Carl Friedrich Julius Pintsch ist wahrscheinlich den meisten unbekannt. Und doch: Ohne ihn gäbe es weder bequeme Eisenbahnreisen noch sichere Schifffahrten. Der in Berlin am 06.01.1815 geborene Sohn eines aus dem Spreewald stammenden Bollenhändlers – wie die „Gemüsefritzen“ damals genannt wurden, vor allem, wenn sie Zwiebeln verkauften – wollte alles werden, nur nicht Verkaufsknecht und wurde Handwerker, Klempner. Nicht wegen des Goldenen Bodens, sondern seiner gesicherten Zukunft wegen, weshalb er das damals gefragteste Handwerk von der Pike auf erlernte. Neben seiner Arbeit in der Berliner Laternenfabrik Koeppen & Wenke eröffnete er eine Werkstatt, in der er englische Gaszähler reparierte, was er bald aus dem efef beherrschte. Er konstruierte einen eigenen Gasmesser, der so gut durchdacht war, dass er von der Berliner Stadtverwaltung den Auftrag erhielt, fünfzig davon herzustellen. Da sich seine Geräte in der Praxis bewährten, orderten bald auch neue Kunden seinen Gaszähler. Mit der Zeit reichte seine Krauterwerkstatt nicht mehr aus, den Bedarf zu decken. Er musste seine Werkstatt vergrößern und verlegen und konnte seine Produktionspalette erhebliche erweitern. In seinem Werk wurde die erste brauchbare Gasbeleuchtung für Züge entwickelt. Nun durften Eisenbahnen auch nachts unterwegs sein. Gemeinsam mit seinen Söhnen fand er eine Lösung, Schiffswege mit gasbetriebenen Leuchtfeuern zu markieren. So wurde es jetzt möglich, jederzeit von Petersburg aus den vorgelagerten Kriegshafen Kronstadt zu erreichen und den Suezkanal ganztägig zu befahren. Als er am 20. Januar 1884 starb, war sein Unternehmen weltweiter Marktführer für Zugbeleuchtung und Seezeichen mit Lichtquelle auf Gasbasis. Das Kaiserreich ehrte den zu Lebzeiten schon hoch Dekorierten, indem im Berliner Stadtbezirk Friedrichshain am 15. August 1898 eine Straße nach ihm benannt wurde. Weshalb auf der Erläuterungstafel bis heute heute ein falsches Geburtsjahr – 1816 – angegeben wird, war jedoch nicht zu ermitteln.