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Prince Charles-Joseph de Ligne ist ein Mann, wie ihn sonst nur die Renaissance hervorbrachte: ein Hocharistokrat, ein begabter General, ein provozierender Autor, ein glänzender Gesprächspartner, ein großer Gartenliebhaber, ein Moralist und ein Memoirenschreiber. Sein Streben nach militärischem und literarischem Ruhm konnte sich nur messen mit seinem Liebeshunger.
Als er 16 Jahre alt war, nahm ihn sein Vater mit nach Wien, wo er dem Kaiser und der Kaiserin vorgestellt wurde. Von diesem Zeitpunkt an befand er sich bis zu seinem Tode im Alter von 79 Jahren ständig auf Reisen und konnte stolz
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Produktbeschreibung
Prince Charles-Joseph de Ligne ist ein Mann, wie ihn sonst nur die Renaissance hervorbrachte: ein Hocharistokrat, ein begabter General, ein provozierender Autor, ein glänzender Gesprächspartner, ein großer Gartenliebhaber, ein Moralist und ein Memoirenschreiber. Sein Streben nach militärischem und literarischem Ruhm konnte sich nur messen mit seinem Liebeshunger.

Als er 16 Jahre alt war, nahm ihn sein Vater mit nach Wien, wo er dem Kaiser und der Kaiserin vorgestellt wurde. Von diesem Zeitpunkt an befand er sich bis zu seinem Tode im Alter von 79 Jahren ständig auf Reisen und konnte stolz verkünden: »Ich habe sechs oder sieben Vaterländer.«

Mit seiner gewandten und produktiven Feder betätigte er sich als Autor, vor allem aber war er ein bemerkenswerter Chronist seiner Zeit. Der Freund Casanovas kannte die meisten Prominenten Europas und wurde selbst zu einer Berühmtheit: wegen seines guten Aussehens, seines Charmes und seiner Begabung zur Konversation.

Der Fürst starb während des Wiener Kongresses, auf dem die Landkarte Europas unter der Begleitmusik von Bällen und Intrigen neugestaltet wurde.
Zu einer Zeit, da sich Europa auf eine größere Integration zubewegt, hat Philip Mansel eine abwechslungsreiche Biographie dieses »mühelosen« Europäers geschrieben - eines Mannes für unsere Zeit.
Autorenporträt
Philip Mansel ist Historiker und Fellow der »Royal Historical Society«. Er lebt in London.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 11.12.2006

Ein Mann zu jeder Jahreszeit

Wollen Sie endlich mal wieder einen Vertreter der rar gewordenen Spezies "Mann zu jeder Jahreszeit" kennenlernen? Einen Europäer, wie er im Geschichtsbuch steht? Dann lesen Sie die vorliegende Lebensbeschreibung des Fürsten Charles-Joseph de Ligne (Philip Mansel: "Der Prinz Europas". Prince Charles-Joseph de Ligne 1735-1814. Aus dem Englischen von Klaus Kochmann. Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2006. 446 S., geb., 29,50 [Euro]).

Dieser flämische Standesherr, Reichsfürst und Grande von Spanien, der sich in allen europäischen Sprachen - auch auf russisch - auszudrücken vermochte, war damals keine Ausnahme. Er verkörperte den vollkommenen Aristokraten, dessen Welt die europäischen Höfe waren. Sie bildeten eine festliche Schule für Menschenkenntnis und Lebensklugheit, für den guten Geschmack und die eleganten Lebensformen. Charles-Joseph de Ligne genügte auf heiterste Weise dem Anspruch adeliger Idealität, sich selbst zu gefallen, indem man anderen gefällt. Das hieß, sich nicht um die Verbesserung des Menschengeschlechtes zu kümmern, sondern nach der Vervollkommnung der eigenen Person zu trachten. Zum Soldaten bestimmt, wurde er zu den Tugenden angehalten, die Ruhm verschaffen: Mut, Standhaftigkeit, Beharrlichkeit und Großherzigkeit.

Nichts wurde an diesem fröhlichsten Menschen seiner Zeit, wie Goethe ihn nannte, so begeistert wahrgenommen wie diese Anmut, mit der er jeden betörte und die er selbst in Jahren der Not, von den Franzosen 1794 vertrieben und enteignet, nicht verlor. Liebenswürdig und froh konnte jedoch nur werden, wer viel liebte und der reizenden Venus ebenso hingebungsvoll diente wie der ernsten Minerva mit ihren Künsten und Wissenschaften. Der Fürst de Ligne bewährte sich als verwegener Soldat. Er schrieb mit nimmermüder Feder Kriegsgeschichten, Epigramme, Operetten, Poesien und journalistische Artikel und ein bis heute als Meisterwerk geschätztes Buch über die Gartenkunst.

Vor allem aber war er ein phantasievoller und ganz offenbar phantastischer Liebhaber, der bezauberte und sich ununterbrochen bezaubern ließ, nur nicht von seiner prosaischen Ehefrau, einer Prinzessin Liechtenstein, die aber genug Liebhaber ihrer handfesten Nüchternheit fand. Im Gegensatz zu Casanova, mit dem er im Alter gerne in Bad Teplitz verkehrte, war er ein Panerotiker, der auch Männer liebte, in der Jugend drastisch und zupackend, im Alter zärtlich schwärmend. Seine Liebesbedürftigkeit und seine Lust, unentwegt Liebe zu schenken - so wie er sein Vermögen verschwendete nicht zuletzt, um anderen Freude zu bereiten -, hielten ihn jung und lebendig. Über seine leichten Eroberungen plauderte er gern in einem rüstigen Jargon, denn über Natürliches soll man natürlich reden, schon um nicht in den Geruch bürgerlicher Zimperlichkeit zu geraten.

Da er wie der Fliegende Holländer dauernd unterwegs war, kam er nie dazu, eine richtige Karriere zu machen, ob in der Diplomatie oder im Heer, obschon er zumindest den Titel eines Feldmarschalls erhielt. In Erinnerung blieb er als Genie der Umgänglichkeit, das der höfischen Welt als Folie bedurfte. So wurde er zum Entzücken aller an sämtlichen Höfen Europas. Ihn plagten keine Vorurteile, auch keine übertriebene Nachgiebigkeit im Sinne uniformierender Aufklärung. Als freier Aristokrat hielt er die Welt für ein prächtiges Universum unterschiedlicher Weltauffassungen und Welterklärungen, eigentümlicher Sitten, Lebensgewohnheiten und Vorurteile, die alle unbedingt Rücksicht erwarten durften. Er fürchtete die Langweile der Einförmigkeit, mit der Frankreich seit der Französischen Revolution Europa bedrohte.

Ein energischer Reaktionär seit 1789, versetzte er sich dann gerne, wie später Goethe, den er verehrte, in den höflichen, gesitteten Orient, je finsterer dies Europa unter dem Druck der häßlichen, scheußlichen und widerwärtigsten Nation wurde, unter dem Druck Frankreichs. Der Aristokrat, seit 1794 endgültig in Wien lebend, der Reichsfürst und kaiserliche Offizier lernte das Hassen. Als treuer Diener seines Herrn gab er sich dennoch keinen Illusionen hin über die Zukunft der Monarchien. Er sah nur noch harmlose Menschenfreunde auf den Thronen. Wer nicht mehr wagt, König zu sein, der macht sich überflüssig. Den Triumph über Napoleon zu erleben, dies Scheusal, dessen Begabungen er gleichwohl bewunderte, war ihm noch vergönnt.

Weiter reichte seine Lebensfreude nicht. Betrübt beobachtete er, wie die Lust auf Unterhaltung nachließ und ungesellige Lebensformen einer wachsenden Monotonie den Weg ebneten. Sie ist längst zur Gewohnheit geworden unter der alles umfassenden Vorherrschaft des kleinen Mannes, dessen Ruhm der Erfolg ist. Charles-Joseph de Ligne veranschaulichte glänzend als Genie der Lebenskunst mit seiner adeligen Anmut, die Würde, die Anmut und den Adel der Menschheit. Darin liegt seine besondere Leistung, und das macht sein Leben interessant gerade im Kontrast zu den "Leistungsträgern" mit elitären Ansprüchen, aber ohne Manieren und Eleganz, die heute immerzu als Repräsentanten der sittlichen Bestimmung des Menschen gefeiert werden.

EBERHARD STRAUB

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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Eberhard Straub ist geradezu verzaubert von der Persönlichkeit des Fürsten Charles-Joseph de Ligne, dessen Biografie Philip Mansel nun vorgelegt hat. Als Adeliger, Soldat, Schriftsteller und nicht zuletzt als viel gepriesener Liebhaber versammelte der Fürst alle Vorzüge des vollkommenen Aristokraten, schwärmt Straub. Detailliert erzählt er aus dem Leben De Lignets, der an allen Höfen Europas gern gesehen war und für seine vollendeten Umgangsformen gerühmt wurde. Offensichtlich hat er die Biografie von Mansel mit viel Freude und Interesse gelesen, allein, er verliert kein Wort über Buch und Autor.

© Perlentaucher Medien GmbH