Über die Charaktere
Wie bei eigentlich allem in diesem Buch bin ich, was die Charaktere angeht, zwiegespalten. Der siebzehnjährige Jegor ist der eigentliche Protagonist des Buchs und, wie die meisten Teenager, hat auch er einen gewissen Hang zur Rebellion und eine Sehnsucht nach Abenteuer, die
seinen Charakter ausmacht. Im Grunde war er mir sympathisch und bis zu einem gewissen Grad konnte ich…mehrÜber die Charaktere
Wie bei eigentlich allem in diesem Buch bin ich, was die Charaktere angeht, zwiegespalten. Der siebzehnjährige Jegor ist der eigentliche Protagonist des Buchs und, wie die meisten Teenager, hat auch er einen gewissen Hang zur Rebellion und eine Sehnsucht nach Abenteuer, die seinen Charakter ausmacht. Im Grunde war er mir sympathisch und bis zu einem gewissen Grad konnte ich mich gut in ihn hineinversetzen, aber leider hat mir bei ihm, wie auch bei den meisten anderen einfach eine gewisse Tiefe gefehlt. Seine Mutter war eine der interessantesten Charaktere, besonders aufgrund ihrer Gabe, die sie zu einer Seherin macht. Dieser mystische Touch hat mir sehr gut gefallen und die Geschichte nochmal aufgewertet. Doch auch sein Stiefvater, der eigentlich eher als Bösewicht dargestellt wurde, hat meine Aufmerksamkeit erregt, da seine Geschichte über die Kapitel hinweg einen wirklich spannenden Verlauf annimmt und auf eine düstere und traurige Art faszinierend ist.
Über die Idee
Von Dmitry Glukhovsky bin ich gute Ideen gewohnt, weshalb ich auch nicht überrascht war, dass diese sich als wirklich beeindruckend herausgestellt hat. Der vergangene Krieg hat nicht nur Trauer und Schmerz hinterlassen, sondern auch eine sogenannte Todeszone, die die Leute in ihr zu Monstern macht. Angeblich seien diese von Satan besessen und können einen infizieren, wenn man ihren Worten lauscht. Daraus entstand ein wahnsinnig interessanter Kult an Priestern, die sich selbst das Gehör genommen haben, um den Versuch zu wagen, diese Menschen zu heilen. Deutlich weniger beeindruckend ist leider der Mangel an Leidenschaft und Detail, mit der der Autor diese Idee zu Papier gebracht hat. Mir kam es so vor, als hätte der Autor dieses Buch weniger aus Begeisterung und vielmehr aus Notwendigkeit geschrieben, was eine Menge verschwendetes Potential zur Folge hat.
Über den Schreibstil
Auch der Schreibstil konnte mich leider nicht ganz überzeugen. Die vielen POV-Wechsel haben mir Schwierigkeiten bereitet, dem Geschehen zu folgen und – trotz der durchaus vorhandenen Spannung – den Lesefluss oft unterbrochen. Auch hier fehlt mir die Tiefe und die Leidenschaft des Autors. Ehrlich gesagt haben mich einige der Handlungsstränge ziemlich enttäuscht, da sie sich förmlich ins nichts auflösen und gegen Ende plötzlich in einem einzigen Nebensatz beiläufig erklärt werden. Nach Abschluss des Buchs blieben einfach zu viele Möglichkeiten ungenutzt und so viele Mysterien wurden nicht geklärt oder endeten in lieblosen Auflösungen, die ihnen einfach nicht gerecht wurden. Das fan ich ziemlich schade.
Mein Fazit
Mit „Outpost – Der Posten“ hat der Autor eine Geschichte geschaffen, die so groß werden könnte, die seine „Metro“ Trilogie, aber leider hat er sich mit der Ausarbeitung selbst ins Bein geschossen. Trotz der vergleichsweise enttäuschenden Leistung ist der Roman immer noch sehr lesenswert und bietet durchaus eine spannende und grandiose Handlung. Es fehlt nur eine Tiefe im Detail, die sowohl die Leser, als auch das Buch an sich meiner Meinung nach verdient hätten. Letztendlich ist nichts so traurig wie verschwendetes Potenzial.