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Der 640-seitige Bildband "Der Pott - Industriekultur im Ruhrgebiet" ist eine faszinierende Bestandsaufnahme des größten Ballungsgebiets Deutschlands und eines der größten Europas. Über 200 Jahre lang von Kohle, Eisen und Stahl geprägt, beeindrucken die stummen Zeugen und zahlreichen Denkmäler aus dieser Epoche noch heute. Der Architekturfotograf Achim Bednorz, der seit über 25 Jahren für internationale Verlage arbeitet und dessen Werke exklusiv in mehr als 40 Büchern publiziert worden sind, hat 2019 die bedeutendsten und markantesten Industrieanlagen, Gebäude und Verkehrswege dieser Region…mehr

Produktbeschreibung
Der 640-seitige Bildband "Der Pott - Industriekultur im Ruhrgebiet" ist eine faszinierende Bestandsaufnahme des größten Ballungsgebiets Deutschlands und eines der größten Europas. Über 200 Jahre lang von Kohle, Eisen und Stahl geprägt, beeindrucken die stummen Zeugen und zahlreichen Denkmäler aus dieser Epoche noch heute. Der Architekturfotograf Achim Bednorz, der seit über 25 Jahren für internationale Verlage arbeitet und dessen Werke exklusiv in mehr als 40 Büchern publiziert worden sind, hat 2019 die bedeutendsten und markantesten Industrieanlagen, Gebäude und Verkehrswege dieser Region abgelichtet. Einige von ihnen erzählen auch über die Gegenwart und werfen ein Licht auf die Zukunft des Ruhrgebiets.

Die 463 Fotos beeindrucken durch ihre klare, schnörkellose Sprache und die Wucht der Geschichte, die jedes einzelne Bild einfängt. Dabei verharren sie aber nicht in melancholischen Erinnerungen. Vielmehr atmen sie voller Respekt den stolzen Alltag vergangener Jahrzehnte und signalisieren:
Hier ist eine lebendige Region mit ungeheurem Potenzial. Die Vielfalt der Motive, die Einzigartigkeit jedes einzelnen Objekts und die facettenreichen Stimmungen, die Bednorz in seinen Bildern zum Ausdruck bringt, machen das Buch zu einer intensiven Zeitreise durch eine industriehistorisch einzigartige Region. Der Kunsthistoriker und Denkmalexperte Walter Buschmann ergänzt das Visuelle mit kompakten fachlichen Informationen. Zudem gibt er in achtzehn Insets weitere technische Erläuterungen, etwa über das Bergwerk, den Hochofen oder die Stahlerzeugung. Der internationalen Bedeutung des Ruhrgebiets angemessen sind die Texte auf Deutsch, Englisch und Französisch verfasst.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 24.11.2020

Als Größe noch kein Fluch war
Es war ja alles immer zu groß. Für die Menschen ohnehin, aber auch für die Umwelt. Hochöfen, Koksöfen, Fördertürme, Viadukte, Schleusen, Stahlfachwerkbrücken, Maschinenhallen, Gebläsehallen, Stranggusshallen. Noch die Schalter und Regler verlangten Titanenhände. Filigran wirken einzig die Drahtkörbe für die Kleidung der Bergleute, und auch diese hingen in Kauen mit kathedralenhohen Decken. Jetzt liegt das steinerne, stählerne Zeug herum, und die Menschen von Ahlen bis Kamp-Lintfort leben mit den Monumenten der Hephaistos-Ära wie die Römer mit dem Kolosseum. Unsere große Zeit, zweifellos. Aber was damit anfangen? Der Trick des gewaltigen dreisprachigen Bildbandes „Der Pott – Industriekultur im Ruhrgebiet“ besteht darin, dass sich der Fotograf Achim Bednorz und der Autor Walter Buschmann diese Frage erst gar nicht stellen. Sie interessieren sich nicht für Strukturwandel, Ewigkeitslasten, unterhöhlte Landschaften. Manche Orte sind um bis zu 30 Meter abgesackt, seit die Ruhr 1780 schiffbar wurde. Bednorz’ Bilder hingegen zeigen die Stätten der Schwerindustrie in einem Zustand idealen Alterns, fast ohne Menschen, ohne Müll, ohne Fahrzeuge, ohne, sprechen wir es aus, Leben. So kann eine Baugeschichte in XXL hervortreten, von der Festungsarchitektur über die Neugotik bis zur Moderne. Mit der Begeisterung von Archäologen folgen Bednorz und Buschmann dem Rhythmus einer Turbinenreihe und preisen die Vorzüge des Thomas-Konverters. Die Hochöfen waren Orte, in denen das Innere der Erde nach außen trat, funkensprühend und scheinbar beherrschbar (Abb.: Roheisen in Duisburg). In dieser Welt war Größe noch kein Fluch, aber am Ende auch keine Rettung. Ob Silicon Valley ähnlich charismatische Ruinen hinterlässt, ist offen.
ZRI
Achim Bednorz und Walter
Buschmann:
Der Pott– Industriekultur im Ruhrgebiet. 640 Seiten.
Könemann-Verlag,
Köln 2020.
39,95 Euro
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Rezensent Andreas Rossmann würde so gern ein neues Standardwerk über den "Pott" annoncieren, aber dafür reicht es leider nicht ganz. Das heißt allerdings nicht, dass der Kritiker nicht viel Freude an diesem Band hat: Viele der Motive des Fotografen Achim Bednorz hat er natürlich schon gesehen, dennoch betrachtet er gern einmal mehr die Aufnahmen von Hüttenwerken, Fördertürmen, Kokereien und Kraftzentralen. Vor allem aber besticht der Band den Rezensenten durch die Texte des Architekturhistorikers Walter Buschmann: Hier lernt Rossmann in angenehm nüchternen Texten, wie Anlagen und Apparate funktionieren und wie Prozesse  ablaufen. Dass die Essener Zeche Zollverein einen großen Teil des Bandes einnimmt, stört den Kritiker nicht. Allerdings fehlen ihm neben einigen Informationen zum Oberhausener Gasometer ganze Standorte wie Recklinghausen oder Marl auf der Ruhrgebietskarte. Trotzdem kann er das Buch guten Gewissens empfehlen.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.12.2020

Die Schönheit des Scheibengasbehälters
Knapp vorbei am Standardwerk: Achim Bednorz und Walter Buschmann würdigen die Industriearchitektur des Ruhrgebiets

Ein Buch von Gewicht: opulentes Format, mehr als sechshundert Seiten, über vierhundert Fotos, dazu historische Ansichten, Karten, Schautafeln, Pläne, Grundrisse, viereinhalb Kilo. Das dürfte im Genre Ruhrgebietsband (und deren Erzeugnisse haben noch nie an Magersucht gelitten) Rekord sein. Die Zeiten sind danach: Das Auslaufen des Steinkohlebergbaus zum Jahresende 2018, als mit Prosper Haniel in Bottrop die letzte Zeche geschlossen wurde, gibt Anlass, zurückzublicken und die große, bildmächtige Vergangenheit festzuhalten.

Die Autoren, der Fotograf Achim Bednorz und der Architekturhistoriker Walter Buschmann, haben sich ins Zeug gelegt. Das Frontispiz zeigt sie in Arbeitskleidung, blaue Montur, gelber Helm. Schmutzig haben sie sich nicht gemacht. Das Ruhrgebiet vermittelt auf den Aufnahmen einen aufgeräumten Eindruck und sieht aus, als wäre gerade jemand mit Besen und Wischmopp durchgegangen, um einmal mehr zu beweisen, dass Willy Brandts Forderung von 1961 wahr geworden ist: "Der Himmel über der Ruhr muss wieder blau werden."

Industriekultur, das meint hier die baulichen Zeugnisse des Zeitalters von Kohle und Stahl, Berg- und Hüttenwerke, Fördertürme und Hochöfen, Kokereien und Kraftzentralen, Brücken, Schleusen, Häfen, Kanäle, Trassen und Bahnhöfe, nicht dagegen immaterielle Werke (wie das Steigerlied, das Unesco-Weltkulturerbe werden soll); vielmehr Bauwerke, die, von ihrer Funktion entlastet, damit auch frei geworden sind für einen neuen Blick, für die Wahrnehmung ihrer ästhetischen Qualität, ihrer anderen Schönheit. Unvermutet kann sie sich mitteilen, Achim Bednorz hat ein Auge dafür: etwa für das Mauerwerk der Zeche Nordstern in Gelsenkirchen, einen 1926 errichteten Stahlfachwerkbau von Fritz Schupp und Martin Kremmer, dessen Ziegel in vielen Rottönen leuchten.

Was das Buch heraushebt, sind aber nicht die eindrucksvollen Fotos - das Ruhrgebiet ist schon seit hundert Jahren ein Eldorado für Bildreporter -, sondern dass sie von Texten begleitet werden, die erläutern, was in den Gehäusen und Geräten, Apparaten und Anlagen vor sich ging, wie sie zusammenhängen und funktionieren: Grubenfeld und Untertagebau, Hängebank und Wagenumlauf, Kaue und Lohnhalle, Scheibengasbehälter und Pumpspeicherkraftwerk, Verfahren der Stahlerzeugung, Schmieden und Walzen - Walter Buschmann beschreibt Arbeitsweisen und Konstruktionen knapp, sachlich und mit der Anteilnahme des Industriedenkmalpflegers: "leider abgebrochen", "leider nicht erhalten", "leider stark verändert". Allein die Zeche Rheinpreußen 4 in Moers bringt es auf drei Verlustanzeigen.

Der Pott, lange ein despektierliches Synonym für das Ruhrgebiet, das ihm von außen aufgedrückt wurde, ist geographisch nicht klar umrissen. Die Autoren lassen es anders als der Regionalverband Ruhr im Osten nicht nur bis Hamm, sondern bis Ahlen reichen, das mit der Zeche Westfalen montangeschichtlich zum Revier gehört. Auch die Gliederung fällt eigenwillig aus, da quer zu den Teilräumen westliches, mittleres und östliches Ruhrgebiet der namensgebende Fluss ein eigenes Kapitel erhält: Der Ruhr werden nach den Lederfabriken in Mülheim die Textilwerke in Kettwig und Kupferdreh, die Henrichshütte in Hattingen, Harkort in Hagen, Koepchenwerk in Herdecke zugeordnet, dazu Bahnanlagen und Wasserkraftwerke sowie die Anfänge in den Seitentälern Deilbach- und Muttental.

Vom linken Niederrhein bis über die Lippe läuft die Bildstrecke, die Magnaten der Industrialisierung (Haniel, Thyssen, Krupp, Gute-Hoffnungs-Hütte, Bochumer Verein, Hoesch) und die gigantischen Werkanlagen werden vorgestellt. Zur Quintessenz der Erzählung wird die Inschrift auf dem Architrav des Verwaltungsgebäudes der Dortmunder Union: "Es lobt den Mann die Arbeit und die Tat." Das Ruhrgebiet war, auch insofern ist es von gestern, eine Männer- und Arbeitswelt.

Der Zeche Zollverein in Essen sind fast achtzig Seiten gewidmet: Mitte des Potts und des Buches. Dass die Kohlenwäsche für das Ruhr Museum umgebaut wurde, ist der Schrift auf der Fassade zu entnehmen, doch über die vielen Akteure, die sich auf dem Gelände angesiedelt haben, ist nichts zu erfahren. Die Umnutzung entscheidet über das Fortleben der Denkmäler, aber wie sie aussieht, wird oft nicht oder nur stichwortartig ("Veranstaltungsort", "museale Präsentation") beantwortet. Dass der Hüttenbetrieb Meiderich zum Landschaftspark Duisburg-Nord und der Gasometer Oberhausen zum Ausstellungsdom umgestaltet wurde, wird so wenig erwähnt wie historische Ereignisse, die sich mit den Orten verbinden, etwa, dass es auf der Zeche Radbod in Bockum-Hövel 1908 zu einem schweren Grubenunglück kam, bei dem 348 Menschen starben; oder dass die Hochöfen von Phoenix-West in Dortmund nach China verkauft wurden.

Über jede Auswahl lässt sich streiten. Die markanteste Lücke des Buches tritt auf der doppelseitigen Ruhrgebietskarte als leere keilförmige Fläche hervor: Nicht nur Marl und seine Chemieindustrie, auch Recklinghausen wurde nicht berücksichtigt, obwohl hier mit der Zeche König Ludwig die Wiege der Ruhrfestspiele ("Kunst für Kohle") steht. Aber so weit wird der Begriff "Industriekultur" nicht gefasst: Die Villa Hügel, die Margarethenhöhe und mehrere Siedlungen gehören dazu, nicht aber Stadien oder Theater. Als einzige Brauerei ist Union in Dortmund vertreten: Dass das "U" auf dem Turm von Ernst Neufert entworfen wurde, wird vermerkt, dass die Videoinstallation von Adolf Winkelmann ist, nicht.

So kann der stattliche Band nicht ganz einlösen, worauf er mit Umfang, Anlage und dem günstigen Preis Anspruch erhebt: Zum Standardwerk fehlen ihm keine wesentlichen Dinge, aber viele kleine Informationen.

ANDREAS ROSSMANN

Achim Bednorz und Walter Buschmann: "Der Pott".

Industriekultur im

Ruhrgebiet.

Könemann Verlag, Köln 2020. Deutsch/ Englisch/Französisch. 640 S., Abb., geb., 39,95 [Euro].

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