Heribert Lohse war das Ergebnis einer flüchtigen Liaison zwischen einem ambitiösen Mädchen vom Lande mit einem selbstgefälligen Satrapen Adolf Hitlers. Den Namen seines Vaters hat er nie erfahren. Während seine Mutter im Nachkriegsdeutschland Karriere machte, wuchs er bei einer frommen Tante in der Eifel auf. In seiner Kindheit war die katholische Kirche noch die alles überragende moralische Instanz. Sie bestimmte das private und öffentliche Leben. Schon früh stand für Heribert Lohse fest, dass er Priester werden würde. Eine gewisse Rolle spielte dabei, dass er sich stärker zum eigenen als zum anderen Geschlecht hingezogen fühlte. Zeitlebens standen seine sexuellen Neigungen im Widerspruch zu seinen Gelübden und erwiesen sich - angesichts der hohen kirchlichen Ämter, die er bekleiden sollte - als Bürde und Bedrohung.Nachdem Heribert Lohse sich erste Sporen als Afrika-Missionar verdient hatte, machte er Karriere als Präsident eines großen Hilfswerkes und durfte sich Päpstlicher Ehrenprälat nennen. Durch seinen Hochmut und seine Hybris machte er sich viele Feinde. Nach dem Ende seiner Amtszeit wurde er von den deutschen Bischöfen als Auslandsseelsorger nach Übersee verbannt. Im brasilianischen São Paulo, einer Hochburg der freien Liebe, konnte er seine verborgene Leidenschaft ausleben. Dabei infizierte er sich mit der Immunschwäche Aids. Er hatte schon mit seinem Leben abgeschlossen, als ein unerwartetes Ereignis eintrat, das seinem Leben noch einmal eine entscheidende Wende gab.