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Unsere Kinder sind besser als ihr Ruf. Wie Eltern und Schule Potentiale finden können
Dieses Buch will bewusst gegen den Strich bürsten, denn die PISA-Studien werden seit ihrer Veröffentlichung in einem Maße missbraucht, dass dies die eigentliche Katastrophe des deutschen Bildungswesens zu werden droht. Vor allem gilt es, die Jugend zu verteidigen, wenn ihr Können shon zu Hause schlecht geredet wird. Kinder und Jugendliche brauchen Ermutigung, man kann sie bei ihrem Ehrgeiz packen, aber sie haben das Herumnörgeln an ihrer vermeintlichen Minderwertigkeit satt.
"... die Pisa-Diskussionen
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Produktbeschreibung
Unsere Kinder sind besser als ihr Ruf. Wie Eltern und Schule Potentiale finden können

Dieses Buch will bewusst gegen den Strich bürsten, denn die PISA-Studien werden seit ihrer Veröffentlichung in einem Maße missbraucht, dass dies die eigentliche Katastrophe des deutschen Bildungswesens zu werden droht. Vor allem gilt es, die Jugend zu verteidigen, wenn ihr Können shon zu Hause schlecht geredet wird. Kinder und Jugendliche brauchen Ermutigung, man kann sie bei ihrem Ehrgeiz packen, aber sie haben das Herumnörgeln an ihrer vermeintlichen Minderwertigkeit satt.

"... die Pisa-Diskussionen bergen einige Gefahren, die Josef Kraus, bodenständig und polemisch wie immer, in seinem Buch beschreibt. (...) Gegen die Leistungsvergleiche zu Felde zu ziehen ist nicht seine Absicht, vielmehr geht es ihm darum, die Legendenbildungen um Gesamt-, Einheits-, Gemeinschafts-, Alternativ- und Ganztagsschulen zu entzaubern und die Ergebnisse der schulisch angeblich so vorbildlichen Finnen ebenso zu relativieren wie die Resultate der Asiaten."
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 04.06.3005
Autorenporträt
Josef Kraus, geboren 1949, ist seit 1987 Präsident des Deutschen Lehrerverbandes (DL). Nach Studium und Referendariat des gymnasialen Lehramts in den Fächern Deutsch und Sport und dem Diplom in Psychologie arbeitete er fünfzehn Jahre lang als Gymnasiallehrer in Landshut und als Schulpsychologe für den Regierungsbezirk Niederbayern. 1995 wurde er Oberstudiendirektor eines bayerischen Gymnasiums, das er bis heute leitet. Josef Kraus ist Mitglied im Beirat für Fragen der Inneren Führung des Bundesministers der Verteidigung; drei Jahre lang war er Beisitzer in der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien. 2009 wurde er für sein bildungspolitisches Engagement mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.06.2005

Zwischen Täuschung und Taumel
Die Pisa-Debatte und ihre Folgen für die schulpolitische Wirklichkeit in Deutschland

Josef Kraus: Der Pisa-Schwindel. Unsere Kinder sind besser als ihr Ruf. Signum Verlag, Wien 2005, 16,90 [Euro].

"In der deutschen Schulpolitik geht seit eh und je die Angst vor der Wahrheit um", schreibt Josef Kraus - bayerischer Schulleiter und Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, in seinem neuen Buch "Der Pisa-Schwindel". Tatsächlich gab es keine westliche Industrienation mit einem so niedrigen Stand der pädagogischen Diagnostik wie die Bundesrepublik. Die bildungspolitische Debatte hat sich deshalb eher an medienwirksamen Klischees orientiert als an Fakten. Das hat sich seit der ersten internationalen Vergleichsstudie Pisa gründlich geändert. Doch die Pisa-Diskussionen bergen eigene Gefahren, die Josef Kraus, bodenständig und polemisch wie immer, in seinem Buch beschreibt, das in den nächsten Tagen in den Buchhandel gelangt.

Gegen die Leistungsvergleiche zu Felde zu ziehen ist nicht seine Absicht, vielmehr geht es ihm darum, die Legendenbildungen um Gesamt-, Einheits-, Gemeinschafts-, Alternativ- und Ganztagsschulen zu entzaubern und die Ergebnisse der schulisch angeblich so vorbildlichen Finnen ebenso zu relativieren wie die Resultate der Asiaten. Angesichts der verheißenen Lösungen des Pisa-Debakels etwa durch Ganztagsschulen fordert Kraus mehr Realismus. Ganztagsbetreuung könne gegenüber außerschulischen Erfahrungen in Jugendarbeit, Vereinen, Musik- und Sportunterricht immer nur die zweitbeste Lösung sein. Vor allem forderten Ganztagsschulen ein realistisches Finanzierungskonzept, sie kosten etwa 30 Prozent mehr als reguläre Halbtagsschulen. Berufen kann sich Kraus dafür auf das Gutachten des Frankfurter Bildungsforschers Eckhard Klieme vom Deutschen Institut für Internationale Pädagogische Forschung (DIPF). Ganztagsorganisation bleibt laut Klieme ohne Wirkung auf das Leistungsniveau der Schulen.

Mit der gebotenen Nüchternheit betrachtet der Autor auch die Ergebnisse des Pisa-Siegers Finnland und verweist auf die historischen Zusammenhänge (russische Fremdherrschaft, Entwicklung des Nationalbewußtseins) und auf die Zusammensetzung der Schülerpopulation. Dabei bietet er ein wichtiges Detail, was sich in der deutschen Auswertung der Pisa-Studie nicht findet: Obwohl sich in finnischen Schulen nur 1,2 Prozent Ausländer finden und fast alle im Großraum Helsinki zur Schule gehen (in Deutschland liegt der Anteil der Kinder mit ausländischen Eltern bei 15,2 Prozent), gelingt es offensichtlich nicht, die finnischen Migrantenkinder so zu integrieren, daß sie durchschnittliche Ergebnisse erreichen. Im OECD-Durchschnitt liegt der Rückstand ausländischer Schüler bei 36 Punkten hinter dem jeweiligen Landeswert, also bei einem Schuljahr, finnische Migrantenkinder weisen einen Rückstand von 68 Punkten hinter dem finnischen Pisa-Wert auf. Deutschland liegt mit 40 Punkten Migrantenrückstand im OECD-Durchschnitt.

Warnend äußert sich Kraus zum japanischen Schulsystem, das auf gewaltigem Lerndruck, mechanischem Pauken und einer weiterverbreiteten Prüfungsangst beruhe. Ein erheblicher Erfolgsfaktor in Japan sei das teure Nachhilfesystem, meint Kraus. Vor allem aber werde das Stoffgebiet nie aufgegeben, sondern in nahezu allen Klassen in einzelnen Stunden mit reduzierter Intensität wiederholt. Kontinuität und Wiederholung müßten auch in deutschen Schulen mehr Raum haben, außerdem solle auch hierzulande Schule anstrengend sein dürfen. Zentrale Prüfungen hält Kraus für ebenso unerläßlich wie ein gegliedertes Schulwesen, das sich als kindgerechter und vernünftiger erweise. Seine Wirkung, so heißt es in den schulpolitischen Schlußfolgerungen des Autors, entfalte das gegliederte Schulsystem erst dann, wenn es verbindliche Lehrpläne mit einem inhaltlichen Kernbereich, ein transparentes Leistungsprinzip mit einer frühen Differenzierung nach der vierten Grundschulklasse sowie anspruchsvolle Abschlußprüfungen gebe. Weil das sogenannte Duale System in Deutschland für eine vergleichsweise niedrige Arbeitslosigkeit unter Jugendlichen sorgt, läßt Kraus das berufliche Schulwesen nicht außer acht. Für viele Schüler erweise sich die Mischung von Schule und Ausbildung im Betrieb als Vorteil - um so verärgerter reagiert Kraus auf die Diffamierung der Hauptschulen, aber auch auf die deutsche Lust am Schlechtreden. Mit ihrem Nationalcharakter erwiesen sich die Deutschen abermals als Volk zwischen manisch-depressivem und manisch-progressivem Irresein, hyperkinetischer Reformitis und Logorrhöe, Zwangsneurose und pädagogischer Pyrotechnik.

HEIKE SCHMOLL

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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Josef Kraus' "Rumpelstilzchen-Gepolter" gegen die PISA-Studie lässt Christine Brinck kopfschüttelnd zurück. Schon im Untertitel "Unsere Kinder sind besser als ihr Ruf" entdeckt sie die erste Ungenauigkeit, schließlich gehe es nicht um die Qualität der Kinder, sondern um die der Schulen. Fast empört ist die Rezensentin darüber, dass Kraus in seiner Verteidigung des hiesigen Schulsystems die Ausländerkinder herausrechnet. Die Niederländer tun das ja auch nicht, meint Brinck, und schneiden im Vergleich trotzdem besser ab. "Stammtischmäßig leicht" mache es sich Kraus, seit 1987 Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, wenn er die Daten aus den Tests mit einer Handbewegung abtut, auf der Unvergleichbarkeit der Ergebnisse besteht und gegen "Endlos-Zahlenkolonnen" wettert, um im gleichen Atemzug ausgiebig Statistiken zu zitieren, die ihm zupass kommen. Zum in Deutschland besonders deutlichen Zusammenhang zwischen Leistung und sozialer Herkunft der Schüler findet Brinck in dem Band zu ihrem Missfallen gar nichts. Nur einmal gibt sie Kraus recht: wenn er den Finnland-Tourismus der deutschen Pädagogen kritisiert. Da wäre ein Besuch im demographisch ähnlicheren England angebrachter, wie auch die Rezensentin meint.

© Perlentaucher Medien GmbH