In diesem Band sind bisher unveröffentlichte Schriften zusammengestellt, die vor und nachdem Erscheinen von Südkurier und Nachtflug entstanden sind.
Im ersten Teil befinden sich Texte aus den 20er Jahren, die aus der Entstehungszeit der ersten zwei veröffentlichten Werke stammen. Es handelt sich um Fragmente und Dokumente, aber auch um Briefe an enge Freunde, in denen Saint-Exupéry über die Entstehung der zwei Werke und über die Gedanken, die ihn beschäftigen, berichtet.
Im zweiten Teil werden drei abgeschlossene Texte versammelt. Sie wurden in den 30er Jahren, nach dem Erscheinen von Südkurier und Nachtflug geschrieben und schufen die Basis für die Entstehung von Wind, Sand und Sterne und Flug nach Arras.
Gerade in diesem Teil sind die Sätze nicht immer vollendet. Aber in diesen Texten fließen Erinnerung und Phantasie zusammen. Zur Sprache kommt der "Erinnerungskünstler" und "Sternenpilger", wie ihn Freunde und seine Mutter nannten.
Seine spirituelle Suche nach dem Sinn der Dinge, der Sprache und des Lebens, seine Fragen zum Menschein sind die eigentlichen Themen dieser Schriften.
Im ersten Teil befinden sich Texte aus den 20er Jahren, die aus der Entstehungszeit der ersten zwei veröffentlichten Werke stammen. Es handelt sich um Fragmente und Dokumente, aber auch um Briefe an enge Freunde, in denen Saint-Exupéry über die Entstehung der zwei Werke und über die Gedanken, die ihn beschäftigen, berichtet.
Im zweiten Teil werden drei abgeschlossene Texte versammelt. Sie wurden in den 30er Jahren, nach dem Erscheinen von Südkurier und Nachtflug geschrieben und schufen die Basis für die Entstehung von Wind, Sand und Sterne und Flug nach Arras.
Gerade in diesem Teil sind die Sätze nicht immer vollendet. Aber in diesen Texten fließen Erinnerung und Phantasie zusammen. Zur Sprache kommt der "Erinnerungskünstler" und "Sternenpilger", wie ihn Freunde und seine Mutter nannten.
Seine spirituelle Suche nach dem Sinn der Dinge, der Sprache und des Lebens, seine Fragen zum Menschein sind die eigentlichen Themen dieser Schriften.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 24.07.2009Komischer Planet
Unveröffentlichtes von Antoine de Saint-Exupéry
Seines "heroischen Charakters" wegen, prophezeite André Gide lange vor Erscheinen des "Kleinen Prinzen", werde das Publikum Antoine de Saint-Exupéry lieben. Dass der 1944 bei einem Aufklärungsflug abgeschossene Pilot und Schriftsteller auch heroisch und viel liebte, ist aus Briefen längst bekannt. Jetzt gibt es neue Liebesbriefrhetorik, und die klingt auf Deutsch dann so: "Kommst Du zu nahe an mein Bett, packe ich Dich mit beiden Armen und schüttele Dich wie einen Baum und zwinge Dich, Deine Früchte herzugeben." Natalie Paley, ihrerzeit heiß umworbene Romanow, ist hier die Adressatin.
Zwar pflückte der Don Juan der Lüfte ihre Früchte wohl nicht sehr lange - denn es kam wie vorhergesehen: "Natürlich werde ich Dir wehtun. Natürlich wirst Du mir wehtun." Aber ohne weiblichen Fixpunkt ging es eben nicht: "Ich flehe Sie an: Schließen Sie mich in die Arme beim Wiedersehen. Wiegen Sie mich. Beruhigen Sie mich." Sieben Briefe - oder soll man sagen: Beschwörungen? - sind aus dieser kurzen Liaison zu lesen. Dann schwieg die Dame offenbar, was Saint-Exupéry traurig quittiert: "Komischer Planet, komische Probleme, komische Sprache." Gibt es treffendere Lebenskommentare?
Die eigentliche Attraktion dieses ersten von zwei neuen, im Düsseldorfer Karl Rauch Verlag erschienenen Saint-Exupéry-Bändchen ist aber - neben weiteren Liebesbriefen an die ehemalige Verlobte Louise de Vilmorin - die frühe Erzählung "Manon, Tänzerin". Schon 2006, als man sie in Frankreich neben anderen noch unveröffentlichten Manuskripten entdeckte, horchte man auf - wie immer, wenn es Neues vom Postfliegerprinzen gab, vermeintliche Bruchstücke seiner Maschine oder eben Schriften. Jetzt liegt diese stille, unbehauene Erzählung des Mittzwanzigers - die erste, die er selbst als veröffentlichungswürdig befand - in deutscher Übersetzung vor. Damals versank die leichte, kecke Dame mitsamt ihrer leisen Sehnsucht wieder in den Schubladen. Literarisches Strandgut also, aber von den Wassern der Zeit wenig rund geschliffen - gerade das hat Charme.
Ein zweiter Band enthält weitere Fragmente aus den zwanziger und dreißiger Jahren - Fingerübungen etwa zu "Südkurier" sowie poetologische Schriften, mit denen sich der Autor etwa gegen den Vorwurf verteidigte, er habe auf ungesunde Weise Literatur und Beruf vermischt. Nichts aber reicht an die Ernte der Liebesbriefe heran. Höchstens seine tollkühne Behauptung, es verschwinde, wenn große Liebe ihn polarisiere, "der ganze Mann". Wohin? Wird es einem in Saint-Exupérys Gedankenhäusern zu verworren, möge man seine Bitte an einen Kritiker beherzigen: "Wären Sie so nett, zwischen den Zeilen zu lesen?"
ANJA HIRSCH
Antoine de Saint-Exupéry: "Manon, Tänzerin". Eine Erzählung und 13 Liebesbriefe. Herausgegeben von Alban Cerisier und Delphine Lacroix. Aus dem Französischen von Annette Lallemand. Karl Rauch Verlag, Düsseldorf 2009. 107 S., br., 9,90 [Euro].
Antoine de Saint-Exupéry: "Der Pilot und der Mensch". Man reist nicht im All, sondern in sich selbst. Herausgegeben von Alban Cerisier. Aus dem Französischen von Annette Lallemand. Karl Rauch Verlag, Düsseldorf 2009. 157 S., br., 14,90 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Unveröffentlichtes von Antoine de Saint-Exupéry
Seines "heroischen Charakters" wegen, prophezeite André Gide lange vor Erscheinen des "Kleinen Prinzen", werde das Publikum Antoine de Saint-Exupéry lieben. Dass der 1944 bei einem Aufklärungsflug abgeschossene Pilot und Schriftsteller auch heroisch und viel liebte, ist aus Briefen längst bekannt. Jetzt gibt es neue Liebesbriefrhetorik, und die klingt auf Deutsch dann so: "Kommst Du zu nahe an mein Bett, packe ich Dich mit beiden Armen und schüttele Dich wie einen Baum und zwinge Dich, Deine Früchte herzugeben." Natalie Paley, ihrerzeit heiß umworbene Romanow, ist hier die Adressatin.
Zwar pflückte der Don Juan der Lüfte ihre Früchte wohl nicht sehr lange - denn es kam wie vorhergesehen: "Natürlich werde ich Dir wehtun. Natürlich wirst Du mir wehtun." Aber ohne weiblichen Fixpunkt ging es eben nicht: "Ich flehe Sie an: Schließen Sie mich in die Arme beim Wiedersehen. Wiegen Sie mich. Beruhigen Sie mich." Sieben Briefe - oder soll man sagen: Beschwörungen? - sind aus dieser kurzen Liaison zu lesen. Dann schwieg die Dame offenbar, was Saint-Exupéry traurig quittiert: "Komischer Planet, komische Probleme, komische Sprache." Gibt es treffendere Lebenskommentare?
Die eigentliche Attraktion dieses ersten von zwei neuen, im Düsseldorfer Karl Rauch Verlag erschienenen Saint-Exupéry-Bändchen ist aber - neben weiteren Liebesbriefen an die ehemalige Verlobte Louise de Vilmorin - die frühe Erzählung "Manon, Tänzerin". Schon 2006, als man sie in Frankreich neben anderen noch unveröffentlichten Manuskripten entdeckte, horchte man auf - wie immer, wenn es Neues vom Postfliegerprinzen gab, vermeintliche Bruchstücke seiner Maschine oder eben Schriften. Jetzt liegt diese stille, unbehauene Erzählung des Mittzwanzigers - die erste, die er selbst als veröffentlichungswürdig befand - in deutscher Übersetzung vor. Damals versank die leichte, kecke Dame mitsamt ihrer leisen Sehnsucht wieder in den Schubladen. Literarisches Strandgut also, aber von den Wassern der Zeit wenig rund geschliffen - gerade das hat Charme.
Ein zweiter Band enthält weitere Fragmente aus den zwanziger und dreißiger Jahren - Fingerübungen etwa zu "Südkurier" sowie poetologische Schriften, mit denen sich der Autor etwa gegen den Vorwurf verteidigte, er habe auf ungesunde Weise Literatur und Beruf vermischt. Nichts aber reicht an die Ernte der Liebesbriefe heran. Höchstens seine tollkühne Behauptung, es verschwinde, wenn große Liebe ihn polarisiere, "der ganze Mann". Wohin? Wird es einem in Saint-Exupérys Gedankenhäusern zu verworren, möge man seine Bitte an einen Kritiker beherzigen: "Wären Sie so nett, zwischen den Zeilen zu lesen?"
ANJA HIRSCH
Antoine de Saint-Exupéry: "Manon, Tänzerin". Eine Erzählung und 13 Liebesbriefe. Herausgegeben von Alban Cerisier und Delphine Lacroix. Aus dem Französischen von Annette Lallemand. Karl Rauch Verlag, Düsseldorf 2009. 107 S., br., 9,90 [Euro].
Antoine de Saint-Exupéry: "Der Pilot und der Mensch". Man reist nicht im All, sondern in sich selbst. Herausgegeben von Alban Cerisier. Aus dem Französischen von Annette Lallemand. Karl Rauch Verlag, Düsseldorf 2009. 157 S., br., 14,90 [Euro].
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