes einen "Pfarrhaus-Sex-Shop einrichtet, in den natürlich keiner geht? Oder wenn in "Exorzismen" ein Gemeindehaus vom Bischof mit Weihwasser besprengt wird, um es von den kommunistischen Miasmen zu reinigen", worauf das Gebäude selbst in Schutt und Asche sinkt. Nein, man muß sogar befürchten, daß die Satire vom alten Schlag unter diesem Schutt, unter dieser Asche mitbegraben liegt. CHRISTOPH BARTMANN

Slawomir Mrozek: "Der Perverse und andere Geschichten". Aus dem Polnischen übersetzt von Christa Vogel. Diogenes Verlag, Zürich 1995. 261 Seiten, geb., 39,- DM.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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"One of the most brilliant contemporary satirists. By the way, isn't it the turn of a European this year in Stockholm?"(Die Presse)
"A brilliant satirical story-teller, not only in the context of Polish postwar literature, which has its fair share of satirists anyway, but also on an international level."(Frankfurter Rundschau)
»Der führende polnische Gegenwartsklassiker.« Gerhard W. Appeltauer / Deutsche Welle Deutsche Welle
»Der führende polnische Gegenwartsklassiker.« Gerhard W. Appeltauer / Deutsche Welle Deutsche Welle"One of the most brilliant contemporary satirists. By the way, isn't it the turn of a European this year in Stockholm?"(Die Presse)
"A brilliant satirical story-teller, not only in the context of Polish postwar literature, which has its fair share of satirists anyway, but also on an international level."(Frankfurter Rundschau)