Dieses Buch zeigt, daß Hegels Begriff der Religion genuin philosophischer Natur ist, und stellt sich damit gegen die vorwiegend theologisch bestimmte Auslegung der Hegelschen Religionsphilosophie. Um diesen Nachweis zu leisten, behandelt diese Studie das erste reife Werk Hegels, die Phänomenologie des Geistes, das - als methodisierte Kritik des "unwahren Wissens", als welches auch die Religion erscheint - Einleitung in und zugleich Konstitution der Wissenschaft sein will. Aufgrund dieser Bestimmung bildet dieses Werk den Rahmen für das folgende System, obwohl Hegel die genaue Beziehung von Einleitung und eigentlichem System nachträglich nochmals korrigiert. Aus der Einbettung dieser Schrift in Hegels reifes Gesamtoeuvre und der Tatsache, daß sie in der Rekonstruktion der Autonomisierung der Wissenschaft auch deren Verhältnis zur Religion reflektiert, erhellt, daß diesem Werk für die Bestimmung des Hegelschen Religionsbegriffs eine überragende Bedeutung erwachsen muß. Diese Studiebetrachtet den Religionsbegriff auf allen in diesem vielschichtigen Werk relevanten Ebenen: vom Gestaltbegriff angefangen, über die Einbettung des Religionskapitels, d.h. seine systematische Ableitung und Aufhebung im Fortgang der Darstellung, bis hin zur Abfolge der historischen Gestalten der Religion, der, wie sich zeigt, eine Logik der Säkularisierung zugrundeliegt. Damit liefert Hegel nicht nur eine säkulare Behandlung der Religion, sondern expliziert zugleich die Bedingungen ihrer Möglichkeit durch die Formulierung eines anspruchsvollen Säkularisierungstheorems.