Mord in höchsten Kreisen
In Ashbury, einem geheimen, von der Außenwelt abgeschnittenen Distrikt Londons, ist es Tradition, spektakuläre Kriminalfälle an den Meistbietenden zu versteigern. Mit einer gelungenen Präsentation der Aufklärung kann der Gewinner sein Prestige erheblich steigern. Ob der
Angeklagte schuldig oder nicht ist, wird nebenbei bewiesen. Verwandte von Beschuldigten sind von der…mehrMord in höchsten Kreisen
In Ashbury, einem geheimen, von der Außenwelt abgeschnittenen Distrikt Londons, ist es Tradition, spektakuläre Kriminalfälle an den Meistbietenden zu versteigern. Mit einer gelungenen Präsentation der Aufklärung kann der Gewinner sein Prestige erheblich steigern. Ob der Angeklagte schuldig oder nicht ist, wird nebenbei bewiesen. Verwandte von Beschuldigten sind von der Versteigerung ausgeschlossen. Genau in dieser Situation befindet sich der junge Adelige Garth, der im ersten Fall der Ashbury-Reihe „Das Versagen der Pahdora“ bereits als brillanter Ermittler überzeugte. Sein Vater, Lord Varesh Crafton, beauftragt ihn, die Unschuld seines älteren Halbbruders Tain Shoyn, der des Mordes bezichtigt wird, zu beweisen. Aber das scheint ein Ding der Unmöglichkeit zu sein und die Zeit drängt.
„Der Ränkelord“ ist der zweite Band der Ashbury-Reihe von Alessa de Laar. Es ist möglich, die Bände unabhängig voneinander zu lesen. Aber die Kenntnis von Garths erstem Fall erhöht Lesespaß und -verständnis beträchtlich.
Wie beweist man die Unschuld eines Angeklagten, den alle schon als überführt ansehen? Die Beweislage scheint erdrückend. Garth beginnt damit, den Tatverdächtigen, seinen Halbbruder Tain, aufzusuchen. Dieser verweigert jede Mitarbeit, erklärt sich aber für unschuldig. Dann untersucht er die Leiche des Opfers und den Tatort. Wie wurde das Mordopfer vergiftet? Er versucht, den Tathergang zu rekonstruieren, was ein Schlüsselelement zur Lösung des Falles darstellt.
Bei seiner Tätersuche unterstützen ihn der Klient des Hauses Crafton, Erro, und der Gespaltene Flyn. Viele Zeugen werden befragt und Experten werden zum Fall hinzugezogen. Ganz allmählich scheint sich der Tathergang rekonstruieren zu lassen. Ein Indiz weckt Garths besonderes Interesse und weist ihm die Richtung. Genau in dieser Situation wird er gekidnappt und damit Schachmatt gesetzt.
Alessa de Laar hat mit Ashbury eine ganz eigene magische Welt erschaffen. Wir treffen hier weder Drachen noch Elfen. Ashbury unterscheidet sich wesentlich subtiler von unserer Welt.
Dieser magische Ort verfügt über komplexe soziale und politische Strukturen. Das Justizsystem unterscheidet sich von unserem, sei es durch die Versteigerung der Kriminalfälle oder durch eine häufig vollzogene Strafe, die Spaltung, die nur mittels magischer Kräfte erfolgen kann. Die Geschichte Ashburys fließt beiläufig in die Erzählung mit ein und lasst diese Welt noch überzeugender wirken. Dazu dient auch die Isolation von der Außenwelt.
Nicht nur mit ihrer beeindruckenden Fantasie und Kreativität hat mich die Autorin beeindruckt. Mit ihrer bildhaften, lebendigen Sprache lässt sie Ashbury vor unseren Augen entstehen, mit seinen Adelsresidenzen, den sehr unterschiedlichen Vierteln oder den Wohnungen in der Kanalisation, die bedingt durch den Platzmangel entstanden sind.
Die Einwohner arbeiten als Barrierenspringer, Glyphenschreiber oder Bundbrecher, alles Berufe, die speziell für die Belange Ashburys entstanden sind. Pflanzen wie der
Seitwärtsbaum oder magische Hilfsmittel wie ein Rührlöffel, der mittels seiner eingeritzten Glyphen, Gräten aller Art anzieht, vervollständigen eine fantastische Welt.
Dankenswerterweise enthält das Buch Glossar, Namensverzeichnis und Landkarte, die sehr nützlich sind.
Die Auflösung des Falles ist der Knaller. Teilweise lag ich richtig mit meiner Einschätzung, trotzdem ist es mir nicht vollständig gelungen, Licht ins Dunkel zu bringen. Alessa de Laar hat mich mit der Identität des Täters überrascht und gleichzeitig den Fall perfekt abgeschlossen. Nicht nur Lord Crafton betrachtet Garths Beweisführung als brillant.
Mir hat es sehr gut gefallen, wie die Autorin Kriminalfall und Fantasy verschmolzen hat, meine beiden Lieblingsgenres. Noch während des Lesens habe ich mir Band eins besorgt und inzwischen verschlungen. Ich freue mich auf weitere Erzählungen mit Garth, Erro und Flyn. Speziell über die Themen Pahdora und Wandler, die für Ashbury eine dominante Rolle spielen, möchte ich gern mehr lesen.
Ich vergebe die volle Punktzahl und eine Leseempfehlung an alle, die wie ich Krimis und Fantasy schätzen.